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167 — der Probe sich alle Sänger und Liebhaber de- Gesanges versammelten, und in süßem Jubel die Stunden ver plauderten; ich spreche nicht von dem Abende, wo sich der Schießhauösaal füllte, und die verschiedenen Sing vereine sich an verschiedene Tafeln setzten, und so abwech- seknd Lieder fangen, die den Anwesenden donnernden Bei fall entlockten; ich spreche nur vom 7. Juni, als dem Tage, an dem die vielen einzelne Vereine als ein großer Osterländischer Sängerverein zusammen in der Kirche auf die würdigste und lobenswertheste Weise wirkten. Um 11 Uhr begann das Fest, mit einer Pfingst- Cantate von Sachse, componirt von Hößler. Hößler dirigirte selbst. Dieses wenn auch nicht ausgezeichnete, doch unter die Bessern zu rechnende Kunstwerk wurde pon dem über 300 Sänger starkem Chor ausgezeichnet vorgetragen. Darauf folgte eine Hymne von Ullrich, comp. v. Voigt, der sein Lied „im Jubelton" eben falls selbst dirigirte. Diese Hymne endete mit den Worten: „Ihm töne unser schwacher Dank Im feierlichen Lobgesang!" Cs war mehr ein ewiges Uebergehen von einer Ton art in eine andere zu vermerken, mehr also ein Uebungs- als ein Meister-Stück; doch wurde cs ebenfalls gut aufgeführt. — Nun aber daS Ausgezeichnetste von Allem: ein Kyrie und Gloria von C. G. Müller. Wie sanft und auch wieder wie kräftig! Das Werk ist vollkom men gelungen zu nennen; — und man sah es dem Sänger an, daß er mit der größten Lust seine Kräfte, anstrengte, um dem Componisten, der selbst dirigirte, die Lorbeeren immer dichter um das Haupt zu flechten. — Den zweiten Theil füllte beinahe ein Psalm von Bischoff, comp. v. Feller; eine gezierte höchst langwei lige Composition. Es träumte sich vielleicht mancher bei diesem Salm in eine andere Capelle. — Einen wür digen Schluß machte eine Hymne von Fr. Schneider. Der alte, gepriesene Meister! Hätte er daseyn und den kräftigen Männergesang mit anhören können! — Zufrie den eilten nun Alle, Sänger und Zuhörer, aus der Kirche, um nun auch dem Lyäus einige Opfer zu bringen. Im Fürstenkeller wurde ein großes Mahl veranstaltet für Gänger und Nichtsänger. Jeder Verein saß zusam men und spannte die Heiterkeit der Gesellschaft durch seinen Gesang wo möglich immer höher. Toast auf Toast erschallte, und ein harmonisches Vivat begleitete jeden auf seiner Reise durch den Saal. ES wurden mehre Lieder, besonders auf dieses Fest gedichtet und componirt, dargebracht, z. B. ein Gruß an'S Osterland von Geißler, gesungen vom Leipziger Verein, ein Ge sang von Br... gesungen vom Männer-Chor auS Lucka, ein Wechselgesang von Ullrich und Hößler, gesungen vom Altenburger Verein, denen nach Verdienst rauschen der Beifall wurde. — Nachdem nun Alle so vertraulich zusammengejubelt, gegessen, getrunken, gesprochen und gesungen hatten, wurde die Tafel aufgehoben, und Viele zogen sich auf ein Stündchen zurück, um von den Strapazen sich zu erholen. — Doch bald strömte die Menge wieder zusammen, um sich auch noch in gymnastischen Hebungen mit ein ander zu messen. Alles war so heiter und traulich ge stimmt, wie eö ächten Verehrern der Musik geziemt; niemanden aber beseelte größere Freude, niemand war mehr in seinem „esse,- als der Studio, besonders da auch hier noch die besondere, genugsam bekannte Zu neigung der Musen zu den Grazien in daS Spiel kam. Nachdem nun die Vereine in der schönsten Eintracht auch noch zusammen getanzt Hatten, wurde herzlicher Abschied genommen, dessen WehmutH sich durch da- Wort „Ronneburg" (wo künftiges Jahr das Gesang fest gehalten werden soll), in eine allgemeine Heiterkeit verwandelte, so daß mit Sang und Klang, wie dec Sänger gekommen, er auch wieder seinen Weg nach Hause suchte, wo er Zeit genug Hatte, darüber nach zudenken : Warum denn nicht auch in andern Kreisen solche, für's Allgemeine so wohlthätige Vereine gebildet werden? Politische u. andere Merkwürdigkeiten. Inland. Se. Majestät der König haben da- Dampffchiff des österreichischen LtoydS, Conte Mitrows- ky, gemiethet, um die schönsten Punkte Dalmatiens zu