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Boigtländischer Anzeiger. Neun und vierzigster Jahrgang. 41. Plauen, den 13. Octbr. 1838* Der Arsenik. Der fürchterlichste unter den mineralischen Giften der Arsenik. Nichts desto weniger wird er häufig in den Gewerben und Künsten zu mancherlei Dingen gebraucht und benutzt; daher kömmt er oft im Handel vor, und eS ist bald einzusebcn, wie leicht eine Ver- gistung, absichtlich oder unabsichtlich, durch ihn ge schehen kann. Wenn auch das reine Arsenikmetall, wie aus den Versuchen mit Thiercn hervorgeht, keine giftige Eigenschaften hat, so verändert cs sich aber schon bei gewöhnlicher Temperatur an der Luft; es überzieht sich nach und nach mit einem schwarzen Pulver, daö giftig wirkt. Es ist bekannt, welche Nachthcile das soge nannte Fliegengift oder der Fliegenstein zu bringen ver mag, welches nichts anderes, als das Arfcnikmetall (mit einigen anderen Metallen verbunden) ist; bleibt es an der Luft in offenen Gefäßen stehen, so nimmt eS die giftigen Eigenschaften an. Als ein sehr starkes Gift zeigt sich der weiße Arsenik, auch Giftmcbl ge nannt (arsenige Säure), der bald als ein weißes, zar tes Pulver, ähnlich dem zerstoßenen Zucker, bald in w.'.scn, glasartigen und durchsichtigen, oder in un durchsichtigen und porzellanartigen Stücken vorkömmt. Er löst sich schwer im Wasser auf, der in Pulver zer fallene leichter; schmeckt anfangs etwas metallisch, soä- ter süßlich; auf glühende Kohlen geworfen, riecht er fast wie Knoblauch. Diesem weißen Arsenik steht» an giftiger Eigenschaft nicht nach die im Handel wenig »Ler gar nicht vorkommende ArseuikAM-e; wohl aber der rokhe Schwefttarfenik (Neulgar) und das Rausch gelb oder gelbe Schwefelarsenik (Operment). Eins der schrecklichsten Gifte ist das Arsenikwasserstoffgas, das, weil es farblos und durch wenig Zeichen bemerkbar, in der Luft eingeathmct werden und tddten kann; nur durch einen widerlichen Geruch wird es erkannt. Schon wenige Gran des weißen Arseniks vermögen in kürzerer oder längerer Zeit den Tod herbeizuführen. Gelangt cr auf dcm gewöhnlichen Wege, durch den Mund, in den menschlichen Körper, so pflegen früher oder später, oft schon nach Stunde, folgende Zufälle einzutreten: berlcr Geschmack, Ausfließkn vielen Spei chels aus dem Munde, Ausammcnschnüren im Halse, Ucbelkcir, Würgen und Erbrechen, außerordentlich hef tiger Durst, äußerst schmerzhaftes Gefühl in der Herz grube, Hitze, Unruhe und große Angst, reißende, bren nende, sckmeidcnde Schmerzen im Unterleibe, häufiger Durclffall, der eben so wie daS Ausg^rochene öfters blutig und schwarz und stinkend ist, Stuhl - und Harn zwang, dec Leib zieht sich anfangs ein, dann wird er aufgetriebcn und sodann empfindlich, daß er nicht be rührt werden darf, cs entstehen blaue Ringe um die Augen und blaue Lippen; das Gesicht fällt zusammen, Herzklopfen, Alhmungsbeschwtrden, kalte Schweiße, Ohnmächten folgen, hier und da bricht ein mißfarbiger Ausschlag auf der Haut auS, Sinken der Kräfte, Ver lust des Gefübls, Irrereden, Zuckungen und der Tod, dem zuweilen Ausfallen der Haare und Ablösung der Oberhaut vorher gehen, beschließen den traurigen Auf tritt. Ist die verschluckte Menge gering, oder tritt irgend cin Hinderniß für die Entwickelung der" schnell ze^ibrendcn Kraft cin, oder wirken nur die Dämpfe vom ihm ein, so fallen die Erscheinungen Weniger in