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oigtländischer Anzeiger. S e ch s zigst er ^ah r g <»« g. Verantwortliche Redaction: vr. G. Jahn. Druck und »erlag von Moritz Wieprecht In Plauen. cher Abonnementspreis für dieses Blatt, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 6 Ngr. — Die ZnsertionSgebühren rden mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet, größere Schrift nach Verhältniß deS Raumes. — abend. V«. S. Juni L8LV Reichsverfaffung und die rothe Re publik in Dresden (Fortsetzung.) 1 Vormittag des 3. Mai ward vom Stadtrath gemein- ch mit den Stadtverordneten die oben bereits erwähnte und bald darauf auch die Adresse der Bürgerwehr Könige überreicht, der jedoch in seinen Antworten fest M die Bürgerwehr namentlich an ihre Pflicht für Haltung der Ordnung und Sicherheit erinnerte. Mit- lgen 1 Uhr wurde die Bürgerwehr durch Appell und anschlage versammelt, um die Antwort des Königs nhmen und die gestern beschlossene Parade abzuhalten, mmunalgardenausschuß hatte die Erlaubniß zu dieser mlung der Bürgerwehr gegeben und der Commandant reicher damit nicht einverstanden war, seine Entlassung nm. Das General-Commando aber genehmigte diese ung nicht, sondern verbot die beschlossene Parade als ^gesetzliche bewaffnete Demonstration; in Folge Dessen > die einzelnen Bataillone auf ihren Sammelplätzen, ien die Antwort des Königs auf die Adresse mitge- ward, sofort wieder zum Abtreten commandirt und >, bis auf einige Widerspenstige, Folge. Ein Bataillon m Commandanten Lentz jedoch zurückgehalten und vor athhause ausgestellt worden, weil beim Appell außer irgerwehr auch eine große Menschenmasse sich auf den n gesammelt hatte. Gegen 4 Uhr versuchte eine wilde das Zeughaus zu stürmen, welches durch eine Abtheilung ie und Linie vom Regiment Prinz Albert besetzt war: zum Gebrauche der Waffen, die Erbitterung des Vol- rde gesteigert, indem man einen der Gefallenen mit egter Wunde durch die Straßen fuhr, und der General- rief abermals die Communalgarde zu den Waffen, mmunalgarde erschien so zahlreich, als es unter solchen lmffen erwartet werden konnte. Eine Menge Gesindel ch auf den Straßen umher, aber noch war die Gefahr groß, daß pflichtmäßiges Auftreten der Communal- >cht jede weitere Ruhestörung hätte beseitigen können, olksmasse hatte noch keinen Anführer, keinen Plan, Zusammenhalt, keine Waffen. Gegen 5 Uhr ward Heilung des 5. Bataillons der Communalgarde, welche Begriff war, von der innern Rampischen Gasse auf Oausplatz zu rücken, durch einen aus dem Zeughofe anstürmenden Pöbel gefallenen Kartätschenschuß ge- und kam mit einer Masse Pöbels in vollster Auflösung nach dem Altmarkt gestromt, wo die oben erwähnte Abtheilung vor dem Rathhause aufgestellt und inmittelst auch das 4. Bataillon eingetroffen war. Von diesem Augenblicke an nahm der Aufruhr eine andere Wendung, ganze Trupps verwoge ner Menschen stürzten schreiend und lärmend herbei, forderten die Communalgarde auf, das Zeughaus stürmen zu helfen, und die Straßenbuben begannen vor den Augen der Com munalgarde die Ausgänge des Marktplatzes mit Barricaden zu versperren. In diesem Momente zeigte sich, wer die Bewegung leitete; die jüngst gewählten radicalen Mitglieder des hochedlen Stadt- rathes dirigirten in höchst eigener Person vom Balcon des Rathhauses herab die Revolution. Die Stadträthe Hitzschold, vr. Minkwitz, Prof. Richter und Andere standen auf dem Balcon und schmeichelten einer untenstehenden Rotte des ver wegensten Gesindels mit schönen Verheißungeä. Eine schwarz- rothgoldne Fahne ward auf den Balcon des Rathhauses auf gepflanzt und die Communalgarde mußte zusehen, wie die Barricaden, deren Zerstörung ein Kinderspiel gewesen wäre, weil sie erbärmlich gebaut und gar nicht vertheidigt waren, an allen Zugängen des Markles mehr und mehr befestigt wurden. Sie mußte zusehen, das scharfgeladene Gewehr beim Fuß; denn der Barricadenbau geschah unter dem Schutze und der Leitung des Stadtrathes, welcher sich seines Eides und seiner Pflicht entschlug und mit dem Wohle der Stadt ein vermessenes Spiel trieb. Dieser edle Magistrat hatte auch dafür gesorgt, daß das Material zu den Barricaden gleich auf dem Platze war; denn er hatte die Marktbuden nicht Hinwegräumen lassen, obgleich schon Tags vorher Niemand besser wissen konnte, was losgehen würde, als die „entschieden freisinnigen Mitglieder des hochweisen Stadtraths zu Dresden." Commandant Lentz, seiner Pflicht getreu, gab Befehl, daß die vor dem Rathhause stehende Bürgerwehr die Barricaden wegnehmen und den Fortbau derselben verhindern sollte. Dem Befehle wurde der Gehorsam verweigert. DaS 4. Batailloü, welches auf der Mitte des Marktes stand und mit Freudett seiner Pflicht genügt haben würde, erhielt keinen Befehl und mußte dem ganzen Unfuge zuschauen, fortwährend bestürmt durch die Zurufe, die lügenhaften Berichte und die ver brecherischen Aufforderungen des revoltirenden PöbelS. Noch war es Zeit, das Gesetz zu schützen; der Pöbelhaufen vor dem Rathhause war nicht 400 Mann stark; Waffen waren noch gar nicht da. Ein geschickter Aufmarsch der Communal- garde hätte ohne Blutvergießen den ganzen Markt sicher ge-