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räumt und alle Zugänge frei gemacht, wenn nicht die Haupt- anstifter des Hochverraths im Rathhause gesessen hatten. Es war empörend, zu sehen, wie diese rebellischen Stadrrälhe vom Balcon des Rathhauses herab mit dem kleinen Haufen nichtswürdigsten Gesindels liebäugelten und unter dem An« schein, als machten sie einem übermächtigen Volkshaufen Zu geständnisse, ihre eigenen Wunsche vollzogen: Commandant Lentz mußte abdanken, ward gemißhandelt und endlich gar verhaftet, weil er seinen Eid nicht brechen und die Bürger wehr zur Leibgarde der Revolution nicht hergeben wollte. Das Eommando wurde einem Republikaner Adv. Heinz und gleich darauf dem früher in griechischen Diensten gewesenen Oberstleutnant Heinze übertragen, und der erbärmliche Pöbel haufen, welcher mit hundert Mann guter Eommunalgarde nach allen Weltgegenden verjagt werden konnte, vernahm jubelnd seinen ersten und wohlfeilen Sieg. Der brave Commandant des 4. Batailons wollte seiner Mannschaft nicht länger zumuthen, den Unfug müßig anzu- schen, und führte sie an die Mündung der Kreuzgaffe, wo eben der Markt mit einer Barricade versperrt werden sollte. Wie Spreu flog der Pöbel auseinander. In wenigen Mi nuten war keine Spur von der Barricade mehr zu sehen; das 4. Bataillon stand in einer sehr günstigen Stellung gegen Angriffe gedeckt und hielt einen der wichtigsten Zugänge zum Markte offen. Plötzlich kam der Befehl, diese schöne Stellung zu verlassen; das Bataillon mußte wieder auf den Markt und hatte natürlich kaum seine Stellung an der Kreuz gasse verlassen, als von Neuem dort eine Barricade sich er» hob und zwar eine der gefährlichsten, welche von keiner Seite mit schwerem Geschütz anzugreifen war. An der Spitze einer schauderhaften Bande erschien Herr Tzschirner*), welcher das Bataillon aufhctzen und in den Slraßcnkampf verwickeln wollte. Er wurde von den Officieren zurückgewiesen und marschirte mit seinem Gefolge nach der Seegasse ab, von welcher gleich darauf die Kunde kam, daß ein Verkaufsladen, in welchem man Munition suchte, erbrochen und an halb- trunkene Spießgesellen Geld verthcilt worden sei. In der Nähe des Rheinischen Hofes ward sofort die Seegasse durch eine Barricade versperrt. Nunmehr war die Bürgsrwehr auf dem Markte von allen Seiten in Barricaden eingeschlossen und jetzt ließ der neue Commandant der Eommunalgarde, Oberstleutnant Heinze, in der Meinung, daß die Bürgerwehr bei ihrer verzweifelten Stellung wahrscheinlich jedes Com- mando annehmen müsse, dem Bataillonscommandanten Böhme Befehl geben, die Barricaden zu besetzen und „sowohl gegen das Volk als gegen das Militär zu vertheidigen." Vielleicht glaubte der Obercommandant den Bataillonsführer durch den neutralen Wortklang dieses Befehls zu täuschen; die Schlinge war aber zu grob und der Führer des 4. Ba taillons fragte vielmehr seine Hauptleute, ob sie sich entschlie ßen könnten, die Barricaden auch gegen das Militär zu ver- theidigen. Die Antwort fiel einstimmig verneinend aus und *) Dat Dresdner Journal sagt, Lzschirner sei am ersten Lage nicht in Dresden gewesen. Am 3. Mai war Lzschirner da. Ich selbst habe alt Gardist Herrn Tzschiroer Nachmittag nach S Uhr gesehen und sprechen hören, al« er an unser Bataillon herantrat, um unt aufzu« Hetzen. Unsre trefflichen Offkciere wiesen ihn mit den Worten zurück, daß mit der Mannschaft Niemand zu reden habe alt Oficirre, worauf sich Herr Lzschirner mit seiner Kotte nach der Seegaffe entfernte. H. Häpe. das Bataillon wurde von seinem Anführer über die wo es mit Mühe noch neben der Barricade hindurchkoiW^ konnte, nach dem Pirnaischen Platze zurückgeführt, cs hier auseinander trat, kam spornstreichs vom danten Heinze gesendet der Adjutant Zychlinski und den Bataillonscommandanten zur Rede, wie derselbe tjMM seine Truppen vom Markte habe hinwegführen ihm der wackere Bataillonscommandant nach VerdienstW"? wortete, rief Zychlinski Freiwillige auf zum Kampfe das Militär und den König. Aus dem ganzen ' folgten ihm nicht 20 Mann. Die Compagnien wurkenW^" Abtreten commandirt und gingen auch sofort ausmWZ? während vr. Meinert, Gardist der 15. Compagnie undW^ schieden freisinniger" Schreier, noch mit schwachem eine feurige Anrede versuchte. Die Mannschaft der wehr, welche von diesem Augenblicke an noch auf demM!^ blieb, war entschieden revolutionär und begann dcuBaM^ Barricaden theils selbstthätig zu fördern, theils mikM^ Waffen gegen Unterbrechungen zu schützen. DW'/ So wurde die Revolution angeschürt. Von dengehW^ Plänen derselben war nur das revolutionäre auf dem Rathhause unterrichtet; der dumme PHWrW^W es nie um etwas Anderes zu thun gewesen als um kiW^ monstration für die Reichsverfassung, ließ sich mißlmW^n ohne zu bedenken, welche Folgen aus der ersten AbwcW^ vom Boden des Gesetzes entspringen könnten. Er die Sache nicht so gefährlich gedacht; als der entscheW"'> Kampf ausgebrochen war, verschwand er auch fast feine Waffen kamen in die Hände der Banden, kiW^f" außen her zugezogen waren. Er tauschte sich hier wie kurz vorher bei der Wahl der Stadtverordneten. . hatte er, theils geködert, theils eingeschüchtert vomW"!" landsverein, nicht Männer gewählt, welche durch heit, Kenntnisse und Erfahrung den ungünstigen nissen der Dresdner Stadtgemeinde einigermaßen auWE konnten, sondern größtentheils Leute, die sich als poW^r Schreier hcrvorgelhan, so daß bas Collegium der ordneten in seiner Mehrheit den Vaterlandsvcrein rcpräilW^ Daß die Wahl der neuen Stadträthe durch ein legium im gleichen Sinne aussiel, versteht sich vonW^rge und daß derartige Subjecte ihr städtisches Amt zu poliW" Zwecken mißbrauchen, ob auch die Stadt darüber zu<W. " gehe, ist nichts Unerhörtes. Diese Stadträthe und ordneten haben den Knoten der Verwickelung geschürW"^ haben den Ausstand nicht unterdrückt, wie ihre PflichiW°^ sen wäre, sondern sogar die Eommunalgarde verhilf 7^ das Gesetz und die Ordnung zu vertheidigen, und die kW einer Revolution übernommen, bei der sie die Rolle deWI. den spielten, welcher einen fürchterlichen Brand anzM"""! aber nicht löschen kann?) Bald hatten, nachdem die ' schen Behörden den Brandgehürig groß gezogen und geM"!, die fürchterlichsten Schreckcnsmänner sich der OberheiW^. bemächtigt, und nunmehr empfindet die Stadt an den - einer Straßenschlacht, an vielen verwaisten Familien, aW *) Die städtische» Behörden wurden schon Nachmittage Rathhause verdrängt und nebst einigen Stadträthe», von Unterstützung de« Aufruhr« zu erwarten, sondern eher erfüllung zu fürchten war, ,. B. Pfotenhauer, bei Tag gefangen gehalten, um die Befehle der provisorischen zwungen zu vollziehen,