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Woigtländifeker Anzeiger. 52. Plauen, Sonnabend den 24, Dccember 1836. Politische nnd andere'Merkwürdigkeiten. Inland. Der Verein zur Heilung und Unterstützung armer Blinder und Augenkran- ker, welcher seit 1818 in Dresden besteht und vom Staate jährl. 500 thlr. erhält, hat seine wohlthätige Wirksamkeit dadurch bewiesen, daß die Zahl der Kranken jährlich gestiegen ist. Der erste Bericht zählte deren 228 auf, und der letzte schon 614. Die jährl. Ausga ben betrugen im Durchschnitt 500 thlr. an Medikamenten, 450 thlr. an monatlichen Geldunterstützungen, 300 thlr. für Wohnung und Verpflegung auswärtiger Kranker, 85 thlr. für Brillen, in Summe 1500 thlr. —> Auch in Zschopau ist ein Gcwerbvcrein be gründet worden, der schon 116 Mitglieder zählt. An der Spitze stehen vielseitig gebil dete Männer. Die Kosten für jedes Mitglied betragen quartaliter 3 gr., wovon gewerb liche Schriften angeschafft werden re. (Sollte nicht auch für Plauen ein solcher Gewcrbver- ein von großem Nutzen sepn?) In der 1. Kammer der Stände ist die Todes- und die Prügelstrafe angenommen worden. Deutschland. Der König v. Baiern hat die Landtagsabgeordnetcn einberufen. Auch in Braunschweig hat sich ein Verein zur Unterstützung entlassener Sträflinge gebildet. — In Heiligenstadt, im Reg. Bz. Erfurt, sind in der Nacht v. 3. Z. 4. dies. 52 Hauser und mehre Scheunen abgebrannt und 3 Men schen umgekommen. — Der Großfürst Mi chael will den Winter in Deutschland zubrin gen seines üblen Magens wegen. Der Fürst von Dettingen Wallerstein hat mit Genehmi gung der Regierung eine öffermiche homöo pathische Heilanstalt für Cholerakranke in Münchekr errichtet, wo diese Heilart sehr vie le gerettet hat. Mehre Familien, auch in den höhernStänden, sind ganz ausgestorben, doch läßt die Seuche nach. Ausland. D. Miguel will Portugal! wieder erobern. Bekdem Aufstand des Garde bataillons im 4. Reg. am 28. v. M. in Madrid ging es sehr hitzig zu. Die Rebellen hatten sich in einem Hospiz eingeschloffen, welches von 1100 M. angegriffen und mit 6 Kanonen be schossen wurde. Sie mußten sich auf Gnade und Ungnade ergeben, jedoch wurden nur Z M. erschossen, die übrigen wurden von Her Königin begnadigt. Gomez ist endlich von Narvacz, Nkbero und Alair geschlagen wor den, jedoch mit mehren 1000M. entkommen. Von seiner Beute hat man bis jetzt nur 6 Ki sten mit Silber bekommen; 20 Mill. Realen > soll er D. Carlos Übermacht haben. Die Li nien von Gibraltar durfte er nicht betreten. Die polnischen Flüchtlingehaben in Paris und London den Jahrestag der letzten Warschauer Revolution gefeiert. Die franz. Negier, hat für jeden Hund, der nach Belgien ausgeführt wird, einen Ausgangszoll von 6 Fr. gesetzt, weil der Schmuggelhandel an dieser Grenze mit 600,000 Hunden betrieben wird, von de nen jeder 5 — 6 Pf. trägt. In Belgien wer den diese,Hunde schlecht gehalten und von als Douaniers Verkleideten geprügelt, sie laufen dann so geschwind als möglich mit ihrer La dung nach Frankreich, wo sie sehr gut gehal ten werden, und weichen jedem Douanier aus. — Die Galeerensklaven werden künftig nicht mehr in Ketten, sondern in Wägen transpor- tirt. Die franz. Erpedition nach Constantine