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unserer evangel. Landeskirche Schritte gethan worden, um diese Angelegenheit auch bei uns mehr in Gang zu bringen. Eine größere Theilnahme an derselben auch in weitern Kreisen wird dann gewiß nicht ausbleiben. Daß indeß die Betheiligung an den kirchlichen Fragen unserer Tage im Voigtlande nicht eine so lebhafte ist, wie anderwärts, läßt sich nicht ableugnen; es ist eben eine Thatsache. Aber nicht in den Bewohnern dieses Landestheiles selbst, welche doch ihre Freisinnigkeit schon bei mancher Gelegenheit bewiesen haben, dürfen wir die Schuld davon suchen. Der Grund liegt hauptsächlich in dem glücklichen Umstande, daß wir bei uns keinerlei hierarchische Bestrebungen zu erdulden haben oder fürchten müssen. Nur da, wo Druck statt findet, ist Gegendruck vorhanden. Aber dennoch ist das, was irgendwo anders in unserer evangelischen Kirche ver handelt wird, auch unsere Sache. Wir dürfen nicht gleichgültig zusehen, wenn sich etwas Erfreuendes oder Be trübendes in derselben ereignet. Auch bedarfes oft nur der Kennt- niß solcher Ereignisse, um den lebendigsten Antheil daran zu nehmen. Wenden wir daher einmal unsern Blick nach Köthen, wo seit einigen Jahren die Hauptversammlungen der „protestantischen Freunde" stattsinden. „Protestantische" Freunde haben sich diejenigen genannt, welche dort zusam menkommen, weil sie sich ihres guten protestantischen Rechts bedienen, um gegen alles das in unserer Kirche zu pro- testiren, was nicht göttlich, sondern was menschlich ist; weil sie allen denjenigen entgegentreten wollen, welche unsere Zeit auf den Standpunkt zurückführen möchten, auf welchem sie vor 300 Jahren gewesen ist, welche die Möglichkeit eines Fortschritts in der Erkenntniß der religiösen Wahrhei ten leugnen, indem sie behaupten, in den aus dem Nesor- mationszeitalter herstammenden Bekenntnißschriften unserer Kirche sei die allein richtige Auslegung der Bibel enthalten, es dürfe niemand etwas anderes für wahr halten, als was Bekanntm Kirchliche Anzeigen. Vom 16. bis mit 22. Mai wurden I. getraut: 42) Mstr. Frdrch. Aug. Wagner, B. u. W., mit Carol. Louise Pilz. 43) Mftr. Frdrch. Aug. Brock, B. u. W., mit Alwine Louise Zeidler. 44) Joh. Chrn. Hager, Aimmerges. in Chrie schwitz, mit Jgfr. Wilhelmine Lorenz das. 45) Mstr. Joh. Wilh. Frdrch. Schneider, W. in Voigteberg, mitJgfr. Christ. Carol. Schmeiß ner von hier. II. getauft: 236) Joh. Georg Wendlers, Wbgs. S. Wilhelm Ottomar. 237) Mstr. Joh. Glied. Raus, B. u. W. T. Marie Aug. 238) Hrn. Carl Ferd. Tauberts, B. u.Kunstgärtners T. Anna Bertha. 238) ein Unehel. III. beerdigt: 144) Mstr. Joh. Frdr. Schwärzels, B. und Schlossers T. Christ. Wilhelmine, 46 I. 8 M. 11 T. 145) Imma nuel Wciß's, Handarbeiters T. Carol. Luise, 1 M. 17 T. 146) Baltin Hofmann, Maurerges. u. Tüncher aus Wasungen, 18J. 7M. -8 T. 147) .weil- Mstr. Glob. Frdr. Reißmanns, B. u. Posamen- Ütrs nachgcl. Wlttwe, Fr. Christ. Wilhelmine geb. Teuscher, 60 I. in ihnen geschrieben stehe, es dürfe niemand die Bibel anders verstehen, als sie von den Reformatoren verstanden worden sei. Protestantische „Freunde" nennen sie sich, weil sie sich in dem gemeinsamen Wirken für die Freiheit des Glaubens, für die Freiheit in der Erforschung der heiligen Schrisl als Freunde erkennen. Aber ihr Zweck ist ein noch höherer. Sie wollen nicht allein gegen jeden Glaubenszwang pro- testlren, sie wollen nicht allein die Lehre des Christenthums in ihrer ursprünglichen Reinheit wieder Herstellen, sie wollen auch dahin wirken, daß ein ächt christlicher Sinn in dem Herzen des Volkes immer tiefere Wurzeln schlage. Ihr Streben ist, nach dem Vorbilde unseres Herrn das Reich Gottes auf Erden auszubreiten, so viel in ihren Kräften steht. Die Absicht der protestantischen Freunde ist mit wenigen Worten ausgedrückt: freie Entwickelung des Christenthums in den Einzelnen zum Zwecke sittlicher Fortbildung. Als ein vor zügliches Mittel, diesen Zweck zu erreichen, betrachten sie gemeinschaftliche Zusammenkünfte und Besprechungen. Diese Zusammenkünfte sind vollständig frei. Einem jeden ohne Ausnahme ist der Zutritt zu denselben gestattet. Jede Meinung findet dort ihr Recht, sie darf sich aussprechen. Nur auf dem Wege freier Ueberzcugung soll gewirkt wer den. Niemandem wird eine entgegengesetzte Glaubensansicht aufgedrungen, niemand wegen einer solchen verketzert und verdammt. Kleinere Zusammenkünfte finden von Zeit zu Zeit an verschiedenen Orten statt, am häufigsten in der preußischen Provinz Sachsen. Hauptversammlungen sind die beiden in Köthen, die erste an dem Donnerstage in der jedesmaligen Psingstwoche, die zweite um Michaelis. Daß gerade Köthen als Versammlungsort gewählt wurde, erklärt sich aus seiner günstigen Lage, indem dort 3 Eisen bahnen zusammenkommen, die von Leipzig, von Berlin, von Magdeburg, wodurch der Besuch jener Versammlungen sehr erleichtert wird. (Fortsetzung folgt.) a ch u n g e n. 1 M. 30 T. 148) Mstr. Adolph Heinr. Buchheim, B. u. Fleischer, 63 I. 148) Mstr. Carl Aug. Puffs, W. in Oberlosa S. Ferdinand Louis, 3 M. 8 T. 150) Joh. Gottlieb Gruoers, B. u Zimmerges. S. Frdr. Eduard, 3 M. 18 T. 151) Mstr. Carl Fr. Ostmanns, B. u.W. L. Marie Luise, 17 I. 2M.6 2. 152) Mstr. Chrn. Frdr. Ferd. Wölfels, B. u. Strumpfwirkers S. Franz Ferd., 8 I. 11 M. 15 T. Bekanntmachung. In dem unweit hiesiger Stadt gelegenen Niederwald, der Steinrinnel genannt, sind bei einer polizeilichen Durchsuchung die unter O bemerkten Gegenstände aufgefunden worden und ist nicht unbegründeter Verdacht vorhanden, daß diese Gegenstände ent wendet sind. Die diesfalls angestellten Erörterungen haben zur Zeit weder zu Ermittelung der Eigenthümer noch zu Entdeckung der Diebe geführt und wir bringen daher diesen Vorfall zur öffent lichen Kenntniß mit dem Ersuchen au Jedermann, dasjenige, was zu Ausfindigmachung der Eigenthümer der aufgcfundencn Sachen