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274 Desto tiefer hat es Mick geschmerzt, daß die zweite Stadt des Landes, in der Ich gern weilte, in der Ich so oft Beweise treuer Liebe und hochherziger Gesinnung em pfing, daß das vielfach gesegnete und blühende Leipzig der Schauplatz eines unwürdigen Frevels gewesen, daß dort das heilige Gesetz verletzt worden, verletzt in der Person Meines vielgeliebten Bruders, der Sich in Erfüllung des Berufs, den Er aus reiner Liebe zum Vaterland über nommen, arglos und voll Vertrauens wie sonst, in die Mitte von Leipzigs Bürgern begeben hatte. Es erfüllt Mich mit tiefer Betrübniß, daß man sich nicht entblödet hat, durch eben so grundlose als unwürdige Gerüchte die Meinung des Volkes aufzuregen und Ich warne ernstlich und väterlich davor, ihnen Glauben beizu messen. Ich beklage innig die vielleicht ganz schuldlosen Opfer, die in Folge des nölhig gewordenen Einschreitens der be waffneten Macht gefallen sind. Strenge Untersuchung der stattgefundenen Unordnungen und eine unbefangene Betrachtung des Verfahrens der Be hörden wird Licht über das Ganze verbreiten und das fer nere Zusammenwirken aller Gutgesinnten wird die herge stellte äußere Ordnung erhalten, so daß es hoffentlich nicht ernsterer Maßregeln bedürfen wird, um dem Gesetz seine Geltung zu verschaffen. Aber mit tiefem Schmerz muß ich es aussprechen: Wankend geworden ist Mein altes Vertrauen zu einer Stadt, in deren Milte auch nur der Ge danke einer solchen Handlung entstehen, unter deren Augen er ausgeführt werden konnte. Mit Ernst und Milde rickte Ich darum an die große Zahl der Gutgesinnten Leipzigs, denen das Wohl des Va terlandes und der Stadt und die Eyre des sächsischen Na mens am Herzen liegt, Mein Königliches Wort: mögen sie sich fest an Thron und Verfassung an schließen, mögen sie mit Würde und Kraft den Bestrebungen derer entgegentreten, die nickt verfas sungsmäßige Ordnung, sondern die zügellose Herr schaft Aller wollen, auf daß dos Gesetz heilig ge halten werde in aller Zeit und Ich mit dem alten Vertrauen auf eine Stadt blicken könne, die Mei nem Herzen stets theuer gewesen ist." Diese Antwort ist durch einen Commissarius, den Wirklichen Geheimen Rath v. Langenn, dem Stadtrathe und den Stadtverordneten in einer Versammlung, wozu auch der Commandant und die Bataillons-Ehes der Com- munalgarde sich eingesunden hatten, übergeben worden. Arndt über Napoleons Gesichtsbildung. Arndt hat seine zu verschiedenen Zeiten gedruckten klei nen Schriften, vermehrt mit mehreren bisher ungedrucktcn Abhandlungen, unter dem Gesammnitel: „Arndt's Schriften für und an seine lieben Deutschen," in drei starken Bän den soeben bei Weidmann in Leipzig herausgegeben und sie verdienen in mehr als einer Hinsicht die Beachtung des deutschen Volkes. Der Verfasser ist längst als einer der heftigsten Gegner Napoleons bekannt gewesen und bei der Besprechung einer Sammlung von Portraits berühmter Italiener äußert er sich in folgender Weise über das Gesicht Napoleons: Was spricht aus diesem Gesicht von 1812, wo der Fürchterliche noch in vollem Glanze seiner Majestät dastand und den Kurzsichtigen auch auf dem Gipfel seiner Macht zu stehen schien, auf welchem er im Herbst 1807 stand? Dies Gesicht spricht Gewalt, Verachtung und Lhohn, es spricht: ich bin, der es kann und der Alles wollen darf, weil die Menschen keines menschlichen Wollens werth sind. Edles, etwas Sehnsüchtiges, selbst den siegreichsten Helden Unerfüllbares und Unerreichbares, wie es auf den breiten erhabenen Stirnen eines Alexanders, Cäsars, Friedrichs II. thronend gedacht werden darf, hat nimmer auf seiner Stirn gethront. Es war —was man selbst auf den Bildern, die den Jüngling darstellen, am klarsten sieht — die enge kurze Stirn des Falken, wodurch viele glückliche und geschwinde Schlachtengcwinner ausgezeichnet gewesen sind. Diese Stirn und Nase, überhaupt der Obertheil des Gesichts, schön und ebenmäßig, obgleich die kleinen scharfen Augen immer wie Lämpchen aus einem düstern Kerker herausgeleucktet haben; das Untergesicht zugleich dürftig und gemein; einlippenloser, herzloser und kußloser Mund, bissig und scharf zusammen gezogen, Backenknochen und Kinn für breite thiensche Ge lüste zu dick und weit ausspringend, voll Unbarmherzigkeit und Unersättlichkeit, — kurz als Menschcnzermalmer und Menschenverächter gezeichnet. Mag die Geschichte ihm als seinem zum Theil räthselhaften iu8trumontum üvi seine Stelle anweisen, unter die Schöpfer und Wiederhersteller des Geschlechts, oder als einen, in dessen finsterer Seele nur je ein Gedanke für die Veredlung und Beglückung desselben aufgedämmert wäre, sollt ihr mir diesen nicht einschieben. Bekanntmachungen. Kirchliche Anzeigen. mit Jgfr. Christ. Wilh. Schneider. SS) Mstr. Joh. Glkeb.Koch, B. Vom 11. bis mit 18. August wurden u. Weber, mit Christ. Wilhelm. Hartung. 60) Carl Glob Förster, I. getraut: 58) Mstr. Ernst Glob. Porst, B. ».Posamentier, Weberges., mit Joh. Christ. Rosenhauer.