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Voigtländischer Anzeiger. Sechs nnd fünfzigster Jahrgang. Rediqirt von Advocat C. Wieprecht. Druck und Verlag von C. Wieprechts seel. Wittwe m Plauen. Jährlicher Abonnementspreis für dieses Blatt 25 Neugroschcn. — Die Jnsertionsgebühren werden mit 1 Neugroschen für die gespaltene Corpus-Zelle berechnet, größere Schrift nach Verhaltniß des Raumes. — Sonnabend. 13. LS. Februar 184S. Nothwendige Gegenerklärung. Der Kaufmann Hr. Oscar Dietsch in Mühltroff und dessen Arbeiter, der Webermeister Moritz Richter daselbst, sind in No. 5 des Wochenblattes für Mühltroff rc. mit Behauptungen und Auslassungen gegen mich ausgetreten, die das Gepräge der Unwahrheit und niedrigen Verleum dung an der Stirne tragen, daher ich mich genölhigt sehe, meine Mitbürger über die wahre Bewandniß der Sache aufzuklären und zwar 1) über die Dietschische Behauptung. Der Augen- und Okrenzeuge, auf den sich Hr. Oscar Dietsch beruft, ist das mir sehr wohl bekannte Chamäleon, welches täglich seine Farbe wechselt und weder kalt noch warm ist. Dieses Chamäleon hat Hrn. Dietsch belogen, wenn eS ihm berichtet, daß die Huthungsablösungsdepu- tirten mit dem Herrn Grafen von Hohenthal unterhandelt hätten. Einzig nur allein mit dem Forstrath Zim mer haben jene Deputaten, zu denen ich mit gehörte, Unterhandlungen anzukuüpfen versucht. Diese Unterhand lungen scheitern jedoch an der bestimmten Erklärung des Forstraths Zimmer, daß sich der Herr Graf parziell nicht vergleiche und nur dann, wenn in der Schulbau-u. Hy pothekensache zugleich eine Vereinigung getroffen werde, könne er zu einem Vergleich in der Huthablösungssache Hoffnung machen. Ich selbst gab dem Forstrath Zimmer hier auf die Erklärung, daß die Huthablösungssache, welche blos die Begütherten betreffe, den allgemeinen Stadtange legenheiten nichts angehe, und man vorher auch auf obige Erklärung Zimmers nicht eingehen könne. Von einem Verkauf der Stadt konnte daher gar keine Rede sein, die ser Ausfall enthält eine strafbar insichundes hat sich Hr. Oscar Dietsch sehr überschätzt, wenn er in der Einbildung gestanden hat, durch sein Auftreten als Redner geglänzt zu haben. Seine einstudirte Rede, welche schon vor deren Haltung Jedermann wußte, hat den beabsichtigten Zweck verfehlt, sie litt durchaus an parlamentarischem Tact. Wahr ist es, daß der Huthablösungsprozeß sistirt wurde; allein nicht aus dem von Hrn. Oscar Dietsch untergescho benen Grunde, sondern deshalb, weil, da er durch Einflü sterung gewisser Leute schon Jahrelang gewähret hat, die Bürger endlich einsehen gelernt haben, daß es besser sei, diesen Prozeß in Güte abzumachen. Wahr ist es, daß bei den Verhandlungen über daS Hypothekenwesen für die Abgabe der städtischen Gerichtsbar keit gesprochen worden ist; allein dieß geschah nicht heimlich und es war der Königl. Commissar Hr. I). Schröder selbst der Ansicht, daß diese Einrichtung für Mühltroff weit er sprießlicher fei, ja dieser Hr. Commißar äußerte sogar die Ansicht, daß die Stadtverordneten zu voreilig gehandelt hät ten, wenn sie dem Bürgermeister für künftige Besorgung des Hypothekenwesens, das die Stadt noch nicht einmal habe, schon im Voraus eine jährliche Zulage von 50 Thlr. bewilligt hätten. Daß ein von mir unterzeichnetes Schreiben zur Unter schrift bei den Stadtverordneten herum gieng, worin der Wunsch nach der Landgemeinden-Ordnung ausgesprochen wurde, ist Wahrheit. Mit dem Inhalt dieses Schreibens waren anfangs nicht nur die sämmtlichen Stadtverordneten, bis auf Mstr. Richter, sondern auch Hunderte von hiesigen Einwohnern ganz einverstanden. Man hielt es unter seiner Würde heimlich zu agiren; Man theilte allenthalben die Ueberzeugung, daß man diesfalls zum großen Vortheil der Stadt handle. Allein geheime Emmiffaire, von der Gegen- parthei in alle Gasthöfe und Bierhäuser ausgesandt, mühten sich nach allen Kräften ab, die Landgemeinden-Ordnung