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In den hiesigen politischen Kreisen hat die Tatsache, daß jetzt kurz vor dem möglichen Eintritt Teutichlands in den Völkerbund die Besatzungstruppen «m »och mcht einmal S»v« Mann vermindert werden solle«, über aus stark verstimmt. Man hatte damit gerechnet, daß die Be» satzungsmächte ein wirkliches Entgegenkommen zeigen würden, um so mehr als hier bekannt geworden ist. baß von seiten der militärischen Kontrollorgane Berichte nach Paris ge gangen sind, in denen festgestellt wird, daß die Zertrümme rung der drntsche« Wehrkraft in dem von der Entente ge plante» Maße nun vollendet ist, und daß dem Kontroll organ jetzt nur noch eine Arbeit obliege, die sich aus Kleinig keiten erstrecke, die niemals eine militärische Gefährdung Frankreichs darstellen würden. Gerade in den Berliner sang gemacht wurde, der Essckt doch ein anderer sein würde. Nicht ohne ernste Besorgnis weist man auch darauf hin, daß. wtnn jetzt vor ddM Eintritt in den Völkerbund die Herav- viinderuiig eine so überaus geringfügige ist, denn doch damit gar nicht z« rechnen sei, daß die Entcntcstaaten „ach dem Ein tritt in de« Völkerbund etwa zu einer stärkeren Herabsetzung schreiten würden. Es wäre vielmehr durchaus anzunehmcn, baß sie sich nachher ans den Standpunkt stellen daß. wenn Deutschland vor seinem Eintritt in den Völkerbund sich mit der Herabsetzung, wie cs das Berliner Zentrumsorgan gestern in einem scharfen Artikel genannt hatte, „den lumpigen 5W Mann", einverstanden erkläre, cs hinterher keinen Grund haben könnte, sich darüber zu beklagen, daß die Ziffer nicht höher sei. Der „Germania" hatte gestern schon an- gedcutct, daß durch dieses Verhalten der Besatzungsmächte der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund stark in Frage ge stellt werden könnte. Tatsächlich ist in den Besprechungen, die die in Berlin ver sammelte» Kabincttsmitglicdcr über die Besatzungssragc hatten, auch die Möglichkeit angeschnitten worden, von einem Eintritt in den Völkerbund abzusehcn, wenn die berechtigten deutschen Forderungen hinsichtlich der Bcsatznngsstärke nicht erfüllt werde«. Allerdings ist vom Außenminister Strese, mann erklärt worden, daß , lediglich an der Besatzungsfrage der Eintritt , . nicht scheitern dürfe. , « Selbst wenn die Alliierten nicht vorher sich doch noch zu einem starken Entgegenkommen bereit zeigen, hoffe er, nach dem Eintritt und dann vielleicht mit größerem Erfolge als bis her die deutschen Ziele verfolgen zu können. Dr. Strcscmann hat seinen Ministcrkollcgcn gegenüber weiter erklärt, daß den Leitern der auswärtigen Politik in den Ententestaatcn, im be sonderen Herrn Briand. die deutsche Meinung klar zum Aus druck gebracht werde, daß cs für Deutschland, wenn cs dem Mkerbundc als gleichberechtigte Macht angehören solle, un erträglich sei, sich noch immer in der Rolle eines Staates bc- sin-cn zu müssen, der durch eine starke Okkupation aus den Knien gehalten werde« soll. ES ist auch wahrscheinlich, daß die geringfügige Verminderung erneut Anlaß zu einer offi ziellen Demarche in Parts geben wird. Kein wahrer Friede ohae Räumung. Die Forderung de» Rheinlandes. Bingen. 14. August. In einem bemerkenswerten Artikel schreibt die «Rhein- und Nahezeitung" zu der Nachricht über die Verminderung der Besatzungstruppen: Das Rheinland kann nicht darauf verzichten, immer wieder zu betonen, daß auch SV VNV Mann BesatznngStrnvpe« di« Fortdauer des mora lischen Druckes und der Demütigung.««- Fortdauer des Kriegszustandes bedeute». Diese verbleibenden 50 000 Mann sind der Ausdruck jenes Mißtrauens, das besagt, Frankreich brauche auch weiter militärische Sicherheiten am Rhein. So lange dieses Mißtrauen sortdauert, ist kein besserer Friede möglich. Dar«« kan« die Forderung der schleunige« nud gänzliche« RLnmnng de« d. nnd Z. Zone nicht rnhen. Man soll auch in Berlin und Paris nicht übersehen, baß mit der weiteren HInauSzügerung der Räumung die Gefahr von Zwischenfälle ImNrer größer wird. Der Bevölkerung der noch immer besetzten Gebiete bemächtigt sich nach und nach eine Unruhe, die sie unter Umständen die bisherige Zurück haltung vergessen läßt. Wir wissen da aus manchen Er fahrungen, daß cs leichter ist, von einem cutferntstehcnde« Ort Ruhe zu halten, als bei unmittelbaren Einwirkungen nnd Ein- grissen in die Rechte und Freiheit der Bevölkerung. Die ver bleibenden SO OVO Mann Bcsatzungstrnppcn im Nheinlanbe sind eine schlechte Friedensgarantie. Der Abzug ist eine bessere Sicherheit anch für Frankreich. Sine englische Kritik. London, 13. August. „Daily News" schreibt in einem Leit artikel, der Beschluß, die alliierte Truppenstärke im Rheinlandc auf 60 000 oder 60 000 herabzusetzcn, habe einen großen Teil seines sriedenförderndcn Wertes durch seine Verspätung eingebüßt. Das Blatt hofft, daß die Räumung, nachdem sic nun einmal vereinbart worden sei, rasch öurchgeführt und vor der Septembertagung des Völkerbundes vollendet sein werde. Nach Dcntschlauds Eintritt werde nicht die geringste Berechtigung mehr dafür bestehen, -aß anch nur ein einziger alliierter Posten die düstere Wacht am Rhein «och halte. sT.U.) Beratung im französischen Armeeoberkommando. Mainz, 14. August. Im französischen Armeeoberkommando in Mainz hat am Donnerstag eine Beratung stattgefun- dcn, an der außer dem Oberkommandierenden, General G « illaumat, und dessen Generalstabschcf, General Putois, sämtliche kommandierenden Generale der Rheinarmee, sowie General Carcnoe, der Kabincttschcf des Kriegsministers Pain- lcvä mrd der Gcneralftadschef des Marschalls Foch^ General Boutrser, teilnahmcn. Die Besprechung hat sich sicherem Vernehmen nach im wesentlichen mit der bevorstehenden Ver ringerung der Besatzungstrnppen und mit der Frage der Neu organisation nach Durchführung dieser Maßnahmen beschäftigt. Viel Lärm um nichts! Zusammenbruch des englischen Streiks. Arbeitswiederausnahme in einem wichtigen Bezirk. London, 14. August. sNentcr.s Fn allen Bergwerken des östliche« Midland-D» striktes wurde die Arbeit nieder anfgenommen. Die meisten Schächte sind in vollem Betriebe und arbeiten aus der Grundlage des Achtstundcn« txgcs. Ungefähr 7V Prozent der Bergarbeiter habe« trotz des ilbratcns Cooks, der den Distrikt besuchte, die Arbeit wieder «»Isrnomme«. Man glanbt, daß die Bergarbeiter in der kommenden Woche die Arbeit wieder allgemein «»such men werben. Die Zahl der zur Arbeit znrück- kehrcnden Bergarbeiter im wichtigsten Schacht Nordwales zu de» alten Bedingungen steigt unnnterbrochcn. lW. T.V.) ' Cook gegen Fortsetzung -es Kampfes. «Wir haben genug gelitten." London. 14. August. Der Sekretär des Bergarbcitcr- «erbandes, Cook, äußerte in einer Unterredung mit ctncm Pressevertreter: Der allgemeine Ruf der Bergarbeiter und ibrer Frauen ist: «Wir habe» genug gelitten und wir werden »I-t dulde«, daß wir noch mehr leide« müssen." Cook sagte »«üer, er glaube, die Bevölkerung Englands erkekne dl« Nutzlosigkeit einer weiteren Fortsetzung des Kampfes und eines Beharrens bei dem Bestreben, die Bergarbeiter zur Ausdehnung der Arbeitszeit bei -Herabsetzung der Löhne zwingen zu wolle». Er glaube auch, daß die Bevölkerung das Verlange» der Bergarbeiter nach vom Geiste der Auf richtigkeit getragenen Unterhandlungen unterstützen werde. Kapital un- Arbeit. Bemerkenswerte Kritik eines britischen Arbeiterführers. London, 13. August. Der Führer des Secmannsaier- bandes Wilson erklärte in einer Rede, eS sei für die Arbeiter bewegung unheilvoll gewesen, baß sie sich in die Politik ein- gcmischt habe. Fast jede Gewerkschaft sei am Ende des dreizehn- tägigen Streikes im Mai bankrott gewesen und Hundcrt- tausende von Arbeitern hätten erklärt, daß sie niemals mehr etwas für die Gewerkschaftskaffcn zahlen würden. Die Ar beiterschaft könne nicht ohne das Kapital nnd dieses nicht ohne die Arbeiterschaft auskomme«. Wenn man davon rede, daß dasKapial vernichtet werden müßte, so sage man damit, das, man sich selbst vernichten wolle. Feder Streik seit dem Kriege habe mit der Verelendung der Arbeiter geendet. Ein ü e s s e r e s E i nv e r nc h m e n z w i s ch e n A r b c t tc r n und Unternehmern set der einzige Weg, auf dem die Gewerkschaften aus der Gefahr, in der sie sich befänden, befreit werde« könnten. lW. T, Deutsche Sozialisten und russische Bolschewisten. Der Bolschewismus der Sowjetrepublik fühlt ein starke- Propagandabedürfnis, das offenbar in ebendem Maße zu nimmt, wie sich die Folgen seiner Isolierung für ihn immer fühlbarer machen. Er sucht die Arbeiterschaft tu allen Ländern, vor allem aber in Deutschland, durch Einladung zu Besuchen von der Vortrefflichkeit seiner Einrichtungen zu überzeugen, um auf solchem Wege die kommunistische ,LSelt- revolutton", Sie ein bedenkliches Schneckentempo, oder richtiger einen Krebsgang eingeschlagen hat, mit neuen Antrieben zu versehen. Gleichzeitig ist der Bolschewismus aber auch krampfhaft bemüht, fremde Kapitalien und Unternehmungen ins Land zu ziehen, weil es mit dem Kommunismus i» Reinkultur auf wirtschaftlichem Gebiete nicht mehr gehen will. In dieser Doppelstellung sind die Vertreter des sowjetistischen Systems genötigt, einen fortgesetzten Eiertanz aufzuführcn, indem sie vor den fremden Arbeitern Stein und Bein auf die Weltrevolution schwören, während sie Sen aus wärtigen Regierungen und Kapitalisten das Vertrauen zu suggerieren streben, daß sie zu wesentlichen Zugeständnissen an die bürgerliche kapitalistische Staatsauffassung bereit und gewillt seien, für den Schutz des fremden Privateigentums und für die Erfüllung der übernommenen Verpflichtungen zuverlässige Garantien zu geben. Seit mehreren Tage» steht die Sowjetrepublik wieder einmal im Zeichen eines umfang, reichen ausländischen Arbciterbesuchcs, der sich aus einer englischen, aus Sozialisten und Kommunisten gemischten, so» wie einer japanischen Vertretung und aus einer etwa siebzig Mitglieder umfassenden deutschen Abordnung zusammcusctzt. Das Präsidium der deutschen Gruppe wird gebildet von fünf Sozialdemokraten, einem Kommunisten und einem als christ lich-sozial bezeichnet«« bürgerlichen Konzessionsschulzen. Den Vorsitz der deutschen Delegation hat der Sozialist Körber inne. Die deutschen Besucher werden besonders geehrt und gefeiert, weil die Bolschewisten glauben, daß die deutschen Sozialisten und Kommunisten wegen ihrer Neigung zu ideologischer Verstiegenheit mehr als andere Genossen geeignet seien, die Weltrevolution zn fördern und die völlige inter nationale Verschmelzung ihrer eigenen Partei mit' dem Sowjetismus zu verwirklichen. Die deutschen Gäste sind denn auch mit ausgezeichneter Gründlichkeit in Bearbeitung genommen worden, d. h., man hat ihnen selbstverständlich nur das gezeigt, was der von der Sowjetregierung verfolgten Zweckpolitik entsprach. Sie wurden zuerst in einigen Fabriken herumgeführt, in denen gerade Beschäftigung herrschte. Die Wahrheit aber konnten sie nur erfahren durch die Rede, die kurz vor seinem Tode der russische Volkskommissar Dser- shinski gehalten hat. Dieser Fachmann, dem selbst der ein gefleischteste Bolschewist nicht den Titel eines Wissenden ab- streiten kann, erklärte, daß das von der Bourgeoisie über nommene Grundkapital aufgebraucht sei nnd bringend einer Erneuerung und Ergänzung bedürfe. Der gewaltige Waren hunger Rußlands könne zurzeit nicht gestillt werden, da eS an qualifizierten Arbeitskräften und technischem Personal fehle. Ohne Neuausrüstung der Industrie sei die Produktion nicht zu steigern. Woher aber solle die Neuausrüstung ge nommen, ans wessen Kosten solle sie bestritten werden, da Arbeiterschaft, Landwirtschaft und Intelligenz alle gleichmäßig ausgepowert seien? Auf diese Schicksalsfrage hat natürlich keiner der besuchenden Genossen eine aufklärcndc Antwort ge heischt. Statt dessen erkundigten sie sich, ob auch sozialdemo- kratische Arbeiter neben kommunistischen in Rußland Be schäftigung erhielten. Darauf wurde ihnen erwidert, Sozial demokraten würden „grundsätzlich" als Klassengenossen aus genommen, aber — „gewisse Führer der deutschen Sozial demokratie nicht". DaS ist ein Wink mit dem Zaunpfahl an Sie sozialistische deutsche Arbeiterschaft, die auf das Wort von Moskau hört, sich ehestens aller des Rcchtssoztalismus verdächtigen führenden Genossen zu entledigen, falls die Moskauer Gnadensonne weiter auf die Häupter der deutschen Nadikalsozialistcn scheinen soll. Von den Fabriken ging es in das UntersuchungSgefäng- nis der politischen Polizei, wo den Besuchern einige vorher instand gesetzte Zellen mit einigen vorläufig noch gut kon- crvierten Insassen vorgeführt wurden. Die Strafgefängniffe wurden wohlweislich vor den Vertretern der westlichen Kultur nicht geöffnet. Auf Grund dieser tiefen Einsicht in die bolschewistische Strafrechtspflege gab einer -er deutschen Sozialisten rin lobendes Gutachten «b, dag er fpf«t schrift-