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Uoigtländtfekeo Anzeiger. ^o. 16. Plauen, Sonnabend den 16. April 1836. Ein Wort über Maschinen - Webstühle init fortlaufenden Anmerkungen begleitet. (Beschluß.) *) Geschicht d i ests nicht, so wird die Ord nung und Ruhe gefährdet werden und das Schreckliche, was die französische Revolu tions-Geschichte aufzuweisen hat, wird zur Tagesordnung werden ?). Man wird hier einwenden, daß Waffengewalt wirk same Dienste thun wird, aber was ist Waf ¬ fengewalt gegen Hunger? Hunger ist der größte Revolutinär, und dieser wird wesent lichere Dienste zum Umsturz alles Bestehen den leisten, als bisher die so gefürchtete Presse, und die Preßoereine zu thun im Stande wa ren. Um nun dieses schreckliche Uebel zu ver- rnciden, und den ruhigen und besonnenen Gang der Reformen nicht zu stören, verbiete man dieseWcbstühle, sammt Spülmaschinen, belebe und bef-rderc den Handel so viel als möglich °), und das Verderbliche, wofür e) Die Aeußerung 'des geehrten Verf. verrLth eine Bitterkeit, welche auf sein Urtheil Einfluß haben muß, und wir können sie nur in sofern entschuldigen, daß wir seine Theilnahme an den Schicksalen seiner Mitbürger erkennen, die er gern glücklicher machen möchte als sie sind. Das können sie aber nicht werden, wenn den Fortschritten der Industrie Hemmungen in den Weg gelegt werden, die uns gar bald von der allgemeinen Betriebsamkeit ausschließen und unsern Kreis in das alte Dunkel und Elend zurückschleudern würden, aus dem er sich durch Fleiß und Erfindungskraft erhoben hat. Für das Glück desselben wird auf zweierlei Art gesorgt werden: 1) dadurch, daß das Handwerk der Weberei sich nicht selbst zurücksetzt, da durch, daß es weniger von seinen Zunftgenossen, von Lehrlingen, Gesellen und Meistern verlangt, als der Stand der allgemeinen Kultur und insbesondere der Weberei heutiges Tages fordert, und S) daß die Ge legenheiten mit mehr Bereitwilligkeit benutzt werden, welche die Verbesserung der Volksschulen, die Er richtung von Sonntags - und Gewerbs-Schulen jetzt schon darbietet und ferner noch immer mehr dar bieten wird. Jedermann muß dem Grundsätze huldigen in Wort und That, dem der große Philosoph im alten Griechenlands vor 220« Jahren, Aristoteles, huldigte, als er sagte: „und wenn ich einSchuh- macher wäre, so müßte ich der beste Schuhmacher in ganz Griechenland seyn!" 7) Der Verfasser mag uns verleihen, daß wir ihn nach dem bereits Gesagten nicht als wahrhaften Propheten ansehen können! Darnach ist auch die Furcht vor Anarchie zu beurtheilen, die sich im Folgenden ausfpricht. 8) Um den Gang derReformen nicht zu stören, sollman ihn stören! DieBewegung soll blos in einem Glie.de der Menschheit seyn, das andere soll stille stehen? Und wie? Die Regierung soll die Maschinen verbieten und den Handel befördern? Welch einen furchtbaren Eingriffi« Künste und Gewerbe will da der Verf. der Regierung gestatten, einen Eingriff, der bald genug alle Freiheit der Staatsbürger vernichten würde, da er doch zuvor eine wahre Freiheit zu kennen scheint. Das kann aber die Reg. nach Gesetz und Ver fassung gar nicht, und wollte sie es, so würden sich Millionen Herzen dagegen empören, und die Unzu friedenheit allgemein werden. — DenHandel befördern? Wenn das in ihrerMacht läge, hätte sie es oft schon gethan. Sie kann nicht einmal bewirken, daß irgend ein Artikel sich nach einem Preise richtet, de»-sie ihm setzen möchte. Die Reg. kann weiter nichts thun, als daß sie dem Handel keine Hindernisse in. den Weg legt. Und daß wäre für den Handel mit baumwollenen Waaren das größte Hinderniß, wenn sie die Maschinen verbieten wollte, denn dann müßte derselbe ganz aufhören. Durch Begünstigung der neuen Erfindungen befördert sie die Industrie und diele erst den Handel. Der Handel bahnt sich feine Wege schon selbst, und wer ihm dient, muß den Richtungen desselben folgen, und darf nicht thörigt verlangen, daß er sich nach ihn richten solle. Odermachen etwa die Kaufleute den Handel? Da würden sie sich ge wiß'lauter gute Messen bestellen! Also alles muß sich nach dem Gange des Handels richten, nur der