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Voiglländischcr Anzeigtr. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. und Stadtrüthe 8ech8mWebmzLlMr AilhlMW. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, welcher prriaumei-aaäo zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Bormittags It Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später ein gehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpus-Zcile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Königl. Gerichtsämtcr und Stadträthe, für welche der Boigtländische An-ci^cr Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Karl August Kretschmer, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn C. A. Hüttel sea., in Mühltroff bei Herrn Chauffeegelder-Einnehmer Holzmüller. Dienstag. LS. 14. Februar 1863. Zeitungen. Hachsen. Dresden, 11. Febr., Abends 7 Uhr. In der königl. Kapelle hat soeben die Vermählung Ihrer königl. Hoheit ter Prinzessin Sophie mit dem Herzoge Karl Theodor in Baiern stattgefundcn. Die Königin-Mutter und die Kaiserin führten die hohe Braut, der König und Erzherzog Ludwig Victor den Bräutigam zum Altäre. Bei der Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Königs im December v. I. wurde von den Kreisständen des Voigtlandes eine Adresse an Se. Majestät in Anregung gebracht. Nachdem diese Adresse im Voigtlande circulirt hat, ist sie vor Kurzem Sr. Majestät dem Könige überreicht worden. Dieselbe trägt mehr als 3000 Unterschriften (aus 267 Ortschaften) und lautet wie folgt: Allerdurchlauchtigfter Großmächtigster Kenig, Allergnädigster Herr! Die aller- unterthänigst Unterzeichneten haben sich vereinigt, um an den Stufen des Thrones den Empfindungen Ausdruck zu geben, von denen sie beseelt sind. Zuvörderst danken wir freudigen Herzens der Vorsehung, daß sie uns einen König gegeben hat, der mit seltenen Ncgententugenden die Eigenschaften des deutschen Mannes verbindet. Unbekümmert um die uns drohende Gewalt, hat — zu unsrer Freude — Eurer Majestät Regierung, namentlich in neuester Zeit, treu das Bundes recht gewahrt, nicht sich angelehnt an den Starken — lediglich an Gott und das Recht. Wenn dessenungeachtet das Schicksal Ler Elbherzogthümer noch nicht zum Abschluß gekommen ist im deutschen Sinne, so trifft die sächsische Politik nicht der leiseste Vorwurf, denn unbeirrt ist sie vorgeschritten auf Grund des Bundesrechts, wie im Wege der Ehre. Und das ist es, Allergnädigster König und Herr, womit furchtlos Ihr Volk einverstanden ist, worüber es sich freut — mit ihm jeder deutsche Patriot. An Eure Majestät brauchen wir die Bitte nicht zu richten, daß der von Allerhöchstihrcr Regierung eingeschlagene deutsche Weg beibehalten werde zu allen Zeiten. Wir wissen, daß es geschehen wird. Nicht schwach ist ein kleiner Staat mit einem starken Fürsten, der nur Recht walten läßt und sein Volk liebt. Darum, Majestät, liebt Ihr Volk Sie wieder und steht zu Ihnen mit Gut und Leben. Dies sind unsre unwandelbaren treuen Gesinnungen und nun bitten wir Gott, daß seine Gnade Sie segne, Majestät, daß seine Allmacht die Wünsche erfülle des erhabenen Hauses Wetlin und seiner Getreuen. Vor Allem erhalt' uns Gott den König! Die wir in tiefster Ehr furcht lebenslang beharren Cw. Königlichen Majestät allerunterthänigst treu ge horsamsten Die Kreisstände, Städte und Landgemeinden des Voigtlandes. Kröstau x. x., den 15. December 1864. Die Vorbereitungen zur Begründung einer sächsischen Bank in Dresden sind nunmehr soweit gediehen, daß dieß Unternehmen als gesichert zu betrachten ist. An der Spitze desselben stehen, wie man hört, Rothschilv in Frankfurt, Magnus in Berlin und Kaskel in Dresden. Auf dem schlesischen Bahnhof in Dresden ist in der Nacht vom 9.— 10. der im Buffet befindliche Geldkasten von einem unbekannten Diebe gewaltsam erbrochen und daraus der Betrag von 50 Thalern, bestehend in einem Zwanzig- Thalerschein der Leipziger Bank und 3 zehnthälerigen Cassenscheinen entwendet worden. Der Dieb hat sich Abends zuvor jedenfalls in die zum Buffet gehörigen Kellerräume versteckt, von denen eine Treppe in das Buffet führt. Den Aus gang hat er durch ein Fenster des Buffet genommen. Die Stadtverordneten in Leipzig stimmten dem Beschluß des RatheS, dem hiesigen engern Ausschuß für die Allgemeine Deutsche Lehrerversammlung einen Vorschuß bis zu 1500 Thlrn. zu gewähren, sofort zu. Leipzig, 7. Febr. Die Ahlfeldsche Angelegenheit ist noch immer in der Schwebe. Zwar veröffentlicht Herr I)r. A. selbst oder einer seiner Freunde in der „Abendpost" eine Darstellung, welche die bisherige Version Lügen straft, zwar treten im „Tageblatte" plötzlich die Hinterlassenen (natürlich mit Aus nahme Les Bruders Les Verstorbenen, von dem die Rüge herrührt) mit einer diese Auslassung unterstützenden Erklärung hervor: allein andererseits bringen wieder die „D. A. Z." und Lie „L. N." Reklamationen dagegen, so daß es voreilig erscheint, die Sache schon abzuschließen, wie dieß die „Leipz. Ztg." thut. So viel ist wenigstens gewiß, daß eine Erklärung, die Hr. vr. A. auf Erfordern an den Stavtrath abgegeben, zu völliger Erledigung der Sache nicht ausreichend befunden worden zu sein scheint, da die betreffenden Erörterungen unter Hinzuziehung Les Hrn. Sup. Dr. Lechler fortgesetzt worLen. In Zwickau hat am 8. eine Versammlung von Bürgermeistern aus Zwickau, Crimmitzschau, Werdau, Lößnitz, Schneeberg, Schwarzenberg, Johann georgenstadt, Carlsbad und Waldenburg stattgefundcn, um Lie nöthigen Schritte zur Fortführung der Schwarzenberger Bahn über Carlsbad nach Prag ein zuleiten. Am 26. Jan. starb im Stadtkrankenhause zu Reichenbach nach lOtägigem Leiden Ler am 16. d. M. in einer Färberei vom gehenden Zeuge erfaßte und dadurch verletzte Tuchmacher Kögler aus Kirchberg, Vater von 4 Kindern. Am 1. Febr. Nachmittags wurde in Mühltroff eine ledige Handarbeiterin von einer gestürzten Erdwand verschüttet und erdrückt. Zu Schmölln wurde am 7. zur ewigen Ruhe ins kühle Grab gebettet Christlieb Pietsch aus Tröbigau (55^ Jahr alt), der ein einzig dastehendes Beispiel betreffs des Kreuzes ist, das Jemand auferlegt werden kann. Er war von Geburt an taubstumm, hat aber, ohne je eine Anstalt besucht zu haben, sich in mancherlei Arbeiten versucht, die er geschickt anzufertigen verstand. Er schneiderte, machte Schuhmacherarbeit, reparirte Uhren, ja er baute sogar auf eigene Hand solche. Später, vor 4 Jahren, erblindete er. Auch hatte er zwei Höcker, einen vorn auf der Brust, den andern auf dem Rücken. Endlich er lahmten auch die Beine und er stützte sich auf die Hände, bis auch diese in der letzten Zeit erschlafften. Also taub, stumm, blind, lahm und ausgewachsen. Er ließ sich öfters berichten und hatte einige religiöse Begriffe. Italien. Nach Mittheilungen aus Rom steht es mit den dortigen Finanzen nicht besonders. Das Deficit für 1865 wird mit 5 Mill, römischer Thlr. berechnet. Der „France" zufolge sucht man die Mittel zur Deckung nur in dem Peters- pfennig, sowie in den Einnahmen durch das Jubiläum und in den Zuflüssen ähnlicher Art. Eine neue Anleihe wird als letzte Zuflucht betrachtet. 8 p a n i e n. Madrid. Gewaltiges Aufsehen macht hier ein Skandal, der sich im Kloster der Salesianerinnen ereignet hat; die Nonnen dieses Klosters gehören der hohen Aristokratie Kastiliens an, und sind durch ihre Ordensregeln ver pflichtet, die Töchter der spanischen Grandezza zu erziehen. In Folge sehr be stimmt auftretender Gerüchte ist von der Regierung eine Untersuchung über da- Treiben in diesem Kloster eingeleitet worden. Mehrere Geistliche, Beichtväter der jungen Damen, haben letztere systematisch verführt rc. Siebenundzwanzig