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Voiglliind i scher Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. 8ech8MiMkeiiDMr ZMjMg. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. DicscS Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher AbonnementspreiS, welcher prännmoralläo zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis BormiltagS 11 Uhr eingehen, werden in die TagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später ein gehende Annoncen finden in der nächstsoluenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene EorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen König!. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Boigtländische An.eiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Karl August Kretschmer, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn C. A. Hüttel in Mühltroff bei Herrn Chausseegelder Einnehmer Holzmüller. Dienstag. 24. Januar 1863. Zeitungen. 5 n ch s e u Die Vermählung I. königl. Hoheit der Prinzessin Sophie wird am 11. Februar Abends statlsindcn. Am 12. Februar ist Festspiel im königl. Hof- theatcr. Tie große Glückwunschcour am königlichen Hose ist zum 2. Februar anberaumt. Das Ministerium des Innern hat eine Verordnung erlassen, worin sie alle Polizeiobrigkeitcn anweist, dem täglich sich mehrenden nnbesugten Ausschank von Bier, Branntwein und Spirituosen durch ernstes Einschreiten ein Ziel zu setzen. Dresden, 17. Januar. Eine in der That eigenthümliche Erscheinung - ist der bei uns weilende Blinde ans österr. Schlesien, Paul Chybiorz. Derselbe besitzt solch' fabelhafte Fertigkeit im Merken der Zahlen und im Opercren mit demselben, daß man an seine Leistungen nicht eher glaubt, als bis man sie selbst zu bewundern Gelegenheit hatte. Als er vor dem hiesigen Gcwerbcverein auftrat, sagte man ihm zwei Zahlen, jede von 62 Zisfern, vor. Er gab sie sogleich ohne Fehler wieder, addirte, multiplicirte sie mit 7, dividirte dann eine 13stellige Zahl mit 74, zog Kubikwurzeln aus 9-, 14-, und 17stelligen Zahlen und das alles im Kopfe und mit einer Schnelligkeit, daß der beste sehende Tafel rechner ihm nicht folgen könnte. Diese staunenerregende Fertigkeit beruht aber keineswegs auf einer besonderen Anlage für das Rechnen, der Künstler ist auch ! nie so glücklich gewesen, einen nur einigermaßen genügenden Unterricht zu ge nießen, sondern es ist bei ihm alles das Resultat andauernden Fleißes, der sich erst seit 7 Jahren auf dieses Fach geworfen hat. Man sieht an ihm recht deutlich, was Fleiß und Ausdauer beim Menschen vermögen. — Die große GeldkrisiS, welche vor einigen Wochen den ausländischen Geldmarkt beherrschte, scheint nun mit ihren Folgen auch unsern Ort zu berühren, denn die Falliments mehren sich wirklich auf eine fast beunruhigende Weise. Es vergeht fast kein Tag, wo nicht Läden geschlossen werden. Rach einer vom Sohne Gutzkows an Dawiscn gerichteten Depesche hat bereits der Transport des Kranken von Friedberg nach Ossenbach bewerkstelligt werden kennen. Volkszählung. Riesa 4883 (4618). Auf einer großen Jagd im Ehrenberger Forste (bei Leipzig), an der auch I. K. H. der Kronprinz und der Prinz Georg Theil nahmen, wurdetl^i Reh- böcke, 6 Rehe, 14 Hasen und 1 Fuchs erlegt. In einem Dorfe bei Leipzig waren vor einiger Zeit, wie wir vor Kurzem unsern Lesern mitgetheilt haben, auf dem dortigen Gutshof die Kühe bei nächt licher Weile von unbekannter Hand gemolken und die Milch gestohlen worden. Jetzt ist auf demselben Gute abermals ein Diebstahl verübt worden, der ebenso frech als räthselhaft erscheint. In der Mägdekammer ist nämlich einer Magd die Bettdecke entwendet worden, während sie im Bett geschlafen hat, ohne daß sie durch die Wegnahme aufgewacht ist. Die „Leipz. Nachr." enthalten unter der Ueberschrift: „Priesterliche Duld samkeit" folgendes Inserat: Eben von der Beerdigung meines BruderS, des Meubleur Carl Friedrich Dietze, heimkehrend, fühle ich mich verpflichtet, folgenden Vorfall vor die Oeffentlichkeit zu bringen. Kurz vor seinem Tode hatte mein Bruder „als schönsten Kranz auf sein Grab" mich gebeten, einen Ärabgesang für ihn zu besorgen. In buchstäblicher Auffassung diese- letzten Wunsche- meines BruderS gelang es mir, einen Kreis von acht Sängern eines Gesang vereines, dem ich als Mitglied angehörte, zu diesem Liebesdienste zu vermögen. Ich allein von den Sängern bin Deutschkatholik und als solcher dem Herrn Pastor Dr. Ahlfeld von meinem am 24. Sept. 1860 bewirkten Uebertritte her bekannt. Mit ausdrücklicher Angabe dieses konfessionellen Grundes verweigerte mir Herr Pastor Dr. Ahlfeld den Gesang. Ich bat denselben mit dringenden und höflichen Worten und unter Berufung auf den oben mitgetheilten Wunsch meines im Sarge vor uns liegenden Bruders um die Erlaubniß. Es wurde mir mit dem Bedeuten abgeschlagen, daß ich als Deutschkatholik bei einer pro testantischen Beerdigung kein Recht, singen zu lassen, habe. Ich wiederholte meine Bitte. Sie wurde mir abermals und zwar mit der Drohung versagt, daß er, Herr Pastor Or. Ahlfeld, nötigenfalls die Sänger durch den Todtengräber auS einander treiben lassen werde, nachdem ich ihm noch freigestellt hatte, die Grablieder aus dem Liederbuche selbst auswählen zu wollen. Bei so gestalteter Sache verließ ich die Leichenkutsche, in welcher, außer dem Herrn Pastor Dr. Ahlfeld und mir, noch die nächsten Verwandten des Verstorbenen saßen und dieß Alles verhandelt wurde, um nicht mit Bitterkeit und Kummer im Herzen an das offene Grab meines Bruders zu treten. Der Grabgesanz unterblieb. Leipzig, den 18. Januar 1865. Gottfried Herm. Dietze, Meubleur, wohnhaft Georgenstraße Nr. 9. Bekanntlich ist aus Anlaß der Ausstellungen, welche der Subrektor D- Ditte- in Chemnitz auf der sachs. Lehrerversammlung im vorigen Jahre an den Se- minarien machte, beschlossen worden, sämmtliche sächs. Schullehrer - Seminarien einer Revision zu unterziehen, und wird die Revisions-Commission für daS Seminar zu Plauen, wie wir hören, am 23. d. M. in Plauen eintreffen. Annaberg, 17. Jan. Ungewöhnliches Interesse erregte die bei hiesigem Bezirksgericht vor einigen Tagen gegen sieben Einwohner von Stahlberg bei Bärenstein wegen Raufhandels abgehaltene Hauptverhandlung. Ein junger Gewehrmacher aus Suhl, Namens Triebel, war im Juni v. I. ohne sein Verschulden auf einem Tanzsaale zu Stahlberg mit einigen Gästen zusammen- gerathen und von diesen in wahrhaft bestialischer Weise gemißhandelt worden. Ueber eine halbe Stunde lang hatte man fortwährend auf ihn losgeschlagen, und mit der Zeit war die Wuth der Angreifer, die durch den Ruf, daß man ihn todtschlagen möge, sich gegenseitig anfeuerten, fortwährend gewachsen. Während man anfangs mit Faustschlägen sich begnügt, hatte man später zu Zaunpfählen gegriffen und nicht eher abgelassen, als bis Triebel anscheinend leblos liegen geblieben war. Daß die Folge solcher Behandlung mehrwöchentliche Arbeits unfähigkeit des Gemißhandelten sein mußte, versteht sich von selbst; leider sind aber die Nachwirkungen, die insbesondere in früher ungewohnter geistiger Schlaff heit und Muthlosigkeit sich äußern, bis jetzt noch nicht verwischt, und die Aussicht auf völlige Heilung ist eine ungewisse. Das Bezirksgericht erkannte gegen die beiden am meisten Gravirten auf je fünfjährige Arbeitshausstrafe, gegen einen dritten auf 4 Jahre Arbeitshaus, wider die übrigen auf mehrmonatlicheS Ge- fängniß, billigte auch Triebel außer Schadenersatz 50 Thaler Schmerzensgeld zu. Preußen. Der Finanzminister von Bodelschwingh überreicht den Etat für 1365, welcher mit der Einnahme und Ausgabe von 150,714,031 Thlr. abschließt. Die dauernden Ausgaben betragen 142,535,009 Thlr., die einmaligen 8,179,022