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VouMndilchcr Anztigtr. Amtsblatt für da; Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. 8ech8mWedenzilMr Jahrgang Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. s» Dienstag 21. Februar 1863 gedrückten Stimmung leiden, und der Finanzminister Gladstone auf die An kündigung eines Bu dgctüberschusses in der Thronrede verzichtete. Mit diesem Ueberschufse würde es freilich bedenklich ausfehen, wenn Rüstungen nöthig wür den, oder es gar zum Kriege käme. So steht's in England. Daß Louis Na poleon in seiner Thronrede so wenig als möglich von Mexiko erwähnte, deutet man dahin, Noroamerika werde die sogenannte Monroe-Doctrin, d. h. den Ausspruch des ehemaligen Vereinigten-Staaten-Präsidenten Monroe, daß Europa nichts in Amerika zu suchen habe („Amerika für die Amerikaner"), auf Mexiko anwenden, sobald nur eine passende Zeit und Gelegenheit dazu erscheine. Zn den jüngsten Tagen sind die Landtage zweier Großstaaten durch Thron reden eröffnet worden. Die englische Eröffnungsrede lautet eben so friedlich, als die französische; allein bekanntlich hängt man weder jen- noch diesseits des Kanals die innersten Gedanken, geheimen Hoffnungen und Befürchtungen an die große Glocke. So hat denn auch Louis Napoleon eben so wenig, als Lord Palmerston der trüben Wetterwolken mit einer Sylbe gedacht, die jenseits des atlantischen Meeres sich zusammcnziehen. Die Friedensunterhandlungen zwischen dem amerikanischen Norden und Süden sind gescheitert. Der Süden wollte die allmähligr Abschaffung der Sclaverei, der Norden die Sonderrechte der Süd- Bütt erschein: wöchemlick, viermal, und zwar Dienstag-, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-Preis, welcher pränumei-nnäo zu entrichten ist, aach bei Beziehung durch die Post 1 Thlr. '26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittag- l t Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, spater ein- geoenoe Ännoncen finden in der nächstfolgenden Nnmmer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpus-Zeilc berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Königl. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Poigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Karl August Kretschmer, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn E. A. Hüttel »en., in Mühltroff bei Herrn Chausseegclder-Einnehmer Holzmüller. k bundöstaaten, Amnestie für alle Bürger des Südbundes, Aufrechthaltung der südlichen Armee auf dem gegenwärtigen Kriegsfuß und ein Schutz- und Trutz- E bündniß zwischen Norden und Süden zugcsirhen, verlangte aber Wiedereintritt -des Südens in die Union, und an diesem Hauptpunkte, auf den der Süden ° durchaus nicht eingehen wollte, zerschlug sich der Friede. Der Kampf wird -demnach fortrasen. Noch schlimmer als dieses aber ist der Haß, der sich im A Norden und Süden gegen England und wegen Mexiko gegen Frankreich an- gehäust hat. Vergeblich hat der Süden seit vier Jahren Anerkennung und Bündniß von und mit England und Frankreich nachgesucht, und die geheime Unterstützung, die von England aus dem Süden zu Theil wurde, erhöhete nur noch die Wuth des Nordens gegen das „treulose Albion." Ein Vorfall in Kanada trug noch mehr Hol; zur Flamme. Südliche Banden gingen nach dem englischen Kanada, überfielen von da aus die nördliche Stadt Albans, plün- derten sie, erschossen nordstaatliche Angehörige, zogen sich wieder nach Kanada zurück, wurden dort verhaftet und — vom englischen Richter freigesprochen. >Mu Fug und Recht beschwerte sich der Norden über dieses beispiellose Ver fahren des englischen Richters und England schritt auch nachträglich entschieden § dagegen ein. Wenn aber der nördliche General Dix Befehl gab, bei noch- maligem Vorkommen derartiger Einfälle die einfallenden Banden selbst auf ) englischem Gebiete zu verfolgen, so zeugt dieß für den Dünkel nordstaatlicher «Generale, der das Recht zu achten nicht mehr für nöthig hält, eben so, wie (,der ncrdstaatlichen Presse, welche in dem Eingreifen Englands gegen den be- stocbenen kanadischen Richter eine Feigheit, eine Furcht vor der mächtigen Union erblicken wollte. Wenn nun noch der amerikanische Norden auf den kanadischen Seen eine Kriegsflotte errichtet, wozu er das formelle Recht hat, dazu auch den »Vertrag kündigen will, nach welchem Kanada und die Nordstaaten sich gegen- > seitig die Verbrecher ausliefern, endlich gar noch Entschädigung von England ^verlangt für die Verluste, die das südstaatliche Kaperschiff „Alabama" dem ^ncrdstaatlichen Handel zugefügt habe, so dürfte am Ende selbst die Friedens liebe Cobdens und des gesummten John Bull seine Grenzen finden. Die Be richte aus England stimmen bereits darin überein, daß das englische Volk die unverschämte Anmaßung der Nordstaaten nur noch mühsam erträgt, selbst in K den Kreisen, die bisher für den Norden gesinnt waren. Eben so ist es in 8 England ein öffentliches Geheimniß, daß die Minisierberathungen sich über die «„amerikanische Frage" erstrecken. Ein Theil der Minister verlangt Verstärkung Ader engl. Truppenmacht in Kanada, der andere, welcher sparen will, stemmt »sich noch dagegen. Die Vereinigung sämmtlicher nordamerikanisch-englischer I Staaten in einen Bund ist dagegen im Gange. Die Geldleute halten die iLage der Dinge für bedenklicher, als sie seit dem Ausbruche des amerikanischen »Bürgerkrieges je war, daher auck alle Wertpapiere unter dem Einflüsse einer Zeitungen. 8 n ch s e n. Dresden, 17. Februar. Ihre Majestät die Kaiserin von Oesterreich ist diesen Vormittag 9 Uhr nach Wien abgereist. Die Verabschiedung von den kgl. Maj. und II. kk. HH. den Prinzen und Prinzessinnen fand im Bahnhofe statt. Gestern besuchten Ihre Majestät die Kaiserin mit Sr. Majestät dem König das Ballfest beim kaiserl. österreichischen Gesandten, Frhrn. v. Werner. Dresden, 18. Februar. Diesen Vormittag 11 Uhr sind die hohen Neuvermählten mittelst Extrazugs über Prag nach München abgereist. Die königl. Majestäten und die ganze königl. Familie begleiteten die königl. Hoheiten zum Bahnhof, wo auf dem Perron die herzlichste Verabschiedung stattfand. Der Zug setzte sich unter einem dreimaligen Hoch der zahlreich Anwesenden in Bewegung, das vom Oberbürgermeister Pfotenhauer ausgebracht wurde. Das neueste Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes enthält den zwischen der königlich sächsischen und kaiserlich österreichischen Regierung über den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Voitersreuth nach Eger abgeschlossenen Staats vertrag vom 30. November 1861. Die Bahn Herlasgrün-Eger wird künftig Neichenbach-Eger heißen müssen, da als Ausgangspunkt für den Betrieb Reichen bach ausersehen ist. Zur Erweiterung des Reichenbacher Bahnhofs für die böhmische Linie ist daher ein großes Terrain angekauft und der Bau auch bereits in Angriff genommen worden. Es steht binnen Kurzem der Erlaß einer Verordnung der Regierung be vor, nach welcher Angesichts der gegenwärtig in erschreckender Weise zunehmen den Tollwuth der Hunde nunmehr im ganzen Lande für dieselben das Tragen von Maulkörben ungeordnet wird. Zum dießjährigen deutschen Schützenfeste in Bremen sind 200 Dienstmänner auS Dresden und 100 aus Leipzig verschrieben. Man wollte die Dresdner nicht ablasscn, weil man sie daselbst wegen des gleichzeitigen großen Sänger- festeS selbst nöthig zu haben glaubte, aber Bremen wollte durchaus „artige Sachsen" zur Bedienung der Gäste in den Zelten :c. haben, und so werden die 300 mittelst Extrazugs seiner Zeit nach Bremen abfahren. Neber den Zeitpunkt, wann der Handelsvertrag mit Frankreich und der neue Zolltarif ins Leben treten werde, steht noch nichts fest. Preußen hat wohl den 1. Juli 1863 vorgeschlagen, Sachsen ist auch damit einverstanden, der Vorschlag wird wohl auch allgemein Annahme finden, aber es muß erst noch das Ergebnis; der Verhandlungen des Zollvereins mit Oesterreich abgewartet werden. In Leipzig besteht ein „Rettungshaus," welches leider Pestalozzi s ehr würdigen Namen trägt, aus dem am 13. Abends wieder drei Zöglinge weib-