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343 das Schloß. Die Nacht schien hierauf ohne um tumultuarische Auftritte vorübergehen zu sollen, als 't nach 11 Uhr zuerst einzelne Schüsse, dann auch Pe- gehört wurde. Ein Volkshaufe stürzte, in die henll^Lufregung versetzt, mit dem Rufe durch die Straßen: sind da! Waffen! Waffen!" Allein,es ergab >ch die Schüsse von solchen herrührten, welche sich im l. Tages bewaffnet hatten und nun auf dem Königs- um die Stadt in Allarm zu setzen, in der "tEü^ig, daß die Preußen, welche von den Zuzüglern in gesehen worden waren, nach Leipzig bestimmt seien. t GoijWan jedoch dießmal den Markt rechtzeitig abgesperrt hwer Wso verlief sich die Menge bald, nachdem das Feuer anf- ich v°Whatte, ohne daß Preußen erschienen wären. Die er- kselbliW Subscription zum Ankauf von Waffen scheint nicht zu haben, den man erwartete., t dti Wipziq, 6. Mai. Um 3 Uhr fand abermals eine de- zu irische Volksversammlung im Hofe der Bürgerschule statt, neu uWcher die Führer dem Volke Vorwürfe über seine un- ie WiM Haltung machten und es aufforderten, sich die Waf- l mMie ihm der Stadtrath nicht gebe, mit Gewalt zu er- -, wü^n. Die freiwillige Subscriplion scheint also in der m PsMnicht den erwarteten Erfolg gehabt zu haben. Der sse siiMuß der vereinigten Vereine erklärte hierauf durch einen sordaW, daß er sein Mandat niederlege, soweit es darin be- unnMnit den Behörden zu unterhandeln, und die Versamm- gekttiMckließe, soweit sie von ihm berufen sei. Die Menge — llWdiesmal zum größeren Theile aus Neugierigen zu be- m siM wie sich wenigstens daraus schließen läßt, daß der Ruf von lMzichenden Menge nach Waffen, trotz der anfeuernden wlich M diesmal unverhältnißmäßig schwächer erscholl als sonst BilkWiß eine Viertelstunde darauf nur noch ein nicht eben ZabiW Haufe vor dem Schlosse, in dem man Waffen ver- I glaubt, versammelt war. (Ueber die Vorgänge vor g dnMchloffe siehe den nachfolgenden Bericht.) Hinsichtlich oritzlWstem Abend hier angekommenen Zuzüge bemerken wir, rn niWn Theil heute Morgen ganz in der Frühe und ein an der Wspäter um 11 Uhr nach Dresden abgegangen ist; ein mnl/Mr Theil soll wieder in Vie Heimath zurückgekehrt sein, m ZMipzig, 6. Mai. Heute Mittag kurz vor 5 Uhr ver- d, diWem Haufen Ruhestörer den Eingang des Schlosses von denWurgstraße aus zu forciren. Das Pflaster ward aufge- >n ZM das starke Piquet der Communalgarde, welches den n woMng besetzt hatte, ward mit Steinen geworfen, das höl- n unlWAatterlhor von den Tumultuanten gesprengt und einzelne suchten aus einem nahestehenden Hause Wagen her- getnM schaffen, um eine Barricade zu bauen. Eine herbei- ark Mmene starke Patrouille vertrieb die Unruhigen. 6 Uhr. , daWkingang des Schlosses wird von der Communalgarde de, W besetzt. Die Menge verläuft sich hier. ntuqMipzig, 6. Mai. Folgende Placate sind hier erschie- W„Beschluß des Raths und der Stadtverord- e naM zu Leipzig vom 6. Mai Vorm. In Anbetracht, undMas dermalige König!. Ministerium in seiner amtlichen DieMkeit durch den Conflict, welcher zwischen der Krone t durMem Volke in Folge verweigerter Anerkennung der deut- worlMLerfassung ausgebrochen, beengt ist; — in Anbetracht, ladnWie Stadt Leipzig die Vermittelung der deutschen Cent- gnj^alt angerufen hat; — in Anbetracht, daß die in Dres- e kiW^etretene provisorische Regierung einen andern Weg eingeschlagen hat alS die Vertretung der Stadt Leipzig; — in Anbetracht, daß nur ein Ministerium, welches sich für An erkennung der deutschen Verfassung ausspricht, die volle Kraft der Regierungsgewalt in Sachsen, die nur da ist, wo sie im Volke wurzelt, wieder erwerben kann, wird beschlossen und hiermit veröffentlicht: die Gemeinde Leipzig stellt sich bis zu Austrag der Conflicte zwischen Krone und Volk unter den Schutz der deutschen Centralgewalt. — Leipzig, den 6. Mai 1849. — Der Rath und die Stadtverordneten der Stadt Leipzig. Klinger. Werner." Leipzig, 7. Mai. Die verwichene Nacht ist es auch in Leipzig zum Blutvergießen gekommen. Schon am Nachmitag waren von den Tumultuanten bei Gelegenheit der Zerstörung des Schloßgatters durch Steinwürfe drei Communalgardisten leicht, einer aber schwer verwundet worden, ohne daß Dies ein besonderes Aufsehen erregt hätte. Der Schloßplatz wurde geräumt und man erwartete trotz der fulminanten Reden der Führer vom Nachmittag die Nacht ruhig verstreichen zu sehen, als gegen 9 Uhr ein Volkshaufe in geschlossenen Reihen die Straßen der Stadt durchzog und sich zum Petersthor hinaus nach der äußeren Seite des Schlosses wendete. Dort wurde ein an sich unbedeutender Conflict dazu benutzt, durch geradezu lügenhafte Gerüchte die Leidenschaften der Masse zu ent flammen und sie in blinder Wuth zu einem Aufstandsversuch zu treiben, der Menschenleben gekostet und die Stadt in die äußerste Bestürzung versetzt hat. Die Menge empfing nämlich die heranreitende Escadron der Communalgarde mit Geschrei und Steinwürfen, ja es wurde sogar aus der Menge ein Terzerol auf sie abgefeuert. Die Escadron konnte die dadurch scheu gemachten Pferde nicht ganz in ihrer Gewalt behalten, u. so geschah es, daß ein Mann, der sich gegenwärtig im Hospitale unter ärztlicher Behandlung befindet, überritten und durch einen Hufschlag heftig an der Stirn verwundet wurde. Aus diesem einfachen Verlaufe machte erhitzte Einbildungskraft oder Böswil ligkeit das Gerücht, die Escadron sei in reinem Uebermuthe in die Menge hineingesprengt und einer der Reiter habe ohne alle Veranlassung unter die Menge gefeuert und jenen Mann getödtet, den man unter wildem Geschrei nach Rache zum Petersthore hereintrug. Es fehlte nicht an Augenzeugen, die jene That gesehen haben wollten, man nannte sogar den Na men des Thäters und trug den Helm, den er verloren haben sollte, als Standarte und Rachezeichen umher. Im Nu er scholl auch durch die ganze innere Stadt das Getöse der zu Barricaden niedergeworfenen Meßstände und Waatenkisten und der Schläge gegen den Meißncr'schen Gewehrladen im Thomasgäßchen, der erbrochen und geplündert wurde. Die Communalgarde sah sich genöthigt, zuerst an jener Ecke des Marktes Feuer zu geben. Die Wuth der Menge stieg. Es folgten sich mehrere Stunden lang, jedoch in längeren Zwi schenräumen, mehrere Pelotonfeuer, durch die man die Tu- * multuanten zwang, die am Thomaskirchhof, an der Reichs straße und am neuen Neumarkt errichteten Barricaden zu räumen. Die größte und festeste Barricade hatte man am Grimmaischen Thore am Cafe Franyais errichtet, gegen die während der Dauer der Nacht von Seiten der Communal- gqrde auch ein ernstlicher Angriff nicht gemacht wurde. Nicht wenig wurde aber die Bestürzung der Stadt und das Schauerliche der ganzen Scene erhöht, als plötzlich vom Augustusplatz die Helle Lohe emporschlug und das Gerücht sich verbreitete,, man habe sämmtliche Buden, die den