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398 Pflicht, in diesem so weit verbreiteten Volksblatte den wahren Thatbestand ausführlicher darzustellen und von et; waiger Furcht zu befreien. Zu bemerken ist hierbei noch, daß durch die bis zum 1. April 1851, als wie lange der Termin noch hinausgerückl ist, noch erfolgenden Ren? tenüberweisungen die Zahl der Landrentenbriefe sich noch erheblich vermindern werben; allein deren Zahl vermindert sich auch fortwährend wieder durch die halbjährigen Aus- loosungen, deren Betrag in jedem Jahre dem sechsten Theile der jährlichen Renten gleich kommt; ferner durch die fort dauernden Capitalzahlungen der Verpflichteten und durch den Uebergang einer großen Menge von Rentenbriefen in die Hände des Staates als Berechtigten, weshalb auch dieser Umstand nicht geeignet ist, Besorgnisse zu erwecken. Unter den Petitionen, die neuerlich an die Kammer ge kommen sind, befanden sich einige, welche die Ablösung des Jagd befugnisses, als mit den Ansichten der Zett nicht mehr vereinbar, beantragten. Wie sich denken läßt, befanden sich darunter aus dem Voigtlande keine, da tue eingerissene Jagdwuth hinlänglich dafür sorgt, daß kein bemerklicher Wildstand hier stattsindel; eher dürfte man sich gegen die Wilderer regen, die ungescheut Saal-, Kohl- und Kartoffelfelder durchwaten, um ein armseliges Häslein aus seinem Verstecke aufzuscheuchen, und dabel mehr in Grund und Boden treten und verderben, als das Wild das ganze Jahr hindurch an Schaden verursacht. Gegen solchen Jagdunfug wären allerdings Schranken zu wünschen. Wenn man auch nicht anneymen will, daß manche dieser Petition mit der Hoffnung im Hintergründe in Verbindung steht, das Jagdbefugniß den bisher Berech tigten zu entreißen, um es selbst ausüben zu können: so scheint eS doch sehr zweifelhaft, ob dadurch dem Grundbe sitzer ein reeller Gewinn zu Theil wird, und es ist offenbar, daß die Last seiner Renten jährlich nur noch mehr vermehrt werde; nicht des polizeilichen Bedenkens zu gedenken, das der freien Ausübung dieses Befugnisses im Wege steht, und deshalb glaubt man wohl den Wunsch gerechtfertigt, daß andere, das wahre Interesse beS Landes und des Volkes berührende Petitionen vorher Berücksichtigung finden möchten. In solchen Gegenden, die durch übermäßigen Wlibstand Schaden erleiden, kann durch gesetzliche Verordnungen nach- geholfen werden. — Eine Petition von well über 1000 Schullehrern um eine würdigere Stellung und bessere Be soldung, welche bei der Kammer einging, hat der Lbg. Todt dringend bevorwortet, und es scheint trotzdem, daß manche die Ansicht haben, der Schullehrer könne für 2 Neugr. eine ordentliche Mahlzeit halten, für diesen Stand in der Mehrheit der Kammermitglieder ein günstiger Wind zu wehen. Möge er zum allgemeinen Sturme sich erheben; Noth thuts! — In ter ersten Kammer wurden die Verhandlungen über die Adreßfragen begonnen. Ist auch hier kein so allgemeines Slurmlaufen und Ankämpfen gegen die Negierungsmaßregcln und die jetzigen Zeitverhallnisse, wie es in der zweiten Kammer bei Berathung dieses Ge genstandes geschehen, ja erklärten sich auch verschiedene Mit glieder gegen die ausgesprochenen Ansichten, welche bei dieser Gelegenheit in der jenseitigen Kammer sich kund gegeben haben: fo fand doch dieser Gegenstand sowohl im Depu- tationsgulachlen, als auch bei der Beralhung eine eindring liche und freimülhige Beleuchtung und es wurden die ein zelnen tzh. mil einigen wenigen Modisicalionen und Zusätzen sämmtlich angenommen, was am Schlüsse auch mil dem ganzen Entwurf geschehen ist. Miscellen. In der baierschen Standeversammlung befinden sich 12 Staalsbiener, 6 Communalbeamle, 12 katholische und 6 protestantische Geistliche, 12 adelige Gutsbesitzer und 26 Oekonomen, 34 Kaufleute, 31 Brauer (wenn da nichts Ordentliches gebraut wird!), Wirthe und Posthaller, und 5 Advocalen gewählt. Unter diesen sind 88 ganz neu gewählte. In Leipzig schickte ein Kaufmann, der einige Mal an den Versammlungen der protestantischen Freunde regen An theil genommen halte, dem früheren Lehrer seiner Kinder, der eine Psarrstelle bekommen hatte, zum Tauffeste seines ersten Kindes ein Dutzend Flaschen Wein mit freundlichem Glückwunsch. Der Strenggläubige schickte aber den Wein mit der Antwort zurück, daß er aus den Händen eines Heiden nichts annehmen könne! — Bei uns wird solcher Glaube nicht gefunden. — In Dresden ist am 30. Octbr. d. I. die große Cho colate-Fabrik von Jordan und Timäus abgebrannt. Die Veranlassung ist unbekannt. Bekanntmachungen. Kirchliche Anzeigen. Vom 18. bis mik 24. November wurden I. getraut: 10V) Mstr. Herrmann Buschner, B. u. W., mit Johanne Wilhelmine Rauh, lvl) Carl August Müller, Schuh macherges., mit Fr. Eleonore Earoline rechtlich geschiedene Wagner. II. getauft: 494) Hrn. Earl Frdr. Gräf's, B. u. Zinngießcro, S. Herrmann Friedrich. 495) Hrn. Carl Hähnel's, B. u. Advoca- uns, T. Thecla Wilhelmine. 496) Hrn. Adolph Vogcl'e, B. und Pianofortcfabr., T. Hedwig Ida. 497) Mstr. Frdr. Ae g. Peholdl'S, B. u. W., S. Franz Ludwig. 498. 499) Hrn. Joh. Georg Schlei-