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-E 862 »»»» «och. vrel. Daß die Kinder nun die schlechten Lehren praktisch anwenden, und darauf sinnen, Bosheiten am Lehrer auszuüben und frech sich zu betragen gegen Er wachsene: wer kann sich darüber wundern? Ihr Aeltern, das Kinderherz sei euch ein Heiligthum; haltet eS fern euren Rohheiten, und cS wird sich nicht gegen die Welt auflehnen. Wenn die durch böses Beispiel verderbten Kinder groß werden und frech toben, Nie mand achten, nichts lernen, unbrauchbar zurückkommcn von jeder Lehre: da erst gehen vielen Aeltern die Augen auf, aber dann ist es zu spät. Mögen sie von früh an vor ihren Kindern von Jedermann mit Achtung reden, sie strafen, wenn sie Uuschickliches begehen, da mit sie sie nicht einst als verloren beklagen müssen. Die Kinder sind ja der Aeltern Zukunft, über sie kömmt zuerst alles Uebel, was diese treiben und thun. Der zweite Grund, daß Kinder alle Achtung gegen Erwachsene verlieren, ist, daß Aeltern ihre Kinder zu bald zu Erwachsenen machen. Welch ekel hafte Wesen sind die altklugen Kinder, Kinder, die die Belustigungen und Gesellschaften der Erwachsenen thei- len! Das Mädchen, kaum der Schule entlassen, be sucht die Bälle, nimmt mit sehr ernstem Gesicht die Huldigungen der Gecken an, spricht in Gesellschaft weg werfend von Anderen. In dem Geräusche der Welt muß das Kinderherz verdorben und verödet werden. Wir Haben eilfjährige Knaben schon ganz ordentlich ein Vo gelschießen mitmachen sehen, schwärmend bis tief in die Nacht *). Es geschah mit Bewilligung der Ael tern: sie meinten, es wäre nöthig, damit die Kinder in Gesellschaft sich benehmen, damit sie das ssvolr vlvre lernten. O der Thorheit, die den Kindern das sich "Benehmenlernen" auf Kosten ihres Herzens und ihrer Sittlichkeit beibringen will; der ein wildes Wesen außer dem Hause lieber ist, als stille Häuslichkeit! Wo Häus lichkeit sinkt, da sinkt Sittlichkeit und Wohlstand. Ael tern, macht eure Kinder nicht zu bald zu Erwachsenen, erhaltet bei ihnen die Frische der Jugend; ihr Herz wird kindlich und unverdorben bleiben, sie werden es *) Was hört und sieht man nicht hier und da in Dörfern bei Gelegenheit der Kirchweihen, Lanzbelustigungen u. dergl.! ! (Anm. des Einsenders.) einst euch danken, wenn eS ihnen auch jetzt beschwerlich und streng scheint. Die Folgen jener Frühreife sind die bleichen, unansehnlichen Figuren, Geisteöbeschränktz» heit und oft gänzliche Unbrauchbarkeit. Viele Aeltern kümmern sich aber auch gar nicht um ihre Kinder. Sie gehen ihren Geschäfte» nach; sind diese vollbracht, so geht man in ein HauS des Vergnügens und verbringt den Abend, wo nicht schon den Nachmittag. Die Kinder toben umher ohne Zucht. Man meint genug gethan zu haben, wenn man sie nur in die Schule schickt. Ja, wenn die Schule alles thun könnte, und zwar für nichts, das wäre recht. Man bedenkt aber nicht, daß die Kinder schon sechs Jahr alt geworden sind, ehe sie zur Schule kamen, daß da schon manches Uebel tief gewurzelt ist, daß da schon das Kind eine Richtung des Geistes genommen hat, die es schwerlich wieder verläßt. Die Kinder sind nur 3V Stunden wöchentlich in die Schule, aber 138 Stunden zu Hause. Die Väter aber verspielen, vertrinken oder opfern sonst einem Laster mehr Geld, als nöthig wäre, ihr Kind zu einem guten und gesitteten Menschen herao- zubilden. Auf der andern Seite übertreiben aber auch manche Aeltern das Einpfropfcn von Kenntnissen b« ihren Kindern, um mit denselben zu prahlen: aber alt kluge Kinder werden leicht beschränkte Erwachsene. Daß mit diesen wenigen Worten aller Erziehung unserer Zeit überhaupt der Stab gebrochen feyn soll, kommt uns nicht in den Sinn. Es giebt noch gut er zogene Kinder, über deren kindliche Frische und Natür lichkeit, Bescheidenheit und Gutherzigkeit man sich freuet; doch sind auch deren viel, die uns beleidigend entgegen treten durch Rohheit, Frechheit und lteberbildung; bis sen zu steuern, erhoben wir unsere Stimme. Kinder gut erziehen, heißt die Welt verbessern: warum wollte nicht Jeder, dem sie Gott schenkt, U, nen Theil dazu beitragen? ' R, Politische u. andere Merkwürdigkeiten Inland. Die Auswanderung der sogenannten Altlutheraner erregt allgemeines Aussehen. Auch der Pastor Stezzhaa