Volltext Seite (XML)
402 spärliche, in den Donausürstenthümern noch zweifelhafte Ern ten. — I)r Seitensticker, der vom König von Han nover seiner Haft entledigt ward unter der Bedingung, daß er nach Amerika auswandere, hat diese Reise bereits an getreten; auf dem Schiffe Argenaut hat er sich eingeschiffl und seine Frau mit ihrem jüngsten Kinde traf zu spät ein, um noch Abschied nehmen zu können. Die Kaufleute in Bremen brachten in aller Stille noch 700 Thaler für ihn zusammen und Übergaben ihm diese Summe in einem Cre ditbrief. Bei einer Sammlung in Stuttgart gingen für ihn 100 Gulden ein. Alles recht schön, aber nichts gegen Heimatb, Vaterland, Weib 'und Kind! Daß doch keine Freude vollkommen ist! — Ronge Hal in Weimar eine glänzende Aufnahme und viel Theilnahme gefunden, obschon das Landesministerium das. auf das Bittgesuch der kleinen neukatholischen Gemeinde daselbst, ihr während Ronges An wesenheit eine Kirche oder den Schulsaal für den Gottes dienst einzuräumen, eine abschlägliche Antwort ertheilte. Fürchte dich nicht, du kleine Heerde! — Von Jena ka men die Studenten m großen Schaaren und brachten dem „edlen Reformator des 19. Jahrhunderts, den Jahrtausende preisen werden" — ein donnerndes Vivat! Auch in Süd deutschland regt es sich auf dem Gebiete des Glaubens le bendiger als früher, und in Constanz ist von dem Bürger meister der Stadt und sämmtlichen Mitgliedern des Gemein deraths eine Bittschrift an den Erzbischof um die Einberufung eines Conciliums für das Bisthum, das des alter? Sauerteigs überdrüssig sei, in Circulation gesetzt worden. Bei aller Bewegung haben die Gustav-Adolph.Vereine ihre Wirksamkeit auch nicht eingestellt; die Einnahme des wür- tembergischen Hauptoereins betragt von 18Z^ 13,382 Gtd. Darunter befinden sich 11,429 Kirchencollectengelder u 1300 Gld., welche die königliche Familie beisteuerte; die im Kö nigreich Hannover bisher bestandenen Zweigoereine haben sich zu einem Hauptverein verbunden. Preußen. In Posen Hot man eine Verschwörung entdeckt, die weit nach Polen hinein verzweigt sein soll, und es haben zahlreiche Verhaftungen stattgefunden. Wann wird das unglückliche Volk seine gemißhandelte Nationalität vergessen! — Frankreich. Auch hier' hegte man Befürchtungen wegen einer bevorstehenden Hungersnoth, was auf die öf fentlichen Geschäfte einen höchst nachtheiligen Einfluß hatte und die Preise der Victualien in die Höhe trieb. Die Nachrichten aus Algier lauten noch nicht günstig. Die Stämme fangen an, nach Marocco auszuwanvern und das Land verödet. In Marocco soll ein Aufstand ausgebrochen sein, an welchem Abd-el-Kader lebhaften Antheil nimmt und die Jnsurgenren unterstützt. Hier ist noch wichtigen Ereignissen und ernstlichem Widerstande entgegen zu sehen. Natürlich! Welches Volk läßt sich gutwillig seine Natio nalität nehmen. Bei Lichte besehen, möchte man den Ein- gebornen Glück wünschen, um sich der französischen Zwing herrschaft zu erwehren. Doch scheint es ohnehin mit den Franzosen nicht recht vorwärts zu wollen. Spanien. Hier ist noch die alte Ungewißheit; Irr- tbum und Crawall an allen Ecken. Ein Gemahl für die Königin hat sich auch noch nicht gefunden. England. Unter dem Rindvieh und Schafen in Ir land ist eine Seuche ausgebrochen, die das jetzige Unglück nur noch vermehrt. Die schlechte Fütterung soll daran Schuld sein. Die Furcht vor einer bevorstehenden Hungers- noch ist, wie schon oben angedeutet, noch nicht gehoben. Rußland. Der Kaiser wird erst Mitte Januar in seiner Residenzstadt zurückerwartet. Die Kaiserin befindet sich dermalen in Sicilien. um ihre Gesundheit wieder her- zustellen; die verwundeten Tscherkessen heilen daheim ihre Wunden und schleifen ihre Säbel, denn unstreitig wirds im Frühjahre vom Frischen über sie hergehen Amerika. Auch jenseits des Meeres hat die Kirchen reform Boden gewonnen. In Baltimore hat sich eine deutsch-katholische Gemeinde gebildet, die bereits weit über 100 Mitglieder zäblt. Eine solche Gemeinde ist auch in New-Port im Entstehen. Zwischen den vereinigten Staaten Nordamerikas und England herrscht eine bedenkliche Span nung und es dürfte der Ausbruch eines Kriegs leicht ein treten können; indessen, wir wollens abwarten. — Vermischtes. Wenn man sich manchmal mit den Erscheinungen der Gegenwart nicht befreunden kann, gewährt's immer große Beruhigung, sobald man sie mit der nicht zu unfern lie genden Vergangenheit in Vergleich bringt. Wenn's z. B. unser Landtag nicht allen Leuten recht macht, sollten sie einen Landtag unter August dem Starken oder unter dem Minister Brühl damit vergleichen. Damals und auch noch später existirte über den sächs. Landtag folgendes Sprüchlein: „Das, was rin Landtag ist, schließt sich in dieses Wort, Versammelt euch, schafft Geld und packt euch wieder fort." Bekanntmachung. Bei dem unterzeichneten Amte ist die Veräußerung des derl sämmtlichen Enkeln weil. Mftr. Johann Christoph Knolls in Alt- Kirchliche Anzeigen. Am l. Adventsonnt, predigt Vormitt. Herr Stadtdiacon. Schwei nitz und Nachmitt. Herr Seminarlehrrr Ringler.