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kostspielige Heereseinrichtung, die der König selbst gemacht hat und von der durchaus nicht abgegangen werden soll, wie doch der Landtag will. Bier Jahre schon spielt hier das Zerwürfniß zwischen Volt und Regierung. Es ist voraus zusehen, daß auch auf dem gegenwärtigen Landtage eine Ausgleichung nicht zu Stande kommt; aber kein Mensch kann sagen, wohinaus die Vereinzelung und Vereinsamung des Bismarkschen Regiments im Innern des Lances und nach Außen am Ende führen werde. Denn auch nach Außen steht Preußen, Han nover und Kurhessen etwa abgerechnet, allein. Auf dem Landtage des dritten GroßstaateS, Oesterreich, wird nicht minder heftig zwischen Ministern und Abgeordneten gekämpft. Nur handelt es sich hier in der Hauptsache um Er sparungen im Staatshaushalte. Der Landtag will von den Ausgaben so viel als möglich streichen, um den Fehlbetrag in der Staatskasse zu mindern oder ganz zu beseitigen; die Munster aber wollen nicht so viel abstreichen lasten, und so giebts mitunter auch wenig schmeichelhafte Reden für Hrn. v. Schmer ling, der sich die Rlesenaufgabe gestellt hat, Oesterreich in die constitutionellen Fahrbahnen zu leiten, aber mit übermächtigen geistlichen und weltlichen Ein flüssen zu kämpfen hat. Es ist ihm und seinen Amtsgenosten schon von Ab geordneten gesagt worden, andere Minister würden eben nicht schlechter regieren, als sie. Die französische Regierung will von constitutioneller Regierung nichts wissen; die Minister der beiden deutschen Großstaaten wissen recht gut, daß es wenigstens ohne constitulionelle Formen heut zu Tage nicht mehr geht; aber bei den Formen soll es, nach ihrem Wunsche, bleiben, das Wesen, das wirk liche Recht der Volksvertretung, auf dem Landtage Staatseinnahmen und Aus gaben zu bewilligen oder zu verweigern, soll nur soweit geübt werden dürfen, als man eS zulassen will. DaS ist eben der Schein-CvnstitutionalismuS, eben so schlimm, als gar keine Verfassung. Einen erfreulichen Gegensatz zu dem verkümmerten Staats- und Verfassungsleben in drei Großstaaten bildet die ge wissenhafte Achtung der Votksrechte und die Beachtung der Volksbedürfnisse in den meisten deutschen Mittelstaaten, wo allerdings auch noch mehr oder weniger zu bessern ist, aber doch auch fortwährend gebessert wird. Zeitungen. Sachsen. Dresden, 9. April. Ein in der Ausbildung befindlicher Recrut der hier garnisonirenden Recruten-Infanterie-Abheilungen hatte sich vorgestern Abend gegen 8 Uhr von seinem Visitations-Unteroffizier Urlaub nach Altstadt erbeten. Da die Rekruten in der Regel die ersten Tage nach ihrer Einstellung nicht allein in die entfernteren Stavttheile beurlaubt werden, so hatte der betreffende Unteroffizier aus Vorsorge einen älteren gedienten Mann dem Recruten zur Begleitung mitgegeben. Als sie die Augustusbrücke Passaten, schwang sich der Rekrut plötzlich über das Brückengeländer un'» stürzte sich, ehe ihn sein Begleiter daran hindern konnte, in die Fluthen der Elbe. Dort fand er vor den Augen seines Kameraden den Tod, den er freiwillig suchte. Die Dresdner Fischhändler machen öffentlich bekannt, daß ihnen durch Verunreinigung des WeißeritzwasterS mit schäclichen Substanzen in wenigen Tagen 86 Eentner Fische im Gesammtwerthe von 3260 Thaler abgestanden sind. Sie haben sich deshalb genöthigt gesehen, ihre Borräthe während de- WinterS wesentlich einzuschränken. Auf den Landtagen dreier europäischer Großstaaten geht eS gegenwärtig scharf her, und die Minister und Abgeordneten gerathen hart an einander. Die französischen freisinnigen Abgeordneten, wenn auch deren Zahl nicht groß ist, können eS nicht verwinden, daß das französische Volk unter dem Kaiserreiche aller der Freiheiten entbehren soll, die es auf dem europäischen Festlande zuerst verkündigt, bei sich eingeführt und den gebildeten Völkern Europas allmählig zugänglich gemacht hat. Dahin gehören die Freiheit der Presse, der Versammlung, der Vereinigung, das möglichste Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden, vorzüglich die constitutionelle oder parlamentarische Negierung, »nach welcher der Landtag in Staatsangelegenheiten, in Gesetzgebung und Geldbewilligung ein entscheidendes Wort mitzusprechen hat. Allein der Kaiser will durchaus von allen diesen Rechten und Freiheiten nur so viel zugestehen, als geschehen kann, ohne seine unumschränkte kaiserliche Macht, seine Allmacht zu schwächen, und seine Minister und die ihm ergebene Mehrheit des Landtags muß allen Scharfsinn aufbieten, um zu beweisen, da es so am besten ist, wie es ist und daß dem französischen Volk noch mehr Freiheit so unzuträglich sein würde, wie einem kleinen Kinde ein scharfes und spitziges Messer. Vor der Hand müssen Ließ die Franzosen freilich glauben, denn der Kaiser hat eben die volle, alle Gewalt, und wer in ein Zeitungsblatt Etwas hineinschreibt, waS aussieht, wie Unzufriedenheit mit der kaiserlichen Regierung, mag sich auf tüchtige Geldstrafen und auf Zeit zum Nachdenken hinter Schloß und Niegel einrichten. Es mag auch sein — die Junttage 1848 in Paris haben es bewiesen — daß es in Frankreich, namentlich in den großen Städten, eine gar zu große Menge theilungslustiger Brüder giebt, deren Gelüste nach fremdem Eigenthum nur durch straffe Zügel gebändigt werden können; ob aber die Gebildeten des französischen Volkes auf die Dauer thatsäwUche Aus schließung von aller Theilnahme am Gemeinde- und Staatsleben in oer Ordnung finden dürften, daran läßt sich mit Grund zweifeln, und scheinen uns die krampf haften Anstrengungen der wenigen freisinnigen Abgeordneten des französischen Landtags in dieser Richtung bemerkenswerlye Erscheinungen. So nannte der Abg. Picard den 2. Decbr., an welchem der Staatsstreich und LouiS Napoleon zum Kaiser gemacht, die französische Freiheit aber begraben wurde, „ein Ver brechen." Als darauf der Minister meinte, dieser Staatsstreich könnte sich möglicher Weise wiederholen, rief der berühmte Abg. Jules Favre dem Minister zu: „Wagt es doch!" Dieß scheint uns den Stand der Dinge treffstch zu kennzeichnen. So lange indeß Louis Napoleon lebt, und das Heer fest zu ihm hält, wird er wohl als Selbstherrscher aller Franzosen seine unumschränkte Herrschaft auf scheinbar breitester demokratischer Grundlage, dem allgemeinen Stimmrecht, fortführen; ob aber auch nach seinem Tove die Kaiserin und sein Sohn sammt ihren Anhängern dieß im Stande sein werden, steht dahin. Eben so hitzig, wie auf dem französischen, gebt es auf dem preußischen Landtage her, nur mit dem großen Unterschiebe, daß hier die Regierung die große Mehrheit der Abgeordneten gegen sich hat und trotz aller Beschlüsse, Anträge und Beschwerden derselben, unbekümmert ihren Gang geht. Den Ministern wird geradezu gesagt, sie möchten abtreten, der Landtag möge von ihnen nichts wissen rc. Diese bleiben doch, lösen auch den Landtag nicht auf und veranstalten keine neuen Wahlen, weil sie wohl wissen, daß ganze Provinzen, wie Rheinland und Westphalen, und alle große Städte des StaateS ihnen wieder eine ebenso wider borstige Mehrheit von Abgeordneten, wie die jetzige ist, schicken würden. In Preußen handelt eS sich, wie zum Ueberfluß bekannt ist, m» die neue, überaus oigllimWer Anzeiger Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. N S» Donnerstag. 13. April 1865. für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. SechsulWebenzilMr Jahrgang. Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. 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