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Boigtlan-ischer Anzeiger. Neun und vierzigster Jahrgang. 24. Plauen, den 16. Juny 1838« Neber Fortschritte -er Papierfabri kation. Noch vor wenigen Jahrzehnten beschränkte sich dieser Fabrikzwekg darauf, zur Darstellung seiner Produkte aur die Lumpen von Leinen - Baumwollen - und Wol lenzeugen zu verarbeiten, und aus leinenen - und baum wollenen Lumpen Schreibepapier, auS wollenen dagegen Löschpapier, je nach der Reinheit und Farbe der Lumpen bald weißes, bald gefärbtes Papier zu erzeugen. Der vermehrte Papiervcrbrauch steigerte den Bedarf der Lumpen in neuerer Zeit so bedeutend, daß auf dem bis dahin befolgten Wege dem Wunsche größerer Bil ligkeit der Papiere nicht nur nicht Genüge geleistet werden konnte, sondern sogar eine nicht unbedeutende Preiserhöhung dieses jetzt unentbehrlichen Fabrikates eintreten mußte. DaS Bedürfniß einer größeren Menge, größerer Billigkeit und auch wohl besserer Beschaffenheit des Papiers veranlaßte den thätigen Fabrikanten zum Nach denken und leitete zugleich die Aufmerksamkeit wissen schaftlich gebildeter Techniker auf diesen Gegenstand. Man begann nicht nur einige Entdeckungen der neuern Chemie in diesem Fabrikationszweig zu benutzen, sondern man versuchte auch außer den Lumpen verschie dene andere rohe Fasernstoffe zur Darstellung von Pa pier zu verwenden. Von der Zeit an schritt dieser Industriezweig auf 2 Wegen rasch seiner Vervollkommnung entgegen. Die Entdeckung des Chlors, sonst oxydirte Salzsäure genannt, und dessen merkwürdige chemische Eigenschaft, allen organischen Farbstoff ohne Ausnahme zu zerstören, gab dem Papier - Fabrikanten ein zuverlässige- Mittel an die Hand, mit wenigen Kosten aus Lumpen, die sonst nur farbiges und graues Makulatur lieferten, da schönste weiße Velin- und Schreibpapier zu erzielen. Zugleich lehrten die chemischen Entdeckungen in der Färberei der so gebleichten Papiermaffe zu verschiedene» mannigfachen Behufe angenehme und zweckmäßige Far ben zu ertheilen. Wenn aber nun durch solche Operationen der Mehr bedarf an feinen Papiersorten befriedigt werden konnte, so gewann dagegen der Bedarf an Makulatur, Pack- und andern Papier nicht nur keine Befriedigung, son dern es wurde ihm sogar durch jene veredelnde Behand lung der sonst zu letztem Papiersorten verarbeiteten far bigen schlechten Lumpen, eine große Menge rohen Mate rials entzogen. Um nicht nur die dadurch entstandene Lücke auszu füllen, sondern auch den Mehrbedarf an geringeren Pa piersorten und zwar billig zu befriedigen , wandte man sehr verschiedenartige, organische, besonders vegetabilische Faserstoffe an. Seit; längerer Zeit wurden aus dem Abgang des Flachses, Hanfes, oder des Werges, wie auch aus alten SchDa^^ Pack - und anderes Papier verfertigt. Man peKchtz später verschiedene Sotten Stroh, Heu, Blätter unbMnden zur Papkerfabrikation zu verwenden, lange Zeit freilich mit sehr zweifelhaf tem Erfolg, da man letztere Stoffe auf dieselbe Weife, wie die Lumpen, deren Faserbündel bereits durch die frühere Behandlungsmethode deS-Röstens, Brechen-, Hechelns rc. gelößt und von einander getrennt sind, be arbeitete, während dem die Fasernbündel im Stroh rc. durch einen harzartigen Leim mit einander zu eine«