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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 28.03.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060328021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906032802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906032802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-03
- Tag 1906-03-28
-
Monat
1906-03
-
Jahr
1906
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Dresdner Nachrichten Mittwoch. 28. Mitr» 1V«>« Nr. 8kl bemtt» angenommenen Smndsährn zu regeln. Nachdem die I Konferenz von dieser Erklärung Kenntnis genommen batte, kündigt« der erste Delegierte Oesterreich-Ungarn- an. daß eS nach rmenter l Prüfling der Lage einpset,len-wert erschienen sei. in Casablanca keine einer dritte» Macht angehöriae Instrukteure aufzustelle» und andererseits auch keinem mit der Inspektion beauftragten Offizier die Kommando-Funktionen in irgendeinem der Häfen anzuver- trauen. Nachdem der erste Delegierte Deutschland- sich dieser Er» klärung anaeschlossen hatte, trat die Konferenz in die Prüfung der einzelnen Artikel des Entwurfes ein. Sie nahm den er Artikel, der bestimmt, daß die Polizei aus marokkanischen Trup gebildet und auf ihr« Standorte unter der Autorität deS Sultan- verteilt werden solle, an. Artikel 2. der die Ausbildung der Pollzeitruppen den sranzosischrn und spanischen Offiziere» und Unteroffizieren anvertraut und dir Bedingungen ihrer Anwerbung durch den Maahzen sestsetzt, wurde in gleicher Weise mit unbedeu tenden formellen Abänderungen angenommen. Die nächste Sitzung ist für morgen nachmittag 8 Uhr festgesetzt. Paris. sPriv.-Tel.) Gestern nachmittag von 5 bis 9 Uhr tagte der Redaktions-Ausjchuß der Marokko-Konferenz. Cr nahm das Polizcipro-iekt bis § 7 an und fetzte heute früh die Beratung fort. Der Absatz über die Beziehungen des GeneralinspenorS zum diplomatischen Korps ist bereits erledigt. Frankreich bat seine Ein wände fallen lassen. Alle Berichte deS Genera!inspeklors n»erdcn gleichzeitig an den Maglrzen und an das diplomatische Korps geben. Der Ausschau hat auch die Frage der Bankzensoren erwogen. ES werden vre» sein: einer für Frankreich, einer für Spanien und einer für Deutschland. Auch in der Banksrage ist die Einigung auf der wiederholt gemeldete» Basis zu «rioarlen. Als in der Morgensitzung Graf Tattenbach einwandte, daf, das Polizeibudget von der Bankfrage Mange, erwiderte Revoil. der Plan der Bank sei ia schon entworfen, worauf Gras Tattenbach eine kurze, zuslim- mende Erklärung gab. Sämtliche Delegierte haben gestern an ihre Regierungen berichtet, um deren Zusagen einzubolen, die nutzer Zweifel stehen. Falls die Zustimmung der Regie rungen rechtzeitig eintrefsen. dürfte die Polizeifrage noch in der heutigen Morgensitziing erledigt werden. Jedenfalls rechnet man auf den Schlug der Konferenz für Sonnabend. Newvork. (Priv.-Tel.) Der gestrige Kabelbericht des Botschafters White aus Alyeciras meidet, die Einigung über die Polizei frage se, cio kneto erreicht. Frankreich. Spanien und wahrscheinlich eine dritte Macht würden die gesamte Polizeikvntrolle in Marokko erhalten. Zur Lage in Frankreich. Paris. Dem „Figaro" zufolge reist die Königin von England über Paris nach Marseille. Sie erwartet dort König Eduard »ud unternimmt dann an Bord der Jacht ..Victoria and Albert" -ine Kreuzfahrt auf dem Mittelmeere. Paris. Aus Anlaß der gestern unter dem Vorsitz des Marineminlsters Thomson stattgebabt-n Sitzung des Höheren Marinerats weist das ..Echo de Paris" daraus hin, hast das Mitglied des höheren Marinerats Vizepräsident Fourniör in einem Bericht die Anschauung vertreten habe, daß alle Panzerschiffe und Panzerkreuzer in der Nord see konzentriert werden müßten. Das Blatt schließt, der höhere Marineral werde dieser Ansicht beitreten. Paris. In Hennebout veranstalteten die ausständigen Verlader einen Umzug, wobei sie eine Tricolorc durch den Straßemchmuh schieisten. Zwischen der Polizei und den Mani festanten kam es zu Zusammenstößen, wobei mehrere Polizisten verletzt wurden. Lens. Das Streikkomitee hat einen Aufruf erlassen, i» dem die Ausständigen ausgcsocdert werden, den Acht stundentag. sowie 8 Francs Tageslohn zu fordern. M o n t r e g a r d (Departement Haute-Loire). Hier wurde gestern ein Landwirt beerdigt, welcher den vor mehreren Wochen bei einer Kircheninventaraufnahme erlittenen Verletzungen erlegen war. An der Leichenfeier, bei welcher heftige Reden gegen das Trennungsgeseh und die Regierung gehalten wurden, nahmen etwa 1000 mit Heu gabeln bewaffnete Bauern teil. Zur Lage in Russland. Petersburg. Im Ministcrral legte der Finanzminister Schipow seine Pläne besonders bezüglich der zukünftigen Finanzverwalt »ng dar. Nach einem yinweise aus die schwere Zeit, die Rußland in finanzieller und wirtschaftlicher Hinsicht gegenwärtig durchmache, und nach Anführung der Ursachen der Schwierigkeiten, nämlich der Kriegsausgaben, der Teuerung in den Zentralprorsinzeii und der Revolution, erklärte der Minister, die Hauptaufgabe der Finanzverwaltung bestehe darin, die unerläßlichen Ausgabe»- beizubehalten, die entbehr» lichen zu vertagen und die überflüssigen abznichasfen. Nur bie Reichsduma werde darüber entscheiden können. Die wachsenden Bedürfnisse der Landbevölkerung und diejenigen des Elementar- iinierrichls ließen ihm. dem Minister, verschiedene Maßnahmen notwendig erscheinen, so die Reform der Grundsteuer, die Ein führung einer orogressiven Steuer auf privat« Einkünfte und Erbschaften und eine Revision der Jn-ilftriesleuern. Die Ab- ichaffuncr der indirekten Steuern sei unmöglich, ja, es würden anauSn-llbare Lücken daraus entstehen. Eine Steuer aus Natur produkte sei unentbehrlich, ebenso sei eine Besteuerung von Elestrizilät und Gas für Beleuchlnngszweckc durchaus gerecht- ierligr. Ferner liege eine Besteuerung des Papicres im Bereiche der Möglichkeit. Biali> stok. Eine Anzahl mit Revolvern bewaffnete Per» sonen drang in ein Geschäftshaus ein. beraubtedle Kasse und entfloh. M oskau. Be! den Wahlen der Arbeiter in der Provinz Moskau kam es zu Zwischenfällen. Tic Arbeiter bedrohten einen städtischen Beamte n, der Ruhe geboten hatte. Einige Arbeiter hielten den Beamten für einen Polizisten und verließen demonstrativ den Saal, w» doim der Wahlakt ungestört vor- genommen werden konnte. Kam« nee (Gouvernement Grodne). Gestützt auf ihre große numerische Ueverlvaenüeit im Kongreß der Städte de- mühen sich die Mischen Wkchcer, nur ihre jüdischen Kan- didatendurchzubriugen. Die christliche Bevölkerung ist darüber jo erregt, daß man hier und in anderen Städten Judenhctzen befürchtet. In Kämenec ist man noch besonders gegen die Juden erbittert, toril diese gestern abend ans dem Wege, den der Gouverneur nahm, ein« Petarde zum Platzen gebracht haben sollen. Br van Sk. In der technischen schule ereignete sich heute eine B o in b e n erp l os i on. Das schuldirektorium beschloß, die Schüler der vier höheren Klassen vom Unterricht aus- znschlreßen. Tschita. Das Kriegsgericht hat 18 wegen Beteiligung an dem Aiisstand der Post- und Telegraphen beamten «»geklagte Beamte zum Tode verurteil^ Sebnitz. (Priv.-Tel.) Die 1559 erbaute erste nord- böhmische Papiersabrik N i e d e r e i n s i ed e l n bei Sebnitz. Grenze, steht seit heut, vormittag Veil Ubr in Flamme ». Oschätz. sPriv.-Tel.) Born Kriegsgericht der 29. Di- Vision wurde gestern der Vizewachtmeister Hermann Oswald Tyicmer von der 2 Eskadron deS 17. Ulanen-Regiment- wegen Verführung Minderjähriger in zwei Fallen zu 11 Monaten Gefängnis und Degradation verurteilt. Der Vertreter der Anklage hatte drei Jahre beantragt. Bei der Verhandlung kam es zu einem sensationellen Zwischenfall, als zwei Eiitlastungszenginnen angäveu, daß Thiemer sich ihnen gegenüber derselben Verfehlung schuldig gemacht hätte, wegen ag re„ die Anklage erhoben worben war, und sie weiter zu einer Le .. ^ falschen Aussage zu verleiten versucht hätte. Es dürfte mithin noch ein -Verfahr«» wegen versuchter Verleitung zum Meineide die Folge sein. Zittau. (Priv.-Tel.) Ter in hiesiger Gegend sehr be kannte 55jährige Schneidermeister Peükcrt aus Dettendorf, der mit dem Rade heute vormittag nach Zittau gekommen war, stürzte von dem Fahrzeug und kam beim Fallen unter die Räder eines Lastwagens. Der Wagen ging dem alten Manne über den Kops, der vollständig zerdrückt wurde. Der Tod trat auf der Stelle ein. Weißcnsels. In den Gruben des Weißenselser Re viers ist die Zahl der Streiekenden von 280 am Montag morgen aus 000 am Montag «kbend gewachsen. Aus den Gruben „Naumburg" und „Kamerad" ist die Belegschaft vollzählig ein gefahren und lehnt jede Beteiligung am Ausstarid ab. Aus den meisten Gruben des hiesigen Bezirks haben die Beleg schaften durch die ArbetterauSschüsse mit den Werklcitungen verhandelt: zu einer Einigung ist es aber nicht gekommen. Im Meuselirntzer Revier streiken bis 1500 Arbeiter. Düsseldorf. Die Stndt gab gestern abend zu Ehren des 2. Westfälischen H ns g r e n-R e g i m e n ts Nr. 11, das nächsten Monat nach Kreseld übersiedclt, in der städtischen Turnhalle ein Abschiedssest. an dem das ganze Regiment, sowie zahlreiche ehemalige Angehöriae desselben und die städtischen Be hörden teilnahmrn. Wien. Einer Lokalkorrespondenz zufolge unterzog sich heute die E r z h e r z 0 g i n M a r i e I 0 s c v l> a einer Bl i n d - darin-Operation, die einen glücklichen Verlauf nahm und erhoffen läßt, daß das Leiden durch den operativen Eingriff ganz behoben ist. Barcelona. Die Polizei entdeckte hier eine Bereini gung von Earlisten und beschlagnahmte bei ihnen eine Anzahl Gewehre und Patrone». L 0 nd 0 n. „Daily Tribüne" meldet aus Peking: Die Kaiserin-Witwe, die sich ausgezeichneter Gesundheit erfreut, empfing am Donnerstag den Kommandeur der ostasicttischen Belahungsbrigade, Generalmajor Petzel in Abschiedsaudienz. London. D-er «Daily Tribüne" wird aus Peking ge- meldet: Tic KaiserinuWitwe hat trotz der Weigerung der Dizc- könige der südlichen Provinzen, die von Jnanschrkai zur Unter suchung der jüngsten Unruhen geschickten Sendboten zu empfangen, deren Empfang durchgesctzt und so «inen Präzedenzfall geschaffen, ourch den die v i z e k ö n i g l i che n Machtbefugnisse verringert werden und eine tat sächliche Diktatur Juanschikars errichtet wird. OertlicheS nnv Sächsisches. Dresden. 27 März. Empfang des Erzherzog» Franz Ferdinand durch König Friedrich August. Heute mittag 1 Uhr fand am Haiiptbahnhofe,der große militärische Empfang Sr. Kaisers, und König!. Hoheit des Erzherzogs Franz Ferdinand von Oesterreich-Este, des zukünf tigen Thronfolgers Ser österreichisch - nngariichen Monarchie, statt, der gekommen lvar, um den Besuch des Königs Friedrich August Mn habsbnrglscken Kaiscrhof« in Wien zu erwidern. Der in Dresden u-viübekannte Erzherzog weilt sonst nicht selten inkognito und ohne besonderes Aiifschen in unserer Residenz, mit deren Adels- und ^ffizierkreijen ihn nahe freundschaftliche Beziehungen verbinden. Namentlich hielt er sich bis jetzt gern als Besuch bei seinem Verwandten, Herrn Rittmeister von Wuthenau, aus, der bisher in Dresden bei den Gardereitern Nemirowltich-Dantschenko (geboren 1850) war als talentvoller dramatischer Dichter und Leiter der dramatischen Mteilung des Moskauer Philharmonischen Instituts schon in jungen Jabren oem ruffischen Bühnenleben nabegetreten »uv batte den vor handenen Mißständen gegenüber stets den scharren kritischen Mick gewahrt. Um dem gemeinsamen Werke den Erfolg zu sichern, Muhten die beiden Pioniere der neuen Kunst von Grund auf beginnen, nur neuen Wegen, die sie aus eigene Faust sich bahn ten. mit frischen, unverbrauchten Kräften, wie sie selbst es waren, (lnd fo gingen ste, ermutigt von den kunstverständigen Kreisen des gebildeten Moskau, aus denen ihnen hilfsbereite Freunde, wie der großherzige § awwa M 0 r 0 s 0 w, erstanden und zahl reiche begeisterte Mitstreiter znströmten, entschlossen und ziel- bewußt ans Werk Unermüdlich übten die Heroen Männer die schwere Kunst der Regie, unermüdlich wurde studiert, präpariert und erwogen, bis für jedes zur Darstellung ausgewäblte Stück der rechte, gleichsam aus ihm iclbst hervorwactsiende Stil gesunden war. Kaum ein Stück wurde aufgesührt. dem nicht wenigstens fünfzig Proben vorausgegangen waren, und bei »icnchem waren cs an die achtzig. In icoer Saison wurden mir vier Novitäten aufgeführt: die Moskauer Spielzeit währte sechs Monate, zu denen im Fastenmonat das Äast'picl in Petersburg kam. das cur die Newa-Residenz jedesmal den Elon der Saiion bildete. Ein vortrefflicher Mitarbeiter der beiden Direktoren war der Maler Viktor Ssimotv, ein hochbegabter Künstler, der seit dem Bestehen des Theaters seine ganze Kraft der dekorativen Seite aes Werkes gewidmet hat. Kein neues Repcrtoir, keine be stimmte Dichterschule, kein von vornherein programmatisch ffft- aelegter „Stil" lieh der neuen Bühne von außen her eine Stütze. Man nannte die „Moskauer" bald Naturalisten, bald Dekadenten, bald russische „Meininger" — — sic aber wollten nichts weiter sein als Diener und Priester einer wirklichen, modernen Kunst. Sie spielten ncieionalhisrorische Dramen im allrussischen Kolorit, wie Mexej Tolstois „Zar Iwans Tod" und „Zar Feodor Joannowitsch", sie gaben Tschechows feinsinnige Stücke, wie „Die Möwe", „Onkel Wanja", „Drei Schwestern", „Der Kirsch- aarten", „Iwanow", sie errangen gleich glänzende Enolge mit Leo Tolstois „Macht der Finsternis", mit Manm Gorkis „Klein bürgern" >md Macktasyl", wie nur Ostrowskis „Schneewittchen" und anderen Märchenstückcn. In niusterbaficr Darstellung er stand bei ihnen die „Antigone" des Sophokles, „Was ihr wollt", „Der Kaufmann von Venedig" und „Julius Cäsar" von Shakespeare, aus dem modernen Nevertvtt Ibsens „Volksfeind", „Die Wildente", „Hedda Gabler". „Die Stützen der Gesellschaft", „Wenn wir Toten erwachen" und oon Gerharc Hauptinaiins Stücken „Fuhrmann Henschel". „Einsame Menschen . „Die ver sunkene Glocke" und „Michael Kramer". Tie Schauspieler des „Künstlerischen Theaters" sind mit dem „Werke" anis engste verwachsen. Kaum in einem zweiten szenischen Ensemble dürste ein solcher Korpsgeist herrschen: „Das sind ja die wahren Sek tierer", sagte von ihnen ein russsiciier Kritiker. Man kennt an diesem Theater das Bagcintenleben nicht, daS die zumeist nur für ein paar Monate engagierten Schauspieler der rusisichen Privatbühncn sonst vielfach, namentlich in den Sommermonaten, führen. Das Gastieren an anderen Bühnen ist den Mitgliedern des „Künstlerischen Theaters" verboten — das .Hineintragen fremder, vielleicht unkiinstlerischer Einflüsse, soll auf diele Weise vermieden werden. Mit seinem psychologischen Verständnis werden die Rollen nach der individuellen Eigenart der Dar steller verteilt, die auf diese Weise immer sicherer in ihre Aus gaben hineinwachsen. Ein Theater dieser Art war für das russische Publikum, das von scher für die szenische Kunst begeistert war, völlig neu. Es war gewissermaßen eine Schule moderner Aesthetik für das grohe H-undertmillionenvolk im Osten, was hier geschaffen worden war. Und um lo tiefer ging der Einfluß der neuen Bülme, als ihre Leiter von vornherein daraus bedacht waren, durch Einrichtung zahlreicher billiger Plätze den bildunas- bcdürstigen, jedoch weniger bemittelten Bolkskreiscn, namentlich der studierenden Jugend, die Pforten der ernsten, modernen Kunst zu offnem Mit jedem Jahre wuchs die Bedeutung des Stanistawsksichen Theaters — nicht nur in künstlerischer, sondern auch m sozialer, zeitgeschichtlicher Bestellung. Hatte cs in Alern Tolstois „Trilogie" das alle moskomilischc Rußland zu neuem Leben erweckt, lo gab es in Tschechows Stücken ein Spiegelbild des zeitgenössischen Rußland — dieses armen, kranken, von Sehnsucht und Weltschmerz zerwühlten Rußland der achtziger und neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, dessen Smildcrer und 'Deuter Tschechow gewcfen ist. Tolstojs „Macht der Finsternis" warf grelle -Schlaglichter aus das russische Dorf, den der Leibeigenschaft ledigen, freien Misichik, und nach Tolstoi kam Maist!» Gorki, der Fürsprecher der Verkommenen und Ent erbten, die dos „Künstlerische Theater" im „Nachtasyl" so kräftig und wcttlxillcnd zu Worte kommen ließ. Daneben tönten die bedeutsamen Worte eines Ibsen, eines Hauptmann von seinen Brettern wider — kein Wunder, daß auch die Intelligenz oon Petersburg sich den „Moskauern" willig beugte, daß eine neue, ernste Kritik an ihren Leistungen emporwuchs und auch die alte, offizielle Bühnenmnst dem „Theater des neuen Jahrhunderts", wie man das „Moskauer Mm tb-rische Theater" genannt hat. ihre Achtung bezeugte. Ohne Beispiel in der Geschichte dürfte, was den Einfluß aus die Volksgenossen anlangt, die Stellung dieser in ihrer Art einzigen Prttxitblibne sein." 8k« M7L? enthalten ,n Dresden, dre oft mehrere Tage dauerte«, «it besonderer Vorliebe d»e hiesigen Theater und varistsS, und machte in den verschiedensten Geschäften Einkäufe. Der «ater seiner Gemahlin >var bekanntlich lange Jahre hindurch öfter- reich sicher Gesandter am Dresdner Hof« und ein« ungemein populäre Persönlichkeit. Heute kam der Erzberzog in offizieller Eigenschaft. den» er vertritt bei seinem heutigen Besuche seinen ehrwürdig Oheim, den grxsien Kaiser der österreichisch - uugamsä .»de, „rer ... Monarchie. Zu seinem Empfange hatte gUenüder dem Nord- ausaanae des Hauptbahnhose» ein« vom Schützeirregiment ge- stellte Ehrenkoinpagiue mit der Regiment-mulsik und dem Hör- NlstenkorvS des Bataillons Ausstellung genommen, auf ihre» rechten Flügel die direkten Vorgesetzten der Kompagnie bi» hinauf zum kommandierende» General von Broizem mit dem Bande des Äroßkreu-eS der Eisernen Krone. Am dem linken Flügel der Kompagnie standen die Generale und Stabsoffiz»«« der Garnison. An der Ecke der Carotastraße hielt unter FSH- rnng deS Rittmeisters v. Fritsch «lue Schwadron de» 17. Ulanen- Regtments ans Os ' " ist und bei dem der Erzherzog L In suite geführt wird. Nach dem Efittreffen -Sr. König!.,Hoheit de» Prinzen Johann d'essen'Ehef der Kaiser von Oesterreich «führt - - - Begleitung sein«» persönlichen Atqutanten Haupt- Berlepsch erschien Se. Maiesiät der König in Georg in manns von E , der Uniform seines österreichischen Dragoner-Regiment» in Be- aleitung deS Adjutanten General» L Ia auit« Generalmajor» von Altrock. In der Begleitung de» König» befanden sich ferner beim Empfange die Herren Generalaojutant General von Minckwitz, die Flügeladjutanlen Obersten von Gchönberg und ilu«" ' ' ' ^ ' von Wittickl und Major »on der Decken. zugegen die Herren Graf Rex, sächsischer Gesandter am Wiener Hose, österreichischer Gesandter Baron Braun, Gesandtschaft». Attaches Graf Esaky von KöröSszeph und Adorjan und^Baron Leb .... Adorjan von Lederer, Generalkonsul -Klemnerer, di« Herren Staat»- minister, Oberstallmeister Generalleutnant von Hangt. Stadt kommandant Generalleutnant von Schweinitz, Generaldirektor der StaatScisenbabnen von Kirchbach, Kreishauptwann Dr. Rumpelt, Oberbürgermeister Beutler, Polizeipräsident Köttig und Oberregierungsrat Hohlseld. Der Ehrendienst, bestehend aus den Herren Generalleutnant von Kirchbach, Kommandeur der 32. Division. Oberstleutnant Freiherr von Milkau, Kom- mandeur deS 17. Ulanen - Regiments, und Rittmeister von Stellung . , ^ . . trat König Friedrich August mit seinem Gaste auf den Platz heraus, wo die Ebrenkompognie unter dem Spiele der Kapelle präsentierte, worauf die Front abgeschritten wurde. Nach einigen wetteren Vorstellungen und Begrüßungen erfolgte der Vorbeimarsch der Kompagnie. Mittlerweile hatte sich die Hälfte der eskortierenden Schwadron vor dem Königlichen ü I» Daumont bespannten Galawagen gesetzt, den Erzlx-rzog Franz Ferdinand und König Friedrich August bestiegen. Unter lauten Hoch» und Hurrarufen der zahlreich versammelten Menge, unter der namentlich viele Oesterreicher bemerkt wurden, setzte sich der Wagen in Bewegung und führte die Herrschaften über die Wiener Straße, Luttichau-Straße, Büraernnese, Georg- platz, Friedrichsring, Secslraße, Altinarkt, Schloßstraße durch das Georeenior und das Grüne Tor nach dem Schlosse. Im großen Schloßhofe erwicS dem Gaste eine Ehrenkompagnie des Leib-Greuadier-Rcgiments, bei der auch J^re Königs. Hoheiten der Kronprinz und Prinz Friedrich Christian mitcingetreten waren, die militärischen Ehren. Im Vestibül« des Schlosses fand sodann ein Empfang deS Erzherzogs durch die Herren des Königlichen Großen Dienste» statt. Ähre Königlich« Hoheit Prinzessin Mathilde begrüßte den Gast bei dessen Ankunft .» der zweiten Etage des Schlosses. Der Erzherzog bewohnt die nach dem Borengarten m der Metten Etage gelegenen Gemächer, vor welchen ein Unter offiziers-Ehrenposten deS LeibeGrenadier-Regiment- aufge treten ist. Im Gefolge des Erzherzogs befinden sich: der Fürlr von Starhemberg, Kämmerer Graf Engen Czernin von Ehadenitz. Kammervorsteher Kämmerer Rittmeister Freiherr von Rumcrskirck und Militärattache Flüaeladjutant Major Klepsch- Kloth von Roden. Zu Ehre» des hohen Gaste» findet heute nachmittag 6 Uhr im Rcsidenzschlosse GaIatafel und abend» 8 Uhr ein Besuch der Hosopcr statt. Morgen vormittag wird König Friedrich August mit dem Erzherzog einige Milrtär- Etablissements in der Albertstadt besichtigen, und nach mittags folgt ein Besuch der Königlichen Porzellan-Manufaktur und der Albreckstsburg in Meißen. —* Ihre Majestät die Kö n i gi n - W i t w e ist gestern nachmittag im besten Wohlsein in Lucano eingetroffen. —* Abschirdsmahl für Graf von Hohenthal und Berge» in Berlin. Wie bereits in einem Teile der Auflage des Moraen- blattcs gemeldet, l>atte sich Montag abend der engere Freundes kreis des Gräflich v. Hoheitthasichen Hauses. Herren und Damen der Hofgesellschaft und des diplomatischen KorpS ver einigt, dem scheidenden Gesandten Grafen v. Hohenthal und feiner Gemahlin bei einem „Liebesmahle" im „Hotel Kaiserhof" freundschaftliche herzliche Glück- und Segenswünsche mit aus den Weg nach der neuen Wirkungsstätte zu geben. Die Tafel war zu über 150 Gedecken in dem großen Kaisersa-ale de- Hotels mit vornehmer Gediegenheit und reichem, reizendem Blumen schmuck mit Schlesien in den sächsischen Farben Hergerichtei. in Hufciseisiorm mit -Zwischentascln. Um 9'4 Uhr erfolgte der Einzug der illusiren Tafelrunde: Ter Reichskanzler Fürst Bülow führte die Gräfin Hohenthal, Graf Hohenthal die Fürstin Bülow. An der Tasel saßen Graf und Gräfin Hohenthal sich gegenüber. Rechts von der Gräfin Hohentlntt saßen: Fürst Bülow, die Gemahlin des spanische» Botschafter- Frau Ruata n Sicher mit dem englischen Botschafter Sir Frank Lascelles, Fürstin Tonnersmarck mit Fürst zu Solms-Baruth. Frau Staatsmniisler Studt mit Graf Görtz, Gräfin v. Nerol- dingen mii Minister Studt, die Gemahlin des badischen Ge sandten Gräfin Berckheim mit dem bayrischen Gesandten Grafen van und zu Lercinmfeld, Baronin Stumm mit dem mecklen burgische» Gesandten v. Serben. Frau v. Derenthall mit dem rnniäiiischen Gesandten Tr. Beldimon usw. Zur Linken der Gräfin Hohcittba! saßen der italienische Botschafter Gras Lanza mit der Gemahlin des Botschafters der United States Mrs. Towcr. der Botschafter der ottomanischen Pforte Tewsik-Pascha mit der Gemahlin ocs Ministers des Königlichen Hauses von Wedel, der Generalseldmarschall und Generatadjutant v. Hahnkc mit Frau Staatsminister Freifrau v. Rheinbaben, der Obervof- und Hausmarschall Graf.zu Eulenburg mit der Gemahlin des würtlembcraischen Gesandten Freifrau v. Barnbüler. der Finanzminister v. Rbeinbaben mit der Gräfin Harrach. der belgische Gesandte Baron Greindl mit der Gräfin Klmckow- ström, der württembergsiche Gesandte Freiherr v. Barnbüler von und zu Hcmmingen, der hanseatische Gesandte Klüamann mit Gräfin Ärnim-Boitzenburg usw. Zur Linken des Grafen 0. Hohenthal laßen die Gemahlin des österreichisch-ungarischen Rotlcha»ters Frau v. Szögyk-ny-Marich mit dem russischen Botschafter Grafen von der Osten-Sacken, Fürstin Schönburg mit dem Botschafter der United States Tower, Frau Staatsminister v. Tirpitz mit dem Minister ves König- lichen Hauses v. Wedel. Frau v. Delbrück mit dem General der .Kavallerie und Gencraladjutanten Bringen zu Salm-Horstmar. Frau Gesandte Klügmann mit Gras Derenthall, Frau v. Tschirschky mit Graf Dönhoff- Friedrichstein usw. Zur Rechten der Tischnachbarin des Grafen Hohenthal, Fürstin Bülow. saßen: der österrelchtsch-nnaa- rlsche Botschafter v Szögysny-Marich mit der Schwester des Botschafters von Großbiitannlen »nd Irland Lady Edward Cavendish, der spanilche Botschafter Dr. Ruata y Sichar mit der Frau Staatsminister Gräfin v. PosadowSky-Wrhner, der frühere Ministerpräsident Graf Botho Eiileiibnrg mit der Frau Prinzessin Eduard zn Salm-Horstmar, Fürst Schvnbnrg mit der Gemubiin deS rumänischen Gesandten Fra» Beldiman, Botschafter Graf Solms-Sonnewalde niit Baronin Stengel, Graf Vitzthum mit Gräfin von der Asseburg isiw. Wir iahen ferner in der Tafel runde — be;w. niit ihren Dame» -- den Obeijägermeiiter vom Dienst Freiherr» v. Heiutze. den Bize-Oberzeremonlenmeister Grafen Kanib. die Wirst. Geheimen Räte v. Mühlberg und v. Kärrner, den Vlze-Oberzerkinonleiimeister von dem Knesebeck. Grasen Hoheiithal-Dölkau, Oberslallmeister Freiherrn v. Reisch- bnch. Generalleutnant Grafen Assebnrg und viele andere, nicht zn vergessen die Herren des Komitees. Prinz Arenberg war leider an der Teilnahme behindert.
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