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Voigtländischer Anzeiger. Sechs und fünfzigster Jahrgang. Rebigirl von Advocar C. Tbieprecht. Truck und Verlag von C. Wieprechts seel. Wiltwe in Plauen. Jährlicher Abonnementspreis für dieses Blatt 25 Neugroschen. — Die Jnsertionsgebühren werden mit l Neugroschen für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet, größere Schrift nach Verhältniß des Raumes. — Mittwoch. M SS IS. November 1845 Luther s Geburtstag. (10. Nov. 45.) (Eingcsendet.) Es tönt mit hohem, heil'gem Klange Durch Deutschland heut' ein schönes Lied, Das dring! mit mächtig starkem Drange Im Wiederholt durch mein Gemüth: ES wecket in mir neue Lieder, Begeistert mich zu neuem Sang; Wohlan, ihr meine deutschen Brüder, So höret meiner Saiten Klang'. — Auf künde deine Lust und Freude In lautem Jubelton, mein Herz, Und sende Dantgebete heute Aus frohem Munde himmelwärts. Heut ist ein Mann geboren worden, Ein Mann vor allen groß und kühn. Ihn schmückt nicht Krone, Stern und Orden, Ein Lorbeerkranz nur schmücket ihn! — Er, der sein Vaterland zu retten, Bon Roma's schnöder Finsterniß, Die man ihm angelegt die Ketten Mit wunderkühnem Muth zerriß, Er, dessen Nam' in allen Ohren Erklingt vom Rheine bis zum Belt Der große Luther ward geboren An diesem Tag der deutschen Welt! — Er sprach in seinem heil'gen Grimme Gar ein gewaltig großes: Halt! — Und hier und dort auf seine Stimme Entwich der Finsterniß Gewalt. — Und jetzt, da's wieder dunkel worden Ringsum im deutschen Vaterland: Und von dem Römling aller Orten Des Lichtes Feuer war gebannt: Da bot ein zweiter Luther Fehde Dem Vatican mit kühnem Wort, Und seine kräftig deutsche Rede Sie klang von Mund zu Munde fort; Und überall ertönt cs wieder: Ein freies, deutsches Kirchenthum; Und tausend jubelfrohc Lieder Erschallen zu der Wahrheit Ruhm! — Schon sebe ich im Geist vereinet Ganz Deutschland in so hehrem Sinn, Und lächelnd über alle scheinet Der Liebe schöne Sonne hin. Wo ein Hirt ist und eine Heerde, O selige, o künft'ge Zeit« Fürwahr, zum Himmel wird die Erde Bei Freiheit, Recht und Einigkeit! — Anmerkung. Man bittet, mit Zusendung von Gedichten unS etwas zu verschonen, da es an Raum zur Ausnahme in dem Blatte ! gebricht, auch das Publikum davon nur in ganz geringen Dosen ge nießen will. D. Red. Die Oeffentlichkeit der Stadtverordneten sitzunge«. Wenn irgend etwas bezeichnend für den Sinn und den Geist ist, der zu dieser Stunde im deutschen Volke sich regt, so ist es das allgemeine Verlangen nach Oeffentlichkeit in unsern öffentlichen Angelegenheiten, das in allen Gauen des gemeinsamen Vaterlandes von den deutschen Alpen bis zum deutschen Meere mit gleicher Kraft sich geltend macht. Zuvörderst Oeffentlichkeit in den An gelegenheiten der städtischen Verwaltungen! Diese Forderung scheint eine so rechtmäßige, daß wir kaum be greifen, wie man derselben von irgend einer Seite entgegen sein kann. Der Bürger, der die Kosten feiner städtischen Verwalkung aufbringt, sollte doch billig auch wohl erfahren, auf welche Weise die von ihm aufgebrachten Geldsummen verwendet werden. Wo dies noch nicht der Fall ist, wird man der allgemeinen Forderung öffentlicher jährlicher Rechnungsablage über den städtischen Haushalt sich nicht mehr lange widersetzen können. Bei uns müssen zwar der Städteordnung gemäß die Rechnungen des städtischen Haus halts den Bürgern bekannt gemacht werden, obschon dies oft erst nach mehren Jahren geschieht, aber dann erhebt man eine weitere eben so wohlbegründete Forderung: man -verlangt, daß auch die Sitzungen der Stadtverordneten,