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Boigtlän-ischer Anzeiger. Steuri und vierzigster Jahrgang. ^?33 Plauen Warum und wie soll man puppen*)? Die herannahende Erntezeit erinnert unwillkührlich an die Nützlichkeit deS in Sachsen immer noch zu we nig angewendeten Puppens des Getreides, und da die dagegen noch herrschenden Vorurtheile vorzüglich von Unkenntnkß der Gache herzurühren scheinen, so erlaubt sich der Verfasser nachstehender Zeilen kürzlich auf die Vortheile dieser Erntemethode aufmerksam zu machen, und das Verfahren dabei genau zu beschreiben. Könnte man in der Oekonomie immer mit ^wiß- heit die nachfolgende Witterung Voraussagen, so würde sich Vieles bei weitem leichter einrichten und mancherlei Schaden verhüten lassen. So aber sind wir kaum im Stande, die Witterung mit einiger Wahrscheinlichkeit 2 mal 24 Stunden im voraus zu bestimmen, und sehr unklug scheint es mir, den Lohn unserer Arbeit eines ganzen langen JahreS auf das ungewisse Spiel weniger Wochen zu setzen, wo wir leicht Alles verlieren können. Gerade jetzt, da ich dieses schreibe, haben wir zwar die günstigste Witterung zur Heuernte. Doch wer steht uns dafür, daß dieselbe sich nicht plötzlich wieder umsetze, und wieder eben so naß und regnerisch werde, wie sie noch vor wenigen Tagen war? Wüßte ') Wir theilen diesen Aufsatz nach dem Wunsche des hohen Ministern des Innern um so lieber mit, da er einen Gegen stand behandelt, der ganz der Beachtung des Landwirthcs werth ist und Anweisungen enthält, deren Befolgung nur Nutzen bringen kann. Wer die Mittel nicht auwcnden will, die ihn vor Schaden bewahren können, darf sich auch nicht darüber be klagen, wenn er Schaden leidet! Und ist es nicht rhöricht und unchristlich, dem alten Schlendrian zu Liebe den Segen Vette- auf dem Felde oder in der Scheune verderben zu lassen? Oie Redaktion. den 18. August 1838. man, wenn der Dieb kommt, so wäre es leicht, sich gegen ihn zu verwahren. Doch eben deswegen, weit dieses unbekannt ist, ist cS der Klugheit gemäß, schon vorher seine Vorkehrungen darnach zu treffen. Eben so ist cs mit der Ernte der Feldfrüchte. Haben wir daS Getreide einmal niedergehauen, so ist es zu spät zu klagen, wenn sich das Wetter plötzlich umändem sollte. Denn theils würden wir in einer solchen Schnelligkeit das liegende Getreide wohl in Puppen setzen können, theils würde cs, wenn es noch durch eine Menge Ar beiter, welche dabei gebraucht werden könnten, möglich wäre, sich nicht ohne Schaden bewerkstelligen lassen. Uebrigens sind die Vortheile, Mlche das Puppen gewährt, so groß und mannichfaltig, daß es wirklich unerklärlich erscheint, wie der Landmann noch immer an der alten Methode, sein Getreide breit liegend auf dem Felde zu trocknen, hängen könne. Nirgends steint das dem Landmanne so eigenthümliche feste Anhalten am Alten nachthciliger zu sein, als hier, besonders da sich darthun läßt, daß auch die gegen das Puppen ge machten Einwendungen ungegründet sind. Ein Hauptgrund, warum man sich des Puppens nicht allgemein bedient, liegt in dem Glauben, daß diese Arbeit bei guter Witterung gänzlich verloren sei. Wozu soll ich puppen, sagt man, dieser Mühe kann ich übcrhoben sein! Ich aber behaupte, daß das Puppen unter allen Umständen Arbeiten und Kosten erspare. Daß dies der Fall bei schlechter Witterung sei, und des Wendens und Schüttelns des immer aufs neue durchnäßten Ge treides kein Ende ist, bedarf keines weitern Beweises. Hier gestehen auch die erklärtesten Gegner deS Puppen-