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72 daS sind die Gegenstände der politischen Bestrebungen und ihrer! Vereine, und wenn wir daher von der Leidenschaft politischer Parteiungen sprechen, so kann das, da die Reaktion hier keinen Verein hat, nur von den Verhältnissen gelten, welche durch den Gegensatz deS deutschen Vereines und des Vatcr- landSvereineS hervorgerufen werden. Eine Prüfung aber, welche von beiden diesen Vereinen zu Grunde liegenden An sichten die richtigere sei, gehört nicht hierher; nur eine Wür digung der leidenschaftlichen Erscheinungen, welche die Ver schiedenheit dieser politischen Ansichten geweckt hat. Daß beide Vereine durch gegenseitigen Zwiespalt aus einander gehalten und nur durch den Kampf mit einander verbunden werden; daß jeder sich bemüht, dem andern immer mehr Boden abzugewinnen, ja seine Gegenpartei, wenn's möglich wäre, zu sprengen, das ist natürlich; das kann, das darf nicht anders sein, so lange sie für ihre Grundsätze ein stehen. Nur den Kampf gegen die Reaktion haben sie als etwas Gemeinsames und da es diesen bei uns in Sachsen zur Zeit noch nicht giebt, so haben sie eben nichts Gemein sames, wenigstens nicht in Bezug auf die Angelegenheiten unseres engeren Vaterlands. Es war daher recht, es war ein sicherer Tact von beiden Seiten, daß sie auch bei den jüngsten Vorkommnissen, wie die Wahl der Stadtverordneten und die der Geschwornen, sich von einander getrennt hielten. Dann entweder waren diese Dinge nicht politischer Art und dann überschritten anmaaßcnd die Vereine die selbstgesteckten Grenzen ihres Wirkens; oder sie waren politisch, dann konnte eine Einigung nicht Statt finden ohne ein beiderseitiges Feilschen und Markten, ein größeres oder minderes Aufgeben deS höchsten politischen Grundsatzes, wozu kein Mann sich herabläßt, der Ehre im Leibe hat. Nicht asso die Vereine selbst zu versöhnen, kann der Zweck dieser Zeilen sein, welche die Worte: zur Sühne in ihrer Ueberschrift tragen; nur die Ausgeburten, die unedlen, unnöthigen, ja verderblichen Re gungen und Zuckungen der politischen Leidenschaft beider nach Kräften zu unterdrücken, kann in der wohlgemeinten Absicht des EinscndcrS liegen. Das erste ist unmöglich, so lange die Vereine grundsätzlich verschieden sind; das letzte konnte geschehen, doch schwach ist die Hoffnung. Als eine unzweifelhafte Ausgeburt der politischen Par teiungen darf wohl genannt werden: die Verdächtigung der Beweggründe, welche die Glieder der beiderseitigen Vereine in ihren politischen Bestrebungen leiten. Da wird den Gliedern des einen Vereines die Schmähung ins Gesicht geworfen: daS zähe Festhalten an den Rechten oder Vorrechten des Standes, der Dünkel auf den morschen Rang des Amtes oder der Familie, das krampfhafte Festhalten an Dingen, deren Opfer die Neuzeit unbedingt fordern u. s. w. sei es, waS sie zu dem gemeinsamen Vereine verbinde. Da ver- läumdet man die Glieder der Gegenpartei und spricht: nur die rohe Freude an jeder Zerstörung, die Lüsternheit nach fremdem Besitzthum, die Sucht nach Nennung des bisher un bedeutenden Namens und dergl. mehr führe und halte sie', zusammen. Als ob nicht die höchsten Grundsätze beider Ver eine wichtig genug wären, um ein lebendiges, uneigennütziges Interesse für sie zu wecken, und dazu in ihrer Beurtheilung schwierig genug, daß auch die besten Männer nach entgegen gesetzten Richtungen sich wenden könnten. Da seht Euch doch um in den Reihen Eurer politischen Gegner. Findet Ahr da nicht so Manchen, der durch die Unbescholtenheit as n ließen niß j lich bi »S, z> eten c ach nter chal gelt tag, wies emb unt gen us L früh! de bte - gunc in l en ir e 1k csctzt essen Thei ens crwa sucht mich nich eine> ) daö ift vi hnzw 18N des ein w wenig g bede von Periode »gen. 20,00l nkohler den 1 Yen kör PmUai ungen . gegeb hat 11 erieeink« ers abe seines Wandels, durch die gegen sich selbst strenge Halt die er als Mensch, Bürger und HauSvater bewährt, d die Opfer, die er bereitwillig dem Gemeinwohle bringt, als einen Ehrenmann zeigt und Euch den Beweis liefen, weit sich dieser über die Triebfedern unseres Handelns liefern läßt, daß es Eigennutz nicht sei, waS ihn bei sei politischen Bestrebungen leite? Ihr werdet im deutschen eine Männer genug finden, die keine Vorrechte haben, höchstens das: zu gewissen Stunden in ein Stübchen blauen Engels zu gehen; die keinen Dünkel auf ihr oder ihre Familie hegen mögen, weil ersteres kaum zum sie zu nähren, letztere auf den tieferen Sprossen der sx bürgerlichen Abstufung steht; die kein Eigenthum besi als was ihnen ihrer Hände oder ihres Geistes Arbeit währt, und die dem Proletariate nahe genug sie Welches Interesse kann sie treiben, einem an überlegenen Feinde gegenüber in die Schranken treten, eine Niederlage nach der andern zu erfahren doch fest auszuharren lm Kampfe? Ich weiß kein andc als die tiefste und innigste Ueberzeugung von der Wahr ihres politischen Glaubens, daö Bewußtsein der heilig Verpflichtung gegen ihr Vaterland, das der Verwirklich dieser Wahrheit dringendst bedürfe, und der zuversichtli Siegcsmulh, daß diese Wahrheit endlich auch ihre Gelt erlange? Ebenso werdet Ihr aber auch auf der and Seite Männer genug treffen, auf denen in den Augen Verständigen keine Verdächtigurig haften kann. Das r Gefallen an Zerstörung soll sie treiben und sie schaffen bauen in ihrem bürgerlichen Kreise deS Guten so viel, sie können? Lüsternheit nach dem Befiythume Anderer sie zu den Tendenzen ihres Vereines locken und sie wäh Männer zu ihren Vertretern, die ihnen offen sagen: wir, len eine unentgeldliche Aufhebung solcher Lasten, die E Stadt jährlich gegen 3000 thlr. bringen und deren Weg freilich Euere städtischen Abgaben namhäft erhöhen m Das soll Eigennutz sein? Das ist, soweit es die Verz tung auf die eigenen Rechte und Gerechtsame betri eine Hochherzigkeit, eine Aufopferung für das Gemeimve wie sie sich in der Geschichte unseres BürgerthumS wahr nur selten zeigt und die nur insofern als eine Härte ers nen kann, als sie auch Andere zwingen will, ihrer in glei Weise wohlerworbenen Rechte verlustig zu gehen. W von Verfolgung persönlicher Vortheile die Rede ist, so! wohl Mancher schon gefunden, er thäte besser, wenn er Verein verließe, dem er sich angeschlossen. Er thuts ni weil er das eigene Wohl dem des Vaterlandes Hintans das nach seiner Ueberzeugung nur durch kraftvolle und zu reiche Unterstützung des politischen Grundsatzes, dem es h digt, wahrhaft gefördert wird. Und möchte es auch s daß dem einen, wie dem andern Vereine, sich Einzelne zu sellt hätten, die von eigennützigen Beweggründen, nicht du die Macht der Ueberzeugung von dem alleinigen Heile, in der Durchführung ihres politischen Grundsatzes liegt, trieben wurden, so wollen wir darüber nicht richten, da Einer ins Herz sieht. Wir wollen wenigstens die nicht dächtigen, die wir als bessere kennen, noch auch diejenig die wir noch nicht kennen, und sicher bewahren wir uns vor großem Unrechte, daS jetzt vielfach verübt wird. (Fortsetzung folgt.)