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Voigtländi scher Anzeiger. Sechs und fünfzigster Jahrgang. Redigirt von Rdvocat C. Wieprecht. Druck und Verlag von C. Wieprechts seel. Wittwe in Plauen. Jährlicher Abonnementspreis für dieses Blatt 25 Neugroschen. — Die Jnscrtionsgcbühren werden mit 1 Neugroschen für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet, größere Schrift nach Vcrhaltniß des Raumes. — Mittwoch. ^§42. 28. Mai 1845. Welthandel. Nächstens wird in Plauen Gasbeleuchtung eingeführt werden. Erstreckt sich auch vor der Hand das Unternehmen blos auf das Innere der Gebäude, so sehen doch die Straßen laternen ihrer baldigen Emeritirung entgegen. Die Unter zeichnung hat bereits soviel Gasflammen garantirt, daß dem Unternehmen in dieser Beziehung ein Bedenken nicht ent-! gegensteht. Die Kälte, welche während des Monats Mai in unserer Gegend geherrscht hat, erstreckte sich weiter, als man vielleicht vermuthet. So hat es auf den Anhöhen bei Bourg in Frankreich am 12. Mai geschneit und in Montpellier und Toulouse sind um diese Zeit die Weinstöcke erfroren. Nach einer neueren Anordnung der schwarzburg-rudol- stävtischen Regierung werden bei jedem unerlaubten Schießen die betreffenden Gemeinden in die bestimmte Strafe genom men, dafern der Thäter' nicht ausfindig gemacht werden kann. Dies erinnert an jenen Schulmeister, der bei jeder in seiner Schulmonarchie vorfallenden Ungezogenheit seiner Schuljugend der Reihe nach den Rücken gerbte. Das erzbischöfliche Ordinariat zu Freiburg im Groß- herzogthum Baden hat, um bei jedesmaligem Uebertritt eines! Geistlichen zur neu-katholischen Kirche einer besondern Er- communication überhoben zu sein, erklärt, daß jeder derar tiger Uebertritt 60 ipso die Ercommunication mit sich bringe. Wenigstens wird dadurch eine Mühe erspart. Auch das Judenthum soll reformirt werden und eS hat zu diesem Zwecke am 8. Mai in Berlin bereits eine Ver sammlung stattgefunden, welcher eine große Anzahl Theil nehmer beiwohnten. Die über Oe Steiger ausgesprochene Todesstrafe ist noch nicht vollzogen und man ist der festen Zuversicht, daß dieselbe in Verbannung werde verwandelt werden. Oe Steiger hat ein Begnadigungsgesuch beim großen Nath ein- gereicht, in welchem er, in Hinblick auf die Lage der Sei- nigen, darum bittet, daß an die Stelle der Todesstrafe Verbannung aus der Schweiz, oder aber, dafern es die Ruhe der Eidgenossenschaft erheischen sollte, aus dem europäischen Kontingent trete. Außerdem sind in dieser Angelegenheit noch viele Bittschriften eingereicht worden. Neuschatel und Valangis sind von der Welt spurlos verschwunden. Eine Kabinetsordre des Königs von Preußen läßt an ihre Stelle Neuenburg und Valendis treten. In der Türkei wird an die Verbesserung des Schul unterrichts Hand angelegt. Es sollen bestimmte Schulen mit Abtheilungen eingerichtet werden. Trotz mannichfacher Hindernisse schreitet dieser Plan rasch vorwärts. Die Einverleibung des Oregongebietes mit den nord amerikanischen Freistaaten ist immer noch der Gegenstand des Haders zwischen Nordamerika und England. Man sieht schon mit Bestimmtheit einem Krieg entgegen, der aber, wie jetzt Mode zu sein scheint, eher durch Schreien und Schrei ben, als durch Schießen geführt werden wird. Abd-el-Kader hat die Zeit des Winters für seine Zwecke gut benutzt und während dieser Zeit nicht nur eine ansehn liche Streitmacht gesammelt, sondern auch viele Stämme gegen die Franzosen aufgewiegelt. Diese haben alle Hände voll zu thun. Versammlung der protestantischen Freunde in Köthen am 13. Mai d. I. Es ist unserm Voigtlande wiederholt der Vorwurf ge macht worden, es bezeige nur eine geringe Theilnahme an den kirchlichen Fragen, welche die Gegenwart bewegen. Dieser Vorwurf ist nicht ganz begründet. So sind nament lich in Bezug auf die Petition um eine freiere Verfassung