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Voigtlän-i scher Anzeiger. Sechs und fünfzigster Jahrgang. Redigirt von Advocat C. Wieprecht. Druck und Verlag von G. Wieprecht- seek. dittwe m Plauen. Jährlicher Abvnnementspreis für dieses Blatt 25 Neugroschen. — Die Jnsertionsgebühren werden mit 1 Neugroschen für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet, größere Schrift «ach Verhaltniß des Raumes. — Mittwoch. H, LL. Januar 184S. Welthandel. Die landwirthschaftlichen Bezirksvereine zu Meißen und Nossen beabsichtigen, di« Zusammentretung eines Vereins aus der Mitte der Landwirthe zu bewirken, dessen Aufgabe dahin gehen soll, gute landwirthschaftliche Dienstboten zu erhalten. Zur Erreichung dieses Zweckes soll namentlich Austheilung von Prämien und Ehrengeschenken an gute Dienstboten, Aufrechthaltung der strengsten Wahrheit in Er- theilung von Dienstzeugnissen, Einrichtung von Unterstützungs- cassen für kranke und arbeitsunfähige Dienstboten, und Einführung gleicher Regeln für Behandlung deS Gesindes in Anwendung gebracht werden. Diesem Vereine ist ein günstiger Erfolg und ein baldiges Fortschreiten zu wünschen, damit endlich den vielen und großen Klagen über die mehr und mehr überhand nehmende Entartung der dienenden Elaffe Abhilfe verschafft werde. DaS Beispiel der Schneidewühler Gemeinde findet Nachahmung. Mit gleicher Absicht ist in Berlin eine An zahl Katholiken zusammengetreten, um eine eigene Gemeinde nach Anleitung der zu Schneidemühl zu bilden. In Luzern lassen sich die Jesuiten häuslich nieder. Von 26,231 Bürgern haben 18,246 für und 7985 gegen die Einlassung der Jesuiten gestimmt Nachdem sich die selben nunmehr angesiedelt haben, nehmen sie Rache an ihren Gegnern. Die Gefängnisse wollen zur Aufnahmeder vielen Gefangenen nicht mehr ausreichen. Alle, die nur den geringsten Antheil an den Freischaaren hatten, werden ohne Weiteres eingekerkert. Zwei Prediger in Hannover haben von der Kanzel herab dagegen geeifert, daß die Eisenbahnen an Sonntagen befahren werden, und es soll das Pferdegeschlecht, dessen Interesse mit dem neuen Fortkommen unvereinbar ist, be schlossen haben, ihnen dafür ein Denkmal zu errichten. Am 1. Januar hat bei dem Kriminalgerichte zu Ber lin ein mündliches Verfahren in summarischen, d. h. ei» Strafmaß von 50 Thalern Geldstrafe, oder vierwöchentlich«» Gesängniß nicht übersteigenden, Untersuchungssachen begon nen. Dieser erste Versuch des mündlichen Verfahrens schließt jedoch Oeffentlichkeit aus, da außer dem Angeklagten und dem Venheidiger keinem Andern der Zutritt gestattet ist. Der König von Hannover hat gegen England auf Herausgabe von Familienjuwelen, welche mit Georg I. nach England gekommen und den dortigen Kronjuwelen einver leibt worden sein sollen, im Betrag von 50 — 60,000 Pfd. Sterl, geklagt. Allenthalben werden zwar die Narrenspäße der Faschings zeit noch getrieben, jedoch soll zum Ruhme der Zett die Theilnahme an dergleichen Freuden sehr im Abnehmen sein. Am 13. Januar hat das Rothschildsche Bankhaus in Frankfurt die Subskription zur Betheiligung an dem kur hessischen Lotterie-Anlehen an Betrag von 6,700,000 Tha lern eröffnet. Schon am Abende desselben TageS war die enorme Summe von beinahe Siebenzig Millionen Thalern gezeichnet. Statistischen Nachrichten zufolge werden in Deutschland jetzt gegen 324 Meilen Eisenbahnen befahren, in der Aus führung begriffen sind in runder Summe 500 Meilen und ungefähr 1200 Meilen sind zur Vollendung des deutschen Eisenbahnnetzes erforderlich. In Frankreich werden Anstalten getroffen, die Marine zu vermehren und zu verbessern, wahrscheinlich um sogleich parat zu sein, im Falle daS freundnachbarliche Vernehmen mit England in'S Stocken gerathen sollte. Dies steht leicht in Aussicht. Denn obschon König Louis Philipp seine Nachbarin Victoria unlängst besucht und diese jenem auS besonderer Geneigtheit einen halben Ochsen für die Küche