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186 hohlen Cylinber, dem Strohhalm, vereinigt der Bearbei tung im Holländer und im Stampfjeus widerstehen und sich so eher kn Pulver alö in einen faserigen Brei ver wandeln lasten. Nach genommener Einsicht der physiologischen Struk tur und der chemischen Bestandtheile der Stroharten ist bald der Weg aufgefunden, jenen Leim zu entfernen und die Faserbündel von einander zu trennen. ' Zu diesem Zwecke wird z. B. Roggenstroh auf der Häckselbank in 2—3 Linien lange Stücke geschnitten, und die Knoten von den hohlen Röhren durch eine Maschine gesondert. Letztere werden nun 6, 8—10 Stunden in einem Kessel mit Wasser, oder auch bequemer, in einem paffenden Gefäße mit Dampf gekocht. Das Stroh wird durch diese Operation biegsamer, die Fascrbündel lockern sich, eS verliert aber nur wenig Leim. Um Letztem zu entfernen kocht man das so behandelte Stroh zu wie derholten Malen mit einer Lauge von 50 Pfund Aetz- kalk und 2 Pfund Potasche, eine Menge, die hinreicht, um 100 Pfund Stroh wiederholt zu behandeln. Das Letztere hat nun nach wiederholten Auswaschen mit Wasser allen Leim und auch den Kalk verloren, die Fasern taffen sich leicht trennen, und können nun zu Halb - und Ganzzeug verarbeitet werden. < Es liefert ungebleicht ein sehr dichtes festes Pack papier von gelblichter Farbe, auf welches man auch ungelekmt schreiben kann. Durch Beimischung einer kleinen Quantität Lumpen wird es noch fester. Mit Chlor gebleicht erscheint es ganz weiß, nur fühlt es sich rauher an, als Lumpenpapier. Auf dieselbe Weise kann das Gersten - Hafer - und Weizenftroh zu Papier verarbeitet werden, nicht weniger Bohnen - Erbsen- und Maisstroh, so wie auch das Heu, nur erfordern letztere eine Modifikation in der Behandlungsweise. Ja man verwendet neuerdings das Nübcnmark, das als Abfall bei der Nunkelrübenzuckerfabrikation in Menge zu haben ist, in großen Parthieen im Würtembergischen und die Nübenzuckerfabrikanten fetzen ihr ausgezogenes Mark um denselben Preis an die Papierfabrikanten ab, für welchen sie ein gleiches Gewicht Rüben einkaufen. Außer den angeführten Stoffen könnte jedenfalls auch die bereits von den Gerbern benutzte Lohe vor- theilhaft angewendet werden, und sie würde nach den» AuSkochcn, Auslaugen, Bearbeiten im Holländer, Bleichen rc. gewiß ein sehr gutes brauchbares Papier liefern, da die Faserbündel der Rinden bekanntlich sehr zähe und biegsam sind. Der 6. und 7. Juni i« Schmölln» DaS fünfte Oskerländische Gesangsesk. Freundliche Gesichter, freudiges Gedränge, trauliche- Zusammenleben gab es am 6. und 7. Juni d. I. in Schmölln bei Altenburg. — AuS dem ganzen Oster lande waren Jünger und Gesellen und Meister der Musen und Muße herbeigezogen, um das Instrument der Instrumente, die menschliche Stimme, erklingen zu lasten. — Am 7. Juni 1838 wurde das fünfte Oster- ländische Gesangfest gefeiert in der Stadtkirche zu Schmölln. Am 6. Juni um Mittag war'S, als ich nach de« ersehnten Sängern meine Blicke in alle Himmels gegenden sendete. — Da wurde das Treiben um mich immer lebhafter, immer lauter; ein Wagen nach dem andern, gefüllt mit lustigen Sängern, die sich als solche auf die angenehmste Weise kund thaten, raffelte durch die Straßen. Wer hätte wohl glauben sollen, daß diese zum größten Theil schon ehrbare Philister waren? Der Landsmann drückte dem Landsmanns di«. Hand, der Freund lag dem Freunde in den Armen, der Vetter küßte den Vetter rc. Allgemeine heitere Bewegung! — Da sich! ein edler Vierspänner rollt herein in daS Städtchen. Hört ihr, wer sie sind? Der Studentengruß wirbelt durch die Luft, und mit Macht ertönte aus den Musenkehlen das: Guten Morgen; mit Macht antwor teten die schon Versammelten den Ankommenden — und guten Morgen! guten Morgen! erschallt es weit hin durch daS Städtchen, so daß bald die Fenster an den Markt von Einheimischen und Fremden gefüllt waren und so mancher den lustigen Studio in seine Mitte nahm, ihm herzlich die Hand drückte, und ihn nicht nneder von sich lasten wollte. Ich übergehe nun den heitern Nachmittag, wo nach