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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 06.07.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020706029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902070602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902070602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-07
- Tag 1902-07-06
-
Monat
1902-07
-
Jahr
1902
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Dies«» W«M »Kd da» Lesa» «» Dretda» «d UWßsd»»- «o Lage vorher bereits als Abend-Ausgabe zugestellt, »vährcnd es die Post-Abonneuten am Morgen in einer Gesammtausgabc erhalten. verugrgedlldr: »I »t, we»lw« t» . ^ >»»» der U«««dm«. W» K» N«tn>4u»« d»rck Volk» «s»k »rdaltn, s»s VI«ti M> ««ämtt»,««. kt« »tch» «U v»«,. »t»s t«i«k» tz> W- «-«« »nd »-W»« »er x»-ad» «Maeian»,« ««r«. ttck, krU>, vnHYUüiclMt. «WI «». U und «». »0»» L»l»,r«««>>dr»lt«: W«ch»tch«»» »,«»»«» HegvLrnSeL L8LV Vertag von Ltepsrtz Ld Ueichardt. Anreizen. cali>. L>» Sinuabm» von ?lukü»o, orlol»! in d»rl>auvlakicka!isIioU> m de» N'bonanuabmkllrUkn m Drrcdc.i dit NackinUi»,» 3 Utu Sonn uu!» Nkirnans nur Marioninadk '>ö von >> t»L'/,l Ulii Die l lvalli,e>iiiu»d »eile cca u Liibeni so Pi«. Nn liint>tn»n»e» aui kki PNl lUic», ,!eii- uo P>n: die rivaUine Aktie als .irt»i»eiL»dI oder a»i TerlikUk co Pin In Nummern »ach Sonn und kieier- Urne» >- de« rivalline Grundteiicii so. «o de», so und «o Pin. uaiii beiondercm T»i>>. NuIwLrttae «uittiiae nur ,k»en LorLusdk«alil,,i>n. VtleablLUer werde» mit ro Pf» bereidncl. Llt85Lrä8ve1 Nr. 184. Zpuiet: S" N. SrkSiu'lxLr »«dt.. Miile-lrnii'. Sonntag, 6. Juli 1902. Beiathung der 3. Kammer über Eiviltisle und Apanagen. Neueste Diahtberichte Hosnachrichten, Landtag. et» und im Äemerbeverein. Berliner Leben. Äedächtnißleiern im Konservativen Verein und Venrchmrg der Zweiten Kammer über Eivilliste und Apanage»». In der beutiaen Sitzung der Zweiten Kammer fand die allgemeine Voroeratyung über das Dekret, einen drillen Nachtrag zum ordeniiichen Etat betr., statt. Anwesend waren die Herren Minister v. Metzsch, Tr. v. Sendewitz und Dr. Rüger. Hie Tribüne war gut belebt. — Bicepräsldent Opitz-Treuen mebt eine Erklärung Namens seiner konservativen Freunde. Die Aufgabe de- außerordentlichen Landtag», die mit dem Thronwechsel zusammenhange, hätte trotz ihrer Bedeutung sehr rasch erledigt und viellelcht schon heute in Schlußbcrathung genommen werden können, wen» die Realerung im Anschluß an die bisherigen Gebühr- misse die neuen Grbührnisse erläutert hätte. Durch die Regierungs- Vorlage werde eine lausende Erhöhung der finanziellen Belastung des Lande«, und zwar für den gegenwärtigen Etat um 475000 Mk. und für die späteren Etat» um 600000 Ml. emtreien. Für die Prüfung der in dem Dekret geltend gemachten drei Gründe werd« für die Abgeordneten ein doppelter Gesichtspunkt maßgebend zu sein haben. Die gegenwärtige Vorlage sei nicht in erster Linie «me finanzielle Frage, sondern sie bilde cme Frage der zarte» Be ziehungen. in denen in gutmonarchischen Staaten das Volk zu seinem Herrscher stehe, sie sei also eine Frage deö monarchischen Gefühls. Die Gesinnungen und Anschauungen der Kammer seien in der Eröffnungsansprache des Präsidenten in solcher Weise dargelegi worden, daß er dem kein Wort hinzusügen wolle. Weiler sei da» Bewilligungsrecht der Kammer t» der vorliegenden Frage wesentlich abweichend von dem Charakter des sonstigen Bewillig- uuasrecht». Die Cioilliste dürfe nicht als eine Art Besoldung oder Gehalt aufgefaßt werden, das würde ihrem Charakter wider sprechen. sie bilde das Aequivalent für die Uebcrioeifung der Be Nutzung der Domanialwerthe an den Staat. In La bei der Regierung und den Ständen immer die Ausfas un eil habe >si der Vorlage standen, daß hier ein nicht dieser Auffassung. ^ »ebenen Gesichtspunkte sich aufrecht erhalten ließen, entziehe der Kenntniß der Oefsentlichkelt. Die Kammer werde aber inken und die LebenSfi Jab, , , . ^rung rme kostspieligere geworden sei. eit jener Zeit seien fortwährend Gehaltserhöhungen für die Be- amten, vom untersten an. gefordert und bewilligt worden. Wo» diAen Beamten recht sei, da» sei dem obersten Beamten des Staate» billig. Die Civilliste je» übrigen« zu ihrem weitaus größten Theile nicht zu persönlichen Zwecken, sondern zu Zwecken der Repräsenta tion verwandt worden. Endlich sei zu gegeben, daß seit dem Jahre 1831 eine erhebliche Steigerung des Domanialvermögens eilige- treten sei, und daß die gegenwärtige Höhe der Civilliste mit diesem gesteigerten Ertrage >n keinem angemessenen Vcrhältniß stehe. Aus den angeführten Gesichtspunkten berau» sei er ermächtigt, für seine politischen Freunde zu erklären, daß sie nicht onstünden, die Berechtiaungdcr Forderung anzuerkennen, und daß ihnen die Er höhung der Civilliste nicht nur als ein Akt der Billigkeit erscheine, sondern daß sie sie als eine Nothwcndigkeit betrachteten. WaS me Frage anlanae, ob die hier vorgeschlagcncn Erhöhungen den Verhältnissen entsprächen, so könne nach einer oberflächlichen Prüf ung nur gesagt werden, daß sich die Wünsche der Regierung in angemessenen Grenzen bewegten. Mit Sicherheit diese Frage heule schon zu beantworten, sei nicht möglich. Er glaube es vielmehr den Abgeordneten und dem Volke schuldig zu sein, daß nach dieser Richtung noch die gründlichsten und eingehendsten Erörterungen vorgenommen werden, linier „Volk" meine er nicht denfenigen Theil. der sich aus Anlaß der gegenwärtigen Vorlage in den ge hässigsten Angriffen gegen Staat, Regierung und Stände ergangen und der sich soweit vemieaen habe, in seiner Presse zu behaupten, daß die Anregung zu der Vorlage von den Ständen ausgegangen sei, sondern er meine den Theil des Volkes, der allerdings acgen- >- --—----- >- -- sächsischen einem .er ver gangene Landtag Hobe in lebhafter Weise die schweren Sorgen, die unser Land erfüllen, wiedergejpiegelt, deshalb sei man es der Sache und dem Lande schuldig, zunächst weitere Auskünfte zu er bitten. Möchten diese Auskünfte auSsallrn wie sie wollten, dos Ein« stehe schon jetzt nach der in diesem Hause obwaltenden Ge- fammtgesinnung seit, daß leine Entschließungen und Entscheidungen eingegebcn iem würden von dem vollsten und uubedingleslen Vcr- trauen in die landesväterliche Gesinnung, Herrichertuyend und Herrschersähigkeit Seiner Majestät Ke» Königs, daß sie eingegeben und getragen sein wurden von dem Bestreben, Seiner Majestät zur Erfüllung seiner hohen Ausgaben in angemessener Weste auch die erforderlichen äußere» Mitte! zu bewilligen. Was die Gelder für die Kön iglii-Wlttwe und die königliche» Prinzen belrcste. jo beruhten die diesbezüglichen Forderungen ausVorichriflen deSKöniq- lichen Hausgcsetzes Die Vorschläge der Regierung würden in eingehendste und wohlwollendste Erwägung zu ziehen sein. In Bezug auf Ihre Majestät die Königin möchte er die Auffassung aussvrechen, daß es dem Lande eine Genuglhuung sein werde, di« Anforderungen zu bewillige», welche für die>e hohe und edle Frau gestellt wurden, die ihre Lebensaufgabe von jeher darin er- blickt habe, das Elend zu mildern, wo sie cs angeiroisen, die Thränen zu stillen, wo sie ihrem Blicke begegnet seien. Er schlage vor, mit der Begutachtung der gegenwärtigen Vorlage die Finanz- deputalion gemeinsam mit der Gesebgebuiigsdepulation zu be traue». lLebhosles Bravos — Vicepräsident Tr. Schill snat.-lib s: Wenn er es, dem Wunsche seiner politischen Freunde entsprechend, unternehme, deren Stellung zuin vorliegenden Dekret in kurzen Zügen darzulcge», so suhle er sich von einer gewissen Zaghaftigkeit nicht ganz frei. Man brauche keine besondere Seher gabe zu haben, wenn uia» sage, daß in den gegenwärtigen Zeilen diese Vorlage in weilen Kreisen der Bevölkerung aus besondere Sympathien nicht stoßen werde. Allein es gebe für jeden Landcs- oertreter Tinge. >» denen es ihm nicht Io bequem gemacht werde, lein Verhallen nach den Gefühlen der großen Menge cinzurichtcn, sondern in denen er sachlich »nd pflichtgemäß prisie» müsse, und wenn diese Prüsung zu einem Resultat tührc, das vielleicht nicht allen Kreisen dcS Landes angenehm sei, er doch seiner Ueberzcuaung gemäß handeln müsse. Zu diesen Dingen gehöre auch die Vorlage. Wenn seine politischen Freunde mit ihm einmiithig sich dahin schlüssig gemacht hätten, der Vorlage vorbehaltlich der zu erwarten, den näheren Prüsung zuzuslimmen, so beruhe dos aus folgenden Erwägungen: Vor Allem sei daS Eine sestzuhalteii, daß man bei der Behandlung des Dekrets nicht in der Lage sei, nach rein sach- lichem Ermessen und nach der Zweckmäßigkeit bewilligen zu können, sondern daß man nach der rechtlichen Basis verpflichtet sei, ve» abeil gerecht werden könne, denen sic nach der Verfassung-Urkunde oicnen solle. Es könne ja auch der Inhaber der Cioilliste nicht noch reinem Belieben mit ihr schalten und walten, sondern die Ausgaben, di« er aus ihr bestreiten müsse, seien in der Versassnngsurkunde aus- gestellt, und es sei ihm also nicht möglich, diese Ausgaben zu unterlassen, auch wenn ihm ein geringerer Betrag zur Verfügung gestellt werde. Daraus ergebe sich die Verpflichtung, einsach nach staatsrechtlichen Grundsätzen dafür zu sorge», daß die Civilliste dem Maße bemessen werde, das erforderlich sei. »m dem »ach dem Maße bemc Inhaber der Civilliste Hs'- die verfassungsmäßig V er liste die verfassungsmäßig seslgeftelltcn _ pslichtungen ermöglichen zu könne». Nach den allgemeinen Wahr nehmungen seien die dem Dekret von der Regierung beigegebencn Begründungen richtig, er bitte aber, gleich seinem Vorredner, die Deputationen und die Vertreter der Regierung dringend, der Kammer etwas mehr zisscriimäßiges Material vorzulegen, nicht nur in Bezug aus die Beamtengehälter. sondern auch über die Bauausaaben usw. Dadurch werde ihm die Entscheidung über die geforderte Summe erleichtert werde». Aus das rechtliche Ber- hältniß zwischen Landesocrtrctung und Civilliste wolle er nicht einaehc», sondern nur betonen, daß noch seiner und seiner Freunde Ucverzeugung eine völlig freie Entschließung der Kammer nicht zustehc, sondern daß sie nach einer alten Formel ela ut cke« sJch gebe, damit Tu giebsts gebunden sei zu einer angemessene» Erledigung dieser Frage. Was die Höhe der Apanagen anbe- lresfe, so könne kein Zweifel darüber besiehe», daß die vor dreißig Jahren bewilligten Lummen jetzt nicht mehr ausreichend seien, daß die hier geforderte Erhöhung i» angemessenen Grenzen sich bewege und nicht über die Leistungsfähigkeit des Landes hinaus- iehe Endlich bitte er, zu erwäge», ob man sich daraus beschränken lalle, lediglich dem Nochtragsetat zu zu stimmen, ob es nicht viel mehr geboten sei. die Summe durch Bewilligung fcstzulcacn, aus welche ein für alle Mal die Civillisic gestellt werden solle. Die Partei, der er und seine politischen Freunde angehörten, habe von jeher ihre Wurzeln gesucht in dem monarchischen Staate, und so zögen sie auch bei dieser Gelegenheit die Konsequenz daraus und erklärten, daß sie bereit seien, dem Monarchen daS zu bewilligen, was zur Ansrechterhallung der Würde der Monarchie und des ThroneS erforderlich sei lLebhaftcs Bravo s — Abg. Gr äse- Annaberg swild-liberalj: Auch er sei nicht leichten Herzens an die Prüsung des vorliegende» Dekrets gegangen, er meine ober, dag die gegenwärtige Vorlage von dem Hause ebenso wie onderc Voi- lagc» »ins irit c-r »ruckio behandelt werden würde iHeitcrteil! Er glaube, daß die Erhöhung der Civilliste, so schwer sie aus, jetzt die sächsischen Staatssinanzcn treft'e, doch vollständig gerecht- fertigt erscheine. Cr setze voraus, daß die zisscrnmäßige» Nach- weise erbracht würden, und daß diese keinesfalls über die Vorlage hinausainge». iHeiterkeit.s Er werde der Vorlage seine Zuslimm- ung geben. — Äbg. Enke-Lcipzig: Er schließe sich de» Aussühi- ungen seiner Vorredner i» Allem a», möchte aber an den Punkt anknüpscn, den der Herr Vicepräsident Opitz gestreift habe, indem er sagte, daß die Presse sich der Angelegenheit bcmächligl und Angriffe gegen die Kammermilglieder gerichtet hätte. Aus den Worten des Herr» Vicepräsidenten scheine hervorzugehcn, daß er die sozialdcinokralische Presse meine. Da wolle er aber aus ein anderes Blatt auch Hinweisen. Vor ihm lögen die in Dresden erscheinen den „Neneslen Nachrichten". Dieses Blatt leiste in der Verunglimpf- ung und Beschimpfung der Kammerniitglieder das Mensche»- möglichste. Cr ivolle es nicht unlcrlasseii. bei dieser Gelegenheit diese Art Presse niedriger zu hängen. Zu wünschen sei nur, dag dieses Blatt mit derselben Beflissenheit, mit der es die Kammer beschimpfe, auch die sachlichen Erwägunge» seinen Lesern oorlege. wie sie in dieser Kammer he»>e zuni Ausdruck gelangt seien. iBravo j — Die Kammer tritt hieraus einstimmig dem Antrag« Opitz bei und verweist die Vorlage zur Berichterstattung an die Finanz depnlalion und die GesetzgebungSdepulation. — Präsident Tr Mehncrt bittet die Deputationen, ihre Beralhungen so zu fördern, daß bald in die Schlußberathung im Plenum eingetrelen werden könne. Tie Einladung zur nächsten Plenarsitzung werde durch Karte erfolge», nachdem die Destillationen ihre Vorarbeiten beendet hätten. Neueste Druhtmeldungen vom 5. Juli. Travemünde Ter Kaiser ist mit dem „Meteor" 12V» Uhr Nachts hier eingetrofsen und hat sich a» Bord der -Hohenzollern" begeben. Ter Kaiser Hörle während der Fahrt den Vortrag des Reichskanzlers. Heute Vormittag verblieb der Kaiser zunächst an Bord. Leipzig. lPriv.-Tel.s Wie der „Generalanzeiger" meldet, ist der Raubmörder der Trödlerin Lory, welche in der Nacht zum 9. Dezember v. I. in ihrem Laden ermordet und beraubt worden war, heute früh in Jena verhaftet worden, wo er mit zwei Spießgesellen dasselbe Verbrechen an einer anderen Trödlerin verübt hatte. Der Toppelmördcr heißt Arthur Behncrt und stammt aus Magdeburg Ter Raubmörder ist seit Dezember o. I. flüchtig und hat wahrscheinlich seit dieser Zeit gleiche Ver brechen in anderen Orten Deutschlands begangen. Die letzte Mordthat i» Jena ist unter denselben Umständen, wie der Leip ziger Raubmord, verübt morden. Der jugendliche Raubmörder betäubte durch Bcilhiebe seine Opfer »nd tödtctc sie dann durch Zertrümmerung des Schädels. Der Mörder ist von einem er- schreckenden Cynismus. Die Einzelheiten der furchtbaren Ver brechen will er a»S Schauerroniancn zusammcngclesen haben Weimar. Der Raubmörder Bchnert hat erklärt, bei dem Verbrechen in Leipzig habe er einen Complicen gehabt, und zwar einen Böymcn. dessen'Namen er jedoch noch nicht genannt hat. Ko bürg. Die Erbprinzesst» von Hohcnlohc-Langcnlnirg ist gestern Nachmittag im Schlosse Langcnonrg von einer Prinzessin entbunden worden. Halle. sPrio.-Tel.s Aus der Amnicndorscr Jeilcnsadr>l sprang ein 60 Centncr schwerer Schleifst ein entzwei. Ein Arbeiter wurde getödtcl, zwei andere verletzt. Paris. Die radikalen Organe spenden der gestrige» Rede des Ministerpräsidenten gegen die Congregotione» unein geschränktes Lob. Sic bezeichnen sie als die kräftigste Kriegs erklärung an die 'Adresse der Klerikalen, die man seit 20 Jahren gehört habe. Die oppositionellen Blätter tadeln besonders den von der Kammer beschlossenen Maueranschlag der Rede Ter Beschluß bilde eine gefährliche Heroussorderuiig. die in ganz Frankreich die religiösen Leidenschaften von Neuem entfachen werde Es sei eine seltsame Antwort, die dein Präsidenten der Republik ertbcili rknnst und Wisteuschast. f* Ihre Majestät die Königin-Wittwe Carola hat die ihr zugedocht« Zueignung der in Jreibcrg im vergangenen Winter mit großem Beifall aufaeführten Märchenoper „Schnee- wittchen" von dem Leiter des städtischen Orchesters, Herrn Kapellmeister C. Zimmer, angenommen. Es ist die Bestimmung getroffen, daß ein Theil de» dem Komponisten zusallenden Rein- «träges aller Aufführungen der Kasse des Alocrt-Zweigvercins Freiberg zufließen soll. -j* Zu den G>oconda"-Aufführungen unter Leitung von srl. Bernhardt im Central-Theater erhalten wir nach- ehend« Zuschrift: „Bezugnehmend aus Ihr Gioconda- keferat theile ich Ihnen zur Feststellung der Thatsachen Folgen- des mit. meine höflichste Bitte beifügend, zur Wahrung meiner künstlerischen Stellung, in Ihrem geschätzten Blatte «ine bezügliche Berichtigung solgen zu lassen: Ursprünglich als Gast zur Dar- stellung der Gioconda bestimmt, muhte, da ich, plötzlich an einer schweren Halsentzündung erkrankt, nicht rechtzeitig zu den Proben emtreffen konnte, eine Umbesetzung stattfindcn. Und so kam es, daß, um die Aufführung an dem bestimmten Tage zu ermöglichen, an meiner Stelle Frl. Merito die Gioconda und ein vollständiger Neuling aus der Bühne, Frl. Benda, die Rolle de» Irl. Merito (Francescos spielen mußte. Daß ich lebhaft be dauerte, Irl. Bernhardt in diese Verlegenheit gebracht zu haben, ist wohl selbstverständlich. Aber gegen Krankheit ist Niemand ge- seit. Hochachtungsvollst ergebenst Mari« Doppelbauer, Königl. Hof- schauspirlerin au« Wiesbaden. 1* Ak. Düsseldorf, den 5. Juli. Der vierte Tag der Festaussübrung des Rheinischen Goethe-VereinS brachte gestern Abend auf der Bühne de« Gtadttheater» Shakespeare » Zamlei" zur Darstellung. Im Vordergrund de« Interesse» «d Herr Sommerstorff, orr mit der intelligenten Durch- rm»g der Titelrolle sich als ein Künstler von sicherem Stil- khl erwies, wenn er auch bisweilen wieder gar zu sehr in «« verstiegenes Pathos gerieth und in der Haltung dem Dänen- prstue» etwa« stark Theatralisches gab. Bon den übrigen Mit- wirkenden ragt«, «ur wenige über nn gutes künstlerisches Mittel- hinaus. So Herr Kraußneck, der all Seist seme ausge- zeichneten Qualitäten als Sprecher dokumentiren konnte, Herr Odemar. der in der kleinen Rolle des Todtengräbers nicht ohne Eindruck blieb, und Herr Staeaemann, dessen Laörtes durch jugend lichen Glanz der Erscheinung bestach, aber in der charakteristischen Linie kraftvolle Energie vermissen ließ, um als Gegenspieler Hamlet's schwerer in s Gewicht zu fallen Von den Damen fiel nur Frau Teresina Geßner ans, die wenigstens in den Höhe punkten ihrer Rolle eine glaubwürdige Ophelia, ober freilich nicht naiv genug im Ton war. — Die sccniiche» Arrangements ließen Farbigkeit und Stimmung vermissen, das Ensemble ein schwung- volles Tempo. Was hiervon aus Konto des Gesommtleitcrs der Festaufsühriinge», des Herrn Obcrregisseurs Max Grube, zu setzen ist, läßt sich erst entscheiden, wen» man die Voraussetzungen kennt, unter denen er sein ohne Frage schwieriges Ami hier aus- üben muß, — Das Haus war ausverkauft, der Beifall nament lich für Herrn Sommerstorff außerordentlich. Berliner Leben. S. Berlin, 3. Juli. Nun ist sie wieder da, die Zeit der großen Schulferien und deS großen Reifens! Nun könne» die Reporter in ihrer übertreibenden Art wieder muntcr daraus los versichern, daß „ganz Berlin" von Berlin abwesend und unterwegs sei. Wenn man jetzt Hau», von oben bis unten wie ausgestorben, wie in einen daliegen sieht, dann möchte man »ganz Berlin" auf und davon sei. Wenn man dann aber wieder feme Schritte nach dem Centrnm, nach den Hauptaeschästsstraßen, lenkt, und dort dos nahezu unverminderte Leben und Treiben sieht, oder wenn man gar nach dem Norden und Osten kommt, wo das gewerbliche Berlin seine Hauptquartiere aufgeschlagcn hat, wo die Riesevschornsteine unaufhörlich dampfen, die Räder der Maschinen ununterbrochen lausen und die Dampfhämmer mit weithinschallen, dem Getös« auf daS Schmiedestück «iedersaulen. dann merkt man bald, daß cs nur eine dumme Redensart ist mit dem Verreisen von „ganz Berlin". Mag auch, hoch gerechnet, eine halbe Million Berliner ans dem städtische» Gluthoscn entfliehen, uin am Meeres- strande oder im Gebirge ihren Lilsthunger zu stillen, was will das schließlich gegenüber der zurückbleibenden überwältigenden Mehrheit besagen! Dabei ist gar nicht zu verkennen, daß nick! nur die Reiselust, sondern auch die Rciscmöglichlett von Jahr zu Jahr zunimmt und sich aus Kreise erstreckt, die srühcr an Erholungsreisen nicht einmal >»i Traume denken konnten. In den größeren und besseren Berliner Geschäften erhält jetzt bereits das gesammte Personal, vom Honsdiener und längsten Lehrling auswärts, einen, sei es auch nur aus einige Tage bemessenen Sommerurlaiib, und selbst in vielen Fabriken und großen Hank werksbetricben gönnt man de» Arbeiten! eine Erholungspause ohne Lohnabzüge. Für die Kinder der Armen und Acrmstcii sorgen die Ferienkolonien, die ihre segensreiche Thätigkcit von Sommer zu Sommer weiter ausdehncn können unk alljährlich viele Toiiscnde obgearbeitclcr und beruntergckommencr Weltstadtkinder in die Baker und Kurorte senden, aus denen sie nach einigen Wochen gekrästigt ziirnckkehrcii. Die schlechten Zeiten, die nun schon zwei Jahre dauern >md anscheinend nicht so bald zu Ende gehen werden, müssen natürlich auch ans die Sommcrreise» ihre Wirkung ousüben. Viele Familien, die sonst mit Kind »nd Kegel in die feinsten entlcgensteu Bäder und Sommersrischen reisten, sind froh, wenn sie Heuer in der nächsten Umgebung von Berlin ein wohlfeiles Unterkommen finden. So können sie wenigstens später mit gutem Gewissen ver- sicher», daß sic auch verreist waren Wer früher nach der Schweiz oing, bcgnliot sich jetzt vielleicht mit der sogenannten Märkischen Schweiz. Wer es sonst nicht unter Ostende oder Schevcinnycn gethan bat, ist heute schon mit einem spießbürgerlichen Ostscc- bade zufrieden. Ja, er kann sich in den letztere» jetzt sogar das gewohnte Vergnügen des „Familien Kodes" leisten, worin sich Männlein, Weibleio und Kinder beiderlei Geschlechts gemeinsam dem Spiel der Wellen hinycben dürfen Allerdings hat dieser angebliche Fortschritt bei der Uebcrsetzung in s Deutsche vielfach eine seltsame Veränderung durchmachen müssen. Man kan» ja dahingestellt sein lasten, ob es überhaupt nothwendig war, bei unS derartige Familienbädcr einzusühren. Wenn man sich aber
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