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Voigtländi scher Anzeiger. Sechs und fünfzigster Jahrgang. Redigirl von Advocat C. Wieprecht. Druck und Verlag von C. Wieprechts seel. Witlwe m Plauen. Jährlicher Abonnementspreis für dieses Blatt 25 Ncugroschen. — Die Jnsertionsgebühren werden mit 1 Neugroschen für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet, größere Schrift nach Verhältniß des Raumes. — Sonnabend. AA, 28. Juni L84S. Welthandel. Den Stadtverordneten zu Plauen lag in der Sitzung v. 19. Juni ein vom Stadtrath Fincke ausgehender Vor- schlag zu Einreichung einer Petition Seiten der hiesigen Gemeinde beim nächsten Landtag, daß an die Stelle der indirekten Wahl zur Gemeindevertretung die direkte Urwahl durch sämmlliche stimmberechtigte Bürger trete, zur Bera? thung vor. Das Collegium sah bei dieser schwierigen, durch die Literatur noch unerledigt gelassenen Angelegenheit von einem sofortigen Eingehen auf dieselbe ab und überließ es einer Deputation, zuvörderst die Sache zur weitern Bera- thung vorzubereiten. Soll der schleppende Gang des bis herigen Wahlmodus das Interesse der Allgemeinheit an den Wahlhandlungen, welches leider schon sehr an Regsamkeit verloren hat, nicht vollends einschläfern, so muß derselbe namentlich in Betreff des oben berührten Punktes eine Reform erleiden. Seit Kurzem hat die Polizei in Plauen ihr Auge ein mal auf den Biervertrieb gerichtet und dies zunächst durch Wegnahme und Consiscation eines Eimers Bier bei einem Bürger bethätigt, welcher gleich vielen andern einen reellen Erwerbszweig darin zu finden glaubte, durch Ver- schänken verdünnten und ungenießbaren Bieres auf Kosten der Consumenten sich zu bereichern. Nächstdem sind auch in mehrer» Gasthöfen und Schänkstätten die Gemäße revi- dirt worden. Das Resultat, dieser Revision ist zwar noch nicht unter das Publikum gekommen, daß es aber ein sehr ungünstiges sein muß, läßt sich bei der Art und Weise, wie dermalen der Schank betrieben wird, denken. Na mentlich würde es jetzt, wo die Menge der bei dem Wie deraufbau des abgebrannten Stadttheils beschäftigten Men schen eine unweit größere Consumtion bewirkt, an der Zeit sein, durch eine lokalpolizeiliche Maßregel der von der Ge setzgebung bis jetzt leider noch unerledigt gelassenen Feststel ¬ lung eines bestimmten und allgemein zu handhabenden Maases nachzuhelfen. Nur durch eine derartige Verfügung und deren konsequente Durchführung kann den Uebervor- theilungen gesteuert werden, deren Vorhandensein die Gewis senlosigkeit der Inhaber von Schänkstätten beurkundet und zugleich die dringende Nothwendigkeit einer genauen Ueber- wachung derselben fordert. Von den Stadtverordneten in Breslau ist der dortigen deutsch-katholischen Gemeinde ein Zuschuß von 1000 Tha lern bewilligt worden. , Der Senat in Frankfurt hat dem bischöflichen Dom kapitel zu Limburg definitiv zu erkennen gegeben, daß der Frankfurter Kaplan deshalb, weil er es versucht habe, den häuslichen Frieden eines in gemischter Ehe lebenden Bür gers zu stören, aus Frankfurt verwiesen werde, wenn er bis zum 1. Juli nicht durch einen Andern ersetzt sei. Während mit der Regierung von Sardinien wegen Verbannung vr. Steigers dahin Unterhandlungen gepflogen wurden, hat es vr. Steiger vorgezogen, seinen Widersachern die Freude durch freiwillige Entfernung zu vereiteln. Am 20. Juni ist er mit Hilfe seiner nächsten dazu gewonnenen Bewachung aus dem Kerker entwichen und befand sich einige Stunden darauf auf dem freien Boden des Kantons Zürich in Sicherheit. Ueberall wurde er mit Jubel ausgenommen. Die den französischen Kammern während ihrer gegen wärtigen Session vorgelegten Eisenbahnprojecte würden bei ihrer Ausführung eine Strecke von zusammen 700 Stun den einnehmen und gegen 1000 Millionen Francs kosten. So bedeutend auch diese Projekte sind, so werden sie doch von denen in England bei Weitem übertroffen. Die für die drei Königreiche in Ausführung zu bringenden Eisen bahnen erfordern eine Strecke von 3250 Stunden und doch sind dies sämmtlich blos Zweigbahnen. Demungeachtet genügen dieselben den Engländern nicht, vielmehr erstrecken