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HlmriWe brslikiiit jtükil Nr. 4L lM Nr. Stippkc» erst«: Nov'-Uc. von ihm selbst erzählt. Sch war schon über vier Jahre Schriftsteller, wnndrrte mich aber, das; so wenig von mir in den Blättern stand; auch andere, die mich kannten, wunderten sich darüber. Endlich kam ich dahinter, woran die Schuld lag: ich schrieb nämlich auster- ordentlich wenig, eigentlich fast nichts. Mie hätte ich a»ch viel für den Tagesbedarf produzieren könne»? Mar ich doch mit einer Neubearbeitung oo» Brehms „Tierleben" beschäftigt, ei» Niesenwerk, das freilich nicht recht sortschreiten wollte, da fort während nene, noch nie dagewefene Tierarten in die zoologischen Härten eingeliefert wurden, die natürlich sehr schwer zu klassifiziere» waren. Srb konnte daher nur vorsichtig an das graste Merk t'erangehcn und beschränkte mich vorläufig de» Sommer über auf den Besuch des zoologischen Härtens, vast mir d>e Gartenkonzerte bei meinen Studie» sehr hinderlich waren, versteht sich von elbst; inindestens hatten sie die bedenkliche Mnknng, dass ich meine Aufmerksamkeit in einseitiger Meise als die hübschen Käfer konzentrierte, die dort in eizeiid Helle» Sommerkleidern ninherschwirrten. Endlich fasste ich de» Entschluss, eure längere Novelle z» schreiben. Sch brauchte nämlich not wendig Held, um ein ans Pump entnommenes mveirad zn bezahlen. Der .Fabrikant wollte durch aus nicht warten, bis meine Benbearbeitung von Drehms „Tierleben" mir den ersten klingenden r oh» bringe» würde. Die Novelle sollte den Umfang von etwa 2000 Nnckzeilen haben, die Druckzeile z» ss Silben, die ->lbe zn 2 bis z Buchstaben gerechnet. lliem Erstes war selbstredend, dass ich mich bei nein Verleger nach den> Preise einer solchen Arbeit .kündigte. Der Verleger erklärte nach kurzem Nachdenken, dast er 20 Mark ausgerechnet habe. „Mir?" ries ich erstaunt, „20 Marl für eine Arbeit von 2000 Druckzeilen?" „Sie habe» mich missverstanden. Sch meinte, da- Novelle wird Shnen an Porto und Briefpapier >!wa 5» Mark kosten, bis sie irgendwo abgedrnckt wird." Sch fühlte mich versucht, am verstände des !Ii rnnes zu zweifeln. ivb sie aber überhaupt gedruckt wird," fnhr er fort, „scheint mir sehr fraglich. Shre Novelle ist »äinlich recht mastig." „kserr," brauste ich ans, „wie können Sie meine Arbeit so in Grund und Boden kritisieren, bevor ub sie geschrieben habe?" Sch wollte zornbcbend die Schwelle dieses talent eiiiiiiiitigeiiden Parnastportiers verlasse», der Ver leger hielt mich aber am Arm zurück. „Ah so, ich glaubte im Augenblick, Sie hätten uns die Novelle schon eingeschickt, weil Sie sich ;a bereits nach dem Preise erkundigten. Die meiste» Novellen, die bei uns eingehen, sind nämlich schlecht, traben Sie schon eme» Namen als Schriftsteller?" Sch erzählte, dast ich mit einer Ncubearbeilung von Brehms „Tierleben" beschäftigt sei und wies aus die riesige» Erfolge hin, die schon die erste Auslage dieses berühmten Merkes erzielt. „Na dann", meinte der Verleger, dessen Gesicht sich merklich gushellte, „dürsten Sie freilich mit Sb,er Novelle mindestens goo Mark verdienen." — Also Zoo Mark! Das war inehr, als ich ge- hofft. Das Zweirad kostete nur 220 Mark, mir MM Tmckckl Sonnabend, den November blieb also immer noch ein Ueberschust von sä» Mark. Famos! S» meiner kfferzensfleude nahm ich immer zwei Treppenstufen ans einmal. So kam ses, dast ich ein Dienstmädchen mit einer Gebiirtslagslortc über den lsaufe» rannte. Ans das Geschrei des Mäd- chens wurde ich vorn Variier znrückgehalten. Sch mustle die Torte, die 2» Mark gekostet, bezahlen. Doch was machte das ans? s20 —2» macht sZo, mir blieb also immer »och ei» Ueberschust von l2<> Mark. Sch konnte mir mit Rücksicht ans diesen Nein ertrag meiner Novelle schon rin kleines Vergnügen Nci«: gcharinscytt.' soncttcn Ie'lziäse'11 Zve'iinüier ^löisgvii in Dlstso». 127». Bornvlr>rrrstiei>ter. ivenn geirler selber clie stercble kritreln, Dann sinä rlie Ilkiääel sicherlich nicht (Inmm: 5o ltalltuliert »nä äenkt äas liubliln»» Unä koll vertrauensvoll uiill ohne (Uil?.eln. vie Leister lrolren stolirei »nä Schbitrcln, Sic sinä gelällig. nehmen ooch nischl krumm, Unä wissen ihr geliebtes Illeäiuin Mit kiäelkeit unä ürössenwak» ru kitreln. liombaslus. äol an äie vierkunäert l-rhre, Äirä aitlgewcckl. um mit äem Leist Lu^inäeu INuuä-, haar- unä anäre Masscr ?.» erimäen. Sehr guäen -Ibsat?. schalläen sie äcr Mare, Unä ganr sich reigenä als moäcrne Leite kesorgäe» sie sogar ooch cniie Pleite! göinieii und besuchte am Abend dieses Tages das tllpernhaiis. Da ich nie allein ins Theater gehe, nahm ich meine Eonsine Lola mit. Mir hörten „Das Nachtlager von Granada" und beschlossen den sehr gennst,eichen Abend mit einem Diner bei Dressel. Die Geschichte hat mich in, ganzen 20 Mark gekostet. Das war freilich etwas viel, mir blieben aber immer noch soo Mark Ueberschust, ein recht hübsches Sümmchen. Am nächsten Morgen fiel mir ei», dast ich sa die Novelle noch schreiben musste. Sch ging sofort mit den, Eifer und der Gründlichkeit, die mir von jeher z» eigen, ans Merk, indem ich zunächst mehrereFlaschen Mein, eine Riste Manila-Zigarren, einen Aschebecher und das nötige Papier kaufte. Diese Anschaffungen hatten mich allerdings s» Mark gekostet: die kfauptsache war aber doch, dast ich beim Schreiben in guter Stimmung blieb, nur so konnte etwas wirklich Gediegenes zn stände kommen. Und schliesslich: zoo — sü macht «2, mir blieb also immerhin noch ein ganz erheblicher Ueberschust. Sch hatte »och 2 Flaschen Mein und etwa bo Zigarren, als bereits uoo Zeilen fertig vor Mil ans de,» Papier standen. Das Schreiben machte mir, dank der Vorbereitungen, die ich getroffen, förmlich Vergnügen, und ich rechnete ans, dast ich bei dieser ebenso angenehmen wie vornehmen Beschäftig»»» mit der Zeit ein kleines Kapital zurücklegen könnte. Sch schrieb noch weitere soo Zeilen »nd begann dann über einen Stoff iiaäi- zndenken. Als ich «oo Zeilen Manuskript fertig geschrieben, fiel mir ei» äusterst interessanter Erb- schastsprozest ei», den ein Grostonkcl von mir vor vielen Jahren gegen meine Grosttante geführt und in sämtlichen Snstanzc» verloren hatte. Es wurde mir bald klar, dast sich die einzelnen Phasen dieses Prozesses ausgezeichnet für du- novellistische Be arbeitung eigneten. Sch änderte also die ersten noo Zeilen so ab, dast sie in meine Erbschafts- noveile hineinpastten, »nd schrieb dann noch etwa zoo Zeilen; da passierte mir das Unglück, dast ich das Tintenfast »mstiest, dessen Snhalt die rotseidene Tisch, decke ticfschwarz färbte. Da ich etwas farbenblind bin, merkte ich diese Veränderung erst, als meine Mirlin mir erklärte, ich müsste ihr die Decke ersetzen. Die Dame war aber so kulant, mir die Decke n»r mit 2» Mk. z» berechnen. 82 — 20 inacht «>2, mir blieb also immer noch ein ganz hübscher Ueber- schnst, und austerdem halte ich noch die Decke, die ich ja wieder reinige» oder färben lassen konnte. Mit dein Erfolg meiner Tätigkeit recht zufrieden, schuf ich an diesem Tage nichts weiter, brachte es aber durch angestrengten Fielst in den nächsten drei Tagen bis z» f8oo Druckzeilen. Da poriwcin »nd Zigarren zu Ende waren, schloff ich jetzt meine Bovelle ab. Lin mir befreundeter Schriftsteller hatte „nr eine Feuilleton-Korrespondenz warm empfohlen, deren Geschäftsstelle ich mit Leichtigkeit aus dem Adrestbuch sestfiellte. Sch begab mich nun mit meiner Novelle in sehr gehobener Stimmung dort hin »nd liest mich den, Snhaber des Geschäfts in dringlicher Angelegenheit melden. Der verr meinte Zwar, die Sache halte wohl keine solche Eile, ließ sich aber herbei, einen Blick ans das Manuskript zu werfen. Da es ihm n». möglich war, das Mpus auf der Stelle durchznlefen, schilderte ich ihm in kurzen Zügen den Snhalt des Ganzen, durch das sich die erwähnte Erbschafts angelegenheit als roter Fade» hindnrchzog. Er hörte aufmerksam zu und meinte dann: „Schön, lassen Sie nur das Schriftstück hier, ich werde sehen, was sich machen lässt." Mir schwebte gerade die Frage auf der Zunge, ob cs wohl unbescheiden wäre, wenn ich um einen Vorschuß von 20 Mark bäte, als er mir zuvorkam. „Der übliche Vorschuss", bemerkte er, „beträgt 20 Mark, »in die ich ergebenst bitte."