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siche» Buchhandlung zu Tlachen mit Beschlag belegt worden. Wahrscheinlich war dabei eine jener wichtigen Formalitäten nicht beachtet worden, welche der Censur gegen die Cen- surfreiheit als Schutzwache dient. Die Festungsarbeiten in Poris sind nun beinahe voll endet und diese Zwingburgen dergestalt mit Kanonen, Mör sern, Haubitzen und Kriegsvorrathen vollgestopft, daß den Parisern der Muth vergeht, den König in seinen Friedens- meditationen zu stören. Nirgends kann man gröber sein, als in Berlin. Denn dort darf sich nicht nur Niemand für Neujahrgratulationen bedanken, sondern es ist sogar das Neujahrsgratuliren auf's Strengste verboten. Die ungebetenen Gratulanten sollen aufgegriffen und in das Correctionshaus geschickt werden. Kurze Beschreibung der Rinderpest, Lüserdürre, Uebergälle genannt.") Diese Krankheit ist eine nur allein die Rinder befal lende hockst ansteckende Seuche, welche in früherer Zeit oft ganze Districte mit ihrer umsichgreifenden Wuth von Rind vieh entblöste. Sie stammt ursprünglich von dem im öst lichen Europa und im nordwestlichen Ästen vorhandenen Steppenvieh her, bei welchem sie als immerwährendeKrank- heit haust und mit geringer Gefahr auftritt, und wird, besonders in Kriegszeiten, über Ungarn zu uns eingeschleppt. Auch selbst in England sind seit den furchtbaren Verhee rungen, welche diese Seuche im letztvergangencn Jahrhun derte daselbst anrichtete, wenige Jahre vergangen, in welchen sie sich nicht in irgend einem Theile des Königreichs gezeigt hätte. Sie nimmt einen typhösen Charakter an, zieht alle Theile des Körpers in ihr Bereich und wird so durch das von der Krankheit erzeugte Contagium weiter verbreitet. Vorzugsweise entsteht sie zuerst da, wo niedrige feuchte Weideplätze in waldigen Distrikten vorhanden sind, und das Vieh überhaupt dem Wetter und dem Mangel zu sehr ausgesetzt ist. Die Krankheit hat auch ihre besonderen Zeitperioden im Jahre und tritt im Frühjahre und zur Herbstzeit, gewöhn lich in den Uebergangsperioden des Witterungswechfels von der Warme dis züm Eintritt des höhern Kältegrades, rind -im Frühjahre wiederum bis -um Eintritte eines höhern Wärmegrades am heftigsten auf. In unserm Klima hat sie auf die menschliche Natur, sowie auf andere Thiergatlungen gar keinen Einfluß ge- *) Mitgetheilt au» dem an die Red. ein-esendeten Manuskripte eines voigtl. Leconomcn. äußert, und Menschen sind nur dann von einem krank haften Zustande ergriffen worden, wenn der Genuß des Fleisches kranker Thiere, oder eine zu frühe Oeffnung der Cadaver erfolgte. So hat die Erfahrung gelehrt, daß Leute, die dem gefallenen Vieh die Haut abgezogen haben, erkrankt und gestorben sind. Auch hat eine Viehseuche auf Guadeloupe gewüthet, wobei die Negersclaven viel gelitten haben sollen. Die Ursache zur Krankheit selbst ist eine Verminderung und Unterdrückung des natürlichen Nervenreizes, wodurch hauptsächlich die VerdauungSorgane zuerst in einen Zu stand der Erschlaffung verseht werden. In einer, vom Verfasser der Berliner Beiträge zur Landwirthschaft, Berlin 1779 beiPauli erschienenen Schrift über diese Krankheit, wird der Brandenburgischen und Sachs. Sperre rühmlich gedacht, so wie auch der Stallfütterung lobende Erwähnung geschieht, welche überhaupt da, wo sich solche eingeführt vorsindet, allen derartigen Seuchen entge gen wirkend auflritt. Ob nun gleich Abhandlungen im Leipzig. Tageblatte von dieser Zeit sich vorfinden, so ist mir doch Ausführliches nicht bekannt: ob gerade in einem Tkeile des damaligen Sachsens die Rinderpest verheerend ausgetreten sei. In ei nem Werke über Landwirthschaft von einem gewissen von Schönfeld, auf Trachenau, Trappendors und Wachau bei Leipzig, Leipzig 1773 erschienen, ist der Seuche folgender maßen gedacht worden: „Auch hier finden wir durch Er fahrung bestätigt, daß die Viehseuche bei der Stallfütterung selten eintritt. Sie ist dicht am Gute in einer Entfernung von einer halben Stunde gewesen, und dennoch ist das Gut, wo kein Vieh ausgetrieben wurde, verschont geblieben." Die polizeilichen Anordnungen allein sind es, welche dieser verheePnden Krankheit Einhalt zu tyun im Stande sind, und jede weise Regierung größerer und kleiner Staa ten wird alle Mittel anwenden und mit möglichster Sorg falt zu verhindern suchen, daß das Einschleppen der Rin derpest, so wie wenn solche wirklich da ist, das Umsichgrei fen derselben möglichst unterdrückt werde. Der Staat hat zu wachen über den Rationalwohlstand, und hier ist ein Theil, ja ein so großer Theil des Nationalvermögens ge fährdet, daß der Ersatz aus eignen Mitteln nur die trau rigsten Folgen nachhaltiger Verarmung »ach sich ziehen muß. Die Reihe ist nun unter Eintritt solcher Verhältnisse an den Staatsangehörigen, welche in solchen Fällen leider mit schauerlichem Leichtsinn die gegebenen Gesetze und Ver ordnungen übertreten und dadurch sich und ihre Mitmen schen in'6 Unglück stürzen; indem zu einem wohl feilen Preise Vieh, Leder u. s. w., welches erstere anscheinend noch gesund, schon den Ansteckungsstoff