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Voigtländischer Anzeiger. Sechs und fünfzigster Jahrgang. Ntedigirl von Advocat C. Wieprecht. Truck und Verlag von S. Wieprechts seel. Wittwe in Plauen. Jährlicher AbonncmeM für dieses Blatt 25 Neugroschcn. — Oie Jnscrtionsgebühren werden mit 1 Neugroschen für die gehaltene Corpus-Zeile berechnet, größere Schrift nach Verhältniß des Raumes. — Sonnabend. M 1. März 1845. W e l t h 5 n d e l. Der diesjährige Winter macht seinen Einfluß haupt sächlich dadurch sehr fühlbar, daß er den Holzwucherern Gelegenheit bietet, ihre Säckel auf Kosten der Holzbedürf- tigen zu füllen. Die Preise des Holzes haben sich hier aus eine noch nicht erlebte Höhe gehoben und es ist dabei nur zu bewundern, daß man nicht durch die in holzärmern Gegenden üblichen Mittel, namentlich durch Verwendung von Steinkohlen, sich vom Druck der Holzjuden zu emanzipiren suckt. Hoffentlich wird auch die Theuerung des Brenn materials eine zweckmäßigere Konstruktion der Feuerung, welche jetzt noch für die Zeiten des Holzüberflusses einge richtet ist, herbeiführen. Vorzugsweise ist aber in dieser Be ziehung zu wünschen, daß endlich auf den Dörfern die fast in jedem Hause befindlichen Backöfen durch Gemeindebackösen ersetzt werden. Auf segensreiche Weise hat sich in Plauen bei dieser Holzklemme das Institut des Holzhofs bewährt. Unaufhaltbar schreitet die durch Ronge vorbereitete Re formation vorwärts. Am 15. Februar hat sich in Dres den eine deutsch - apostolisch - katholische Kirche konstituier und zur Ausarbeitung der dogmatischen, liturgischen und gemeinde rechtlichen Fragen ein Comitv gebildet, welches sich an Leipzig und Breslau anschließen wird. Auch in Annaberg, Chemnitz, Maqdeburg und Offenbach sind die Katholiken zu diesem Zweck zusammen getreten. Die Mittel, welche von den Röm lingen gegen diese Schritte in Anwendung gebracht werden, sind nicht von der edelsten Art. Sie befinden sich, wie sie selbst erkennen, jedoch nicht anerkennen wollen, außer Stand, den Sieg der Vernunft durch gleiche Waffen zu bekämpfen, und nehmen daher zu Gewallthätigkeiten ihre Zuflucht. Dies beweisen die niedrigen Bierbankercesse, welche von den Pa pisten in den behufs der projectirten Trennung abgehaltenen Versammlungen hie und da erregt worden sind. Die Bauern in Niederlahnstein bei Coblenz haben das Bildniß Nonge's an den Galgen gehängt und dann verbrannt, und in Posen wurden von den Pfaffen in der Kirche für Czerski Messen gelesen, daß Gott ihm den verlornen Verstand wieder geben möge. In Erwägung der aus diesen und ähnlichen Mitteln hervorleuchtenden Verzweiflung kann es nur gut geheißen wer den, daß diejenigen, von denen hauptsächlich die neue Re formation ausgeht, geeignete Sicherungsmaßregeln für ihre Existenz ergreifen. Jenem exaltirten Fanatismus gegenüber verdient es Anerkennung, daß die Bürgerschaft in Mainz be schlossen hat, dem Londesbischof I). Kaiser, welcher fern von hierarchischen Anmaßungen in seinem jüngsten Hirtenbriefe in schlichter herzlicherAnsprache seine Angehörigen zur Besserung ermahnt und ihnen friedliches, liebevolles Verhalten gegen Alle, namentlich auch Andersgläubige, aufs Angelegentlichste zur Pflicht gemacht hat, eine öffentliche feierliche Dankbe- zeigung darzubringen. Die Avantgarde des T*** Hot es in der Schweiz nun mehr beinahe bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs gebracht. Die Lage der Dinge wird immer gespannter. In Aargau und Bern treten die Freischaaren gegen die Aufnahme der Jesuiten zusammen, dagegen rüsten sich in Luzern die Be schützer des Jesuitismus und haben den Kommandant der neapolitanischen Schweizertruppen, General Sonneberg, kom, men lassen, damit er das Kommando übernehme, was bereits geschehen ist. In Schwarzburg - Rudolstadt hat der Fürst in einem Edikt den Forstbedienten das Recht ertheilt, auf den Wild dieb scharf zu schießen, wenn er auf Anrufen nicht still steht und sein Gewehr nicht abliefert; dagegen ist es keinem Land, mann zu rathen, das Wild zu erlegen, welches die Saaten, auf denen die ganze Hoffnung desselben beruht, verwüstet; denn schwere Strafe würde den Frevler treffen, der zum Schutz seines Eigenthums dies thun wollte.
