Volltext Seite (XML)
VoiglliuiWtr Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. 8ech8umMstmziMer Jahrgang. Verantwortliche Nedaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Die^s Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher AbonnemcntSpreiS, welcher präuumsi-unäa zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post 1 Tblr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Ubr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später ein- oehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Eorpus-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen König!. Gerichtsämler und Stadträthe, für welche der Voigtlänoische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Kar! August Kretschmer, in Etsterbcrg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn C. A. Hütte! sea., in Mühtlroff bei Herrn Ehausseegelder-Einnehmer Holzmüller. R S8 18. Mai INK. Donnerstag. Heber Quellenbildung mit Bezug auf die Quellen im Milmesthale von G. Henoch. (Schluß.) Fassen wir das Vorangelassene zusammen, so kommen wir zu folgendem Schlüsse: Lus allen Gewässern der Erdoberfläche, auS dem Meere, aus den Flüssen, aus den Seen rc. steigen ununterbrochen Wasserkünste in die Atmosphäre, um so mehr, je wärmer und trockener die Luft, um so weniger, je kälter und feuchter sie ist, verdichten sich dort zu Wolken und kehren als Regen, Schnee, Hagel und Thau wieder auf die Erde zurück. Hier fließen sie von höheren Stellen nach niederen, bilden Bäche, Flüsse re. und sammeln sich endlich im Meere, den ewigen Kreislauf zu erneuern. Da aber die Erdoberfläche nicht vollkommen wasserdicht ist, sondern mehr oder weniger Wasser durchläßt, so dringt stets ein Theil der wässerigen Niederschläge in die Erde ein und nimmt einen unter irdischen Lauf. Tas bis zu gewissen Tiefen gedrungene Wasser kommt entweder an tieferen Stellen der Erdoberfläche selbstständig zum Vorschein, oder es setzt seinen unterirdischen Lauf bis zu benachbarten Bächen, Flüssen oder Meeren fort. Je wasserdurchlassender nun die dem Eindringen der Meteorwässer aus gesetzten Erdschichten sind, desto größere Wasserquantitäten werden sie in sich aufnehmen und desto reicher werden sie auch an Quellwasser sein, während eine wasserdichte oder nahezu wasserdichte Oberlage dem größeren Theil der Mcteor- wasscr Zeit zur Verdunstung läßt oder dieselben in Form von oberirdischen Bächen und Flüssen in die Niederungen ableitet. Tas auf Wasserdurchlassente Erd- und Gesteinsschichten niederfallende Meteorwasser sinkt in Folge seiner Schwere und flüssigen Beschaffenheit beständig abwärts. Seine Bewegung ist langsam oder schnell, je nach den Zwischenräumen des Bodens, den es unterwegs trifft. Die einzelnen Wassertheilchen treffen ;n- sammen, verbinden sich mit einander, bilden unzählige und kaum bemerkbare Aederchen, die nach und nach wachsen und zu bemerkoaren Wasserfäden werden. Diese Wasserfäden dringen immer tiefer unter die Erde, nehmen andere in sich auf, treffen endlich auf wasserdichte Unterlagen, deren Neigung sie folgen und bilden alsdann unterirdische Wasserläufe, deren Volumen mit der Entfernung vom Orte ihres Ursprungs wächst. Wenn man also eine Quelle entspringen, sieht, darf man sich nicht vorstellen, daß sie unter der Erde in ihrer ganzen Länge einen einzigen horizontalen Wasserlauf mit stets gleichem Volumen bildet. Jede Quelle ist, wie ein oberirdischer Bach oder Fluß, das Produkt einer un endlichen Menge von kleinen Wasseradern und Faden, die sich in einander er gießen, anwachsen und, indem sie weiter vordringen, endlich den Wasserlauf bilden, den man an der Oberfläche erscheinen sieht. Hat eine Quelle einen langen Lauf, ehe sie an die Oberfläche tritt und sind die Canäle, durch welche ihre Adern sich während ihres Abwärtsdringens durcharbeiten müssen, eng, so wird es einer geraumen Zeit bedürfen, ehe die heute als Meteorwässer niedergegangenen Massen an dem sichtbaren AuSfluß- punkte der Quelle zu Tage treten; ist der Lauf einer Quelle kurz und die Canäle, durch die ihre Adern fließen, weit, so wird sich der Regen in viel kürzerer Zeit durch die Ergiebigkeit der Quelle äußern, aber bei anhaltender Dürre ein schnelleres Nachlassen und Versiegen zur Folge haben. Auf den vorangelafsenen Principien, die selbstverständlich dem Zwecke dieses Aufsatzes entsprechend nur dem Laien ein Bilv über die Entstehunzsart der Quellen geben sollen, basiren meine Wasseraufschluß-Arbeitcn, basirte auch mein Gutachten, das zu dem Bau der Wasserleitung in Plauen Veranlassung ge geben hat. Das Quellengebiet des Unterlosaer und des Meßbacher ThaleS bieten den Meteorwäsfern einen Nieverschlagsraum, groß genug, um, falls nur der auf ihn fallenden Regenmenge zur Quellenbilvung in den Boden ausgenommen wird, das von mir als Erforderniß zur Wasserversorgung von Planen hin gestellte Quellwasserquantum zu liefern, und mehrfache Messungen haben constatirt, daß dieses Resultat reichlich erzielt ist. Die beispiellose Dürre, die wir seit dem September vorigen Jahres gehabt haben, (das Thauwerter dieses Frühjahres hat bei der tief durchfrorenen Erd kruste wenig Wasser in die Tiefe einführen können) hat die Quellen unserer Wasserleitung einer Prüfung unterzogen, die sie mehr als zufriedenstellend be standen und hat bewiesen, daß ein mehrmonatlicher Zwischenraum zwischen aus giebigen Meteorniederschlägen bei dem langen unterirdischen Lauf unserer Quell wässer die Anlage nicht schädlich zu alteriren vermag. — Damit soll kemeswegs gesagt sein, daß unsere Quellen in keinerlei Weise den Fluctuationen der Witterung ausgesetzt wären. Im Gegentheile werden ausgiebige Regen oder anhaltende Dürre nicht ohne Einfluß auf die Ergiebigkeit derselben bleiben und das aus ihnen geförderte Wasserquantnm periodisch unter die als Normalquantum angegebene Wassermasse von 60,000 Cubikfuß pro Tag fallen, periodisch dasselbe übersteigen. — Den durch die Wllterungsverhältmsse bedingten Fluctuatiouen in der Ergiebigkeit entziehen sich eben so wenig die Quellen der Elster, als die - der Elbe, der Donau und noch größerer Ströme und haben demnach auch die ! MllmeSquellen keinerlei Veranlassung, hiervon eine Ausnahme zu machen. Ich habe diesen Uebelstand, den übrigens jede andere Wasserversorgung mit der von uns im Bau begriffenen gemein hat, dadurch zu paralisireu ge sucht, daß ich eine Anzahl von Quellen mit kurzem Lauf, sogenannte Hunger quellen , mit in den Bereich der Anlagen eingezogen habe. Da dieselben unmitkelbar nach starken Regengüssen sogleich stark ausgießen, so werden sie die Wasserversorgung der Stadt zu einer Zeit wirksam unter stützen, in der die Hauptquellen, die nach Regengüssen nicht momentan beeinflußt werden, ihre geringste Ergiebigkeit zeigen. Aehnliche Hungerquellen sind im Ganzen 7 gefaßt; bei der jetzigen Trocken heit sind dieselben selbstverständlich nahezu wasserlos. Unter diesen Umständen kann man den jetzigen Wasserstano der Quellen als eine Minimalleistung derselben ansehen. Die am 13. und 15. d. M. vorgenommenen Messungen ergaben in dem nunmehr vollendeten Meßbachthale ein Ergebniß von 28000 Cubikfuß pr. 24 Stunden, also doppelt soviel, als die alte Syraleitung liefert. Hiernach müßte sich das am heutigen Tage realisicbare Wasserquantum aller 3 Thäler auf ca. 63000 Cubikfuß Pr. 24 Stunden stellen, ein Quantum, das immerhin noch eine Zutheilung von 72 Dresdener Kannen Masters pr. Tag an jeden Ein wohner der Stadt gestatten würde. Selbstverständlich sind diese Messungen an den Quellen selbst vorgenommen und nicht im Milmesbach nächst der Stadt, der durch die sengenden Strahlen der Sonne, durch die Versickerung in seinem durchlassenden Bette und durch die Verwendung zur Wiesenbewästerung während seines 5000, Ellen langen Laufes mindestens 50 Procent seines ursprünglichen