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366 leben durch dasselbe^ MW<MHeit könnte gestört werden. Und wenn auch die dem BolkMDKl die Constitution verliehenen Rechte von die sem selbst in den Weis der Erörterung gezogen werden, die Ver fassungstreue des Fürsten und die angestammte Liebe des Sachsen- volles zu Ihm werde eine Gesetzlosigkeit und Unordnung hierbei nie aufkommen lassen. In dieser unserer Hoffnung und mit den Gesinnungen unverbrüch licher Treue, die wir in unserem und des Volkes Namen von Neuem hier niederlegen, und die uns auch während des gegenwärtigen Land tags bei unseren Berathungen allezeit leiten werden, verharren wir in tiefster Ehrfurcht Ew. rc. Dresden, den rc. Die Berathung über denselben begann am 17. Octbr. und die Theilnahme war, wie sich voraus sehen ließ, die größte. Alle Tribünen waren gefüllt und unter den Depu- tirten herrschte eine Ruhe und Stille, wie sie gewöhn lich einem ausbrechenden Gewitter vorauszugehcn pflegt. Der Berathung selbst ging noch die Verlesung einer Beschwerde aus Leipzig über das bei der Untersuchung der Leipziger Vor fälle beobachtete Verfahren voraus, wodurch die Gemüther schon lebhaft angeregt wurden. Man beschloß, diese Be schwerde einer außerordentlichen Deputation zuzuweisen, an welcher auch der Präsident als Mitglied nach einem Vorschlag vom Abg. Todt Theil nehmen könne. Es wäre die Ver wirklichung dieses Vorschlags gewiß eben so erfreulich für das Publikum als fördersam für die Sache gewesen; allein bei der Wahl der Deputation wurden mehrfache Bedenken dagegen erhoben und der Präsident selbst bat zu Vermeidung aller Inconvenicnzen von ihm abzusehen. Es ist allerdings ein großer Schaden, der auch von dem theilnehmenden Publikum tief empfunden wird, daß Männer von so gründlicher und eindringender Beredsamkeit, von so richtigem parlamentarischen Tacte wie wir die Abg. Braun und v. Mayer kennen, der Debatte fehlen, von denen der letzte bis jetzt durch Krank heit verhindert war, in der Kammer zu erscheinen. Braun, als Präsident der Kammer, ist durch seine Stellung verhindert, sich in den Gang der Verhandlungen zu mischen; er hat die selben blos zu leiten und zu überwachen, und wer ihn bis jetzt unter den Rednern vermißt hat, scheint von seiner dermaligen höchst schwierigen Stellung die rechte Ansicht nicht zu haben. Doch darf man vielleicht der Hoffnung sich hin geben, daß, wenn die eingegangenen Petitionen über öffent liches und mündliches Gerichtsverfahren auf die Tages ordnung kommen, er sich dann seines Präsidiums für diese Verhandlung begiebt, und sich den Kämpfern des Tags an schließt. Die beregte Deputation besteht nun aus den Abg. Schäffer, Todt, Klinger, Klien, Eisenftuck, v. Thielau und Hensel.— Nach Beendigung dieses Geschäfts trug der Referent, Abg. Todt, den Entwurf der Adresse vor, der nut der größten Spannung vernommen ward. Sofort nach Verlesung desselben erhob sich der Staatsminister von Könneritz, um das bisherige Verfahren der Minister ins rechte Licht zu stellm und den Vor wurf des Mißtrauens, das man gegen das Ministerium hege, die Mißstimmung, die im Lande herrschen solle, zurückzu weisen, worauf sodann die allgemeine Debatte eintrat. Gegen die Vertheidigung des Ministeriums ergriffen nun verschiedene Abg., als vr. Schaffrath, Klinger, Metzler, vr. Joseph u. m. and. das Wort, und behaupteten geradezu das Gegen theil. Es kam dabei zu entscheidenden Aeußerungen und Be merkungen, hauptsächlich über die Leipziger Ereignisse, Eensur- verfahren, Bundestag, Reaction im Glaubenswesen u. s. w.; doch fehlte es auch nicht an Vcrtheidigern der Regierung und vornehmlich war es das Oro8 der Rittergutsbesitzer und Bauern, die sich für dieselbe aussprachen. Nach einer ohn- gefähren zweistündlichcn Vorberathung wurde nun die allge meine Debatte geschlossen und zu der spccicllcn verschütten. tz. 1 gab weniger Stoff zu interessanten Erörterungen, nur veranlaßte eine Hindcutung des Abg. vr. Joseph auf den Nachtheil, den eine zu frühe Berathung des Finanz gesetzes und der von der Regierung vorgelegten Gesetzent würfe haben könne, den Staatsministcr zu einer Replik gegen diese unangemessene Aeußerung, welche das Ministe rium nach seiner bisherigen Handlungsweise nicht verdiene. Nach einer Bemerkung des Präsidenten, daß er in der Aeu ßerung des Abg. nichts Anstößiges gefunden habe, (was der Staatsminister bedauerte) — er ihn also auch nicht habe verwarnen können, erfolgte die einstimmige Annahme des 1. h., womit die Sitzung geschlossen war. — Lebhafter ward die Sitzung am 18. Octbr.; da — könnte man aus rufen — wars nicht eine Schlacht, ein Schlachten war's zu nennen, tz. 2 erregte in so fern verschiedenen Tadel, als mit den abgeschlossenen Handelsverträgen für die sächsische Industrie nichts gewonnen sei; auch werde dadurch die Elb- schifffahrt nicht gehoben und das Gewerbe der Schiffer sei ein klägliches, h. 4 ward Veranlassung über die Verhält nisse Sachsens zum deutschen Bunde zu sprechen, wobei die Rede war von Vernachlässigung der sächs. Souvcrainitats- rechte, von unerfüllten Verträgen, von Schulden, welche die deutsche Nation noch in Frankfurt zu fordern habe, weshalb man nicht aufhören dürfe, dort zu mahnen u. s. w. Die Regierung vertheidigtc ihr System nach allen Kräften, konnte aber doch nicht verhindern, daß nicht h 4 ebenfalls einstim mige Annahme gefunden hätte. Heftiger wurden die An griffe noch bei h. 5 bezüglich der Leipziger Ereignisse, und der Präsident der Kammer sah sich bei dieser Gelegenheit genöthigt, einen Abg. vr. Schaffrath aus Neustadt zu erin nern, sich einer angemessenen Sprache in der Kammer zu bedienen. Staatsminister v. Zcschau hingegen erklärte die Aeußerung des genannten Sprechers für revolutionär, wogegen jedoch Präsident Braun sich männ'glich verwahrte. Als jedoch nach dem Schlußworte des Referenten Staatsm. v. Zeschau auf seine Behauptung zurückkam, so erklärte Präsid. Braun, er glaube gethan zu haben, was das von Se. Majcst. ihm anvertraute Amt erfordere, auch sei seine Handlungsweise nach der Landtagsordnung gcrechtfertiget, und schloß nach allgemeiner Zustimmung der Kammer zu tz. ö die Sitzung. — In der nächsten Sitzung am Montag den 20. Octbr. dauerte der Kampf bei h. 6 über die confefsionel- len Wirren volle 4 Stunden, und es haben sich oabei die Abg. Oberländer, Rewitzer, Brockhaus, Metzler, v. Thielau, Hensel, Klinger, Schaffrath und Todt als glänzende Redner bewährt; Jani kämpfte für das Ministerium, jedoch ohne Erfolg. Der heftigste Kampf entspann sich aber über die Fassung der letzten h.; doch auch hier siegte die für die Adresse kämpfende Parthei, und bei der Abstimmung wurde die Adresse mit gegen 12 Stimmen unverändert angenommen. Ob die erste Kammer in gleicher Weise beirreten wird, kann man wohl nicht so flüchtig glauben. Versagt sie ihren Bei tritt, so war der ganze dreitägige Kampf umsonst; denn die