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Migtländischer Anzeiger. Sechszigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction: vr. G Jahn. Druck und «rrlag von Moritz Tüieprecht in Plauen. «bonnement-prei» für diese» Blatt I Thlr. 6 Ngr. — Die ZnsertionSgebüdren werden mit 1 Reugroschen für die spaltene Evrvus-Zeile berechnet, größere Schrift nach Verdältniß des Raume». — abend. ^32 17. März L82V. zukünftige Oberhaupt Deutschlands *) bs für ein Oberhaupt wird Deutschland bei der cnd- Mstellung seiner Verfassung erhalten? Daß ist wohl Öligste Frage, welche jetzt nicht bloß die Nationalver- zmg zu Frankfurt, sondern alle diejenigen beschäftigt, irgend an der Entwickelung Deutschlands zu einem tsstaale Antheil nehmen, welche ihr Vaterland lieben, ^rum wünschen, daß eß eins, frei und stark werde, pe Frage nach dem zukünftigen Oderhauplc Deulschlandß t bloß eine wichtige, sie ist auch eine der schwierigsten rwickeltstcn. Ware sie daS nicht, so würde die Ver eng in Frankfurt, in deren Mille eine so große Anzahl lr und keutschgcstnnter Manner sitzen, nicht zu dem urdigen Ergebniß gekommen sein, bei der ersten Ad lig über die betreffenden Paragraphen des Perfassungs- fs keim wirkliche Entscheidung gefaßt zu haben, so sie sich nicht jetzt noch in zwei große, sich einander d die Woge haltende Lager spallen, und eß nicht immer »gewiß sein, welches von ihnen bei der zweiten noch lgenden Abstimmung den Sieg davon tragen werde, ßrage ist so schwierig, w;il sie von den verschiedensten ^ous betrachtet werden kann, und so viele verwickelte lniffe dabei berücksichtigt werden müssen. Die Frage ein zukünftigen Oberhaupte Deutschlands wird anders ortet werten von dem, welcher mehr sein Gefühl, seine erung für ein liebgewordenes Ideal vorwalten laßt, wünscht, daß Deutschland sein möchte, als von dem, bei derselben Begeisterung für sein Vaterland doch auch »lernen, leidenschaftslosen Prüfung ihr Recht ongedeihen was ist unter den gegenwärtigen Verhältnissen mdg- oclches Ziel kann, wie die Sachen einmal liegen, erreicht Sie wird anders beantwortet werden von dem, die besonderen Interessen der einzelnen Stämme, ja auch der einzelnen Dynastien hervorhebt, als von welcher wünscht, daß dieselben mehr vor der Einheit elen; anders von dem, der eine republikanische Staals- Pbiger Aufsatz war geschn'rben noch vor dem Eintritte de» ! dem tinheillichen Oberhaupte günstigen Wendung der Dinge »furt. Es geht da« auch au» der ganzen Haltung desselben l Wir lassen ihn demungeachtrt folgen in der Ueberzeugvng, joch ganz an der Seit ist und seinem Zwecke entspreche. D. Red. form für die beste hält, als von dem, der die monarchische Slaaksform als die vorzüglichste betrachtet. Der gegenwärtige Aufsatz macht bei der Schwierigkeit der zu behandelnden Frage nicht darauf Anspruch, neue Gesichtspunkte aufzustellen, von denen aus dieselbe zu betrachten sein würde; cS möchte daS auch jetzt, nachdem so viel schon darüber verhandelt worben ist, kaum mehr möglich sein. Er beabsichtigt nur, die ein- schlagenden Verhältnisse möglichst einfach und klar barzvlegen, um denjenigen, welche weniger Gelegenheit batten, sich mit denselben zu beschäftigen, ein selbstständiges Unheil in dieser Angelegenheit zu erleichtern. Die Frage nach dem Oberhaupte Deutschlands ist nichts anderes, alß die Frage nach seiner Ein heit. Und in seiner Einheit liegt zugleich seine Macht und Freiheit. Je nachdem die Entscheidung ap-fällt, werben wir mehr oder weniger einig, mächtig und frei sein. Vereinigen sich die einzelnen Staaten Deutschland- nicht zu einem Bun desstaate, so werden wir schwach nach außen bleiben und unfrei im Innern. In den kleinen Staaten und Städtchen, wie sie bis jetzt bestanden haben, ist die Freiheit, — welche nichts anderes ist, als die unerschütterte Herrschaft der auS den Bedürfnissen der Zeit bervorgegangenen Gesetze, — fort währenden Gefahren ausgesetzt. Je kleiner eine solche Duo- dezausgabe von Staat ist, desto mehr wird das Bestehen der Freiheit bedroht, von unten durch dieleichlaufzuregenden Massen und von oben durch reaktionäre Bestrebungen der Dynastien und Negierungen. Und nach außen bedürfen wir der Einheit genau ebenso wie nach innen. Wir werden dem Auslände gegenüber so lange nichts zu bedeuten haben, als wir nicht zu einem Staate zusammengefügl sind. Wenn auf dem Meere ein Unwetter aufsteigt und der brausende Sturm die Wellen hoch auflhürmt, so wird ein großes, starkes, fest ineinander gefügtes Schiff am sichersten die Macht^eS Sturmes überwinden und feinen Weg verfolgen. Wenn aber daS Material, auS welchem ein große- Schiff hätte gezimmert werden können, dazu verschwendet worden ist, eine Menge kleiner Schiffe, Boote und Kähne zu bauen, welche gemein schaftlich miteinander die Fahrt machen wollen, so werden sie leicht olle miteinander im Sturme untergeben. Der Einheit bedürfen wir vor allem andern, und immer wieder der Einheit. Haben wir sie, dann bekommen wir da- andere, was wir brauchen, von selbst. Dem einigen Vaterlande wird jene Freiheit nicht vorenthaltcn werden