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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.07.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270705018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927070501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927070501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-07
- Tag 1927-07-05
-
Monat
1927-07
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.07.1927
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Dt««»tag. 5. Juli 1927 — „Dresdner Nachrichten" — Ausslchlslvsigketl einer neuen Poslvorlage. Lediglich eine Erhöhung -es Briefportos möglich. ves»rech««a Schützet« mit de« Re«ter»««Opartete«. verlt«, 1. Juli. Heute vormittag verhandelte der inter fraktionelle Ausschuß der Regierungsparteien im Reichstag wiederum llber die Fragen der Portoerhöhung. Tie Kommunisten haben bekanntlich von neuem den Antrag gestellt, daß der Postmtntster ron der Wiedcreinbringung der Vorlage llber die Portverhöhung bei dem Verwalt» »gs- rat der Reichspost Abstand nehmen soll. Die heutigen Ver handlungen der Regierungsparteien sind noch nicht zum Ab- luß gekommen. Es sollen vielmehr infolge des kominunisti- en Antrages noch Besprechungen mit den anderen Reichs» tagSparteien vorgcnomme» werden. Für die bisherigen Ster» Handlungen ist Vertraulichkeit vereinbart worden. Gerüchten zufolge sollen, nachdem der Neichspostminister darauf hin- gawiesen hat. das, die Finanzlage der Post eine Erhöhung des Portos unumgänglich notwendig mache, da auf anderem Wege ein schwebendes Defizit nicht getilgt werden könne, fall alle Mitglieder der Reaicrungöparteien, die im interfraktio nellen Auöschus, anwesend ivaren, dem Neichspostminister er- klärt haben, dass nach ihrer Ausfassung eine Zustimmung zu einer Vorlage llber Portverhöhung. die der einmal ab- gelehnten Vorlage entspreche, im VcrwaltungSrat der RetchSpost nicht erwartet werden könne. Der Reichs» ««stminifter müsste sich aus die notwendigste» Erhöhungen be, schränken und könnte höchstens eine Erhöhung des Portos für einfache Briese von l» aus 1!i Pfennig und für die Postkarte oo» 8 aus 1ü Pfennig Vorschlägen, wobei aber alle sonst be absichtigten Erhöhungen unterbleiben mühten. Lttniflerbesprechung über -as «etchsschulaesetz Berlin, 4. Juli. Wie die T. U. erfährt, fand am Montag nachmittag unter Anwesenheit des von Oslo zurückgekehrten ReichSauhenministers Dr. Strcsemann eine Minister- besprechung über den Entwurf des Reichsschulgesctzcs statt. Dr. Schmelzte DevollmSchltgler Bayern» im Beichsral München. 4. Juli. Finanzministcr Dr. Schmelz!« ist zum Bevollmächtigten VayernS im Reichsrat bestimmt worden. tTU.j v. Äoesch wir- operiert. München, 4. Juli. Wie dem Landcsdienst des Süddeut schen Korrcspvndcnzburcaus von unterrichteter Seite mit- geteilt wird, wird sich Botschafter v. Hvesch am Mittwoch auf Grund einer Beratung des Acrztekvnziliums einer Mandeloperation unterziehen. lW. T. B.j Deaiun des Prozesses Stresemann—Müller. Plauen, 4. Juli. Die Bcrufungsverhandlung im Be- leidigungSprozeh des NcichSauhcnministerö Dr. Strese- mann gegen den Plaucner Rechtsanwalt Dr. Arthur Müller nimmt morgen vor der Grossen Strafkammer in Plauen unter dem Vorsitz des Landgerichtsdirektors Dr. Schilde ihren Anfang. Für die Verhandlungen sind drei Tage in Aussicht genommen. Die Lage -es -rutschen Aan-werks. Berlin, 4. Juli. Nach dem Bericht des Ncichsverbandes des Deutsche« Handwerks läht sich sllr Monat Juni die im Mai gemeldete Besserung der wirtschaftlichen Lage im Hand- werk in einer Anzahl von Gruppen weiterhin seststellen, wen» auch bei gewissen Zweigen, bet denen der Höhepunkt der Saison in der ersten Hülste des Juni liegt, bereits ein merkliches Ab flauen der Tätigkeit zu verzeichnen ist. Die Lage wird be herrscht durch die verhältnismäßig günstige Konjunklnr im Baugewerbe, das im grvhcn und ganze» gut beschäftigt ist. Lediglich die Handelskammer Berlin berichtet, dal, infolge der viel zu späten Verteilung der Hauszins st cuer- Hypotheken die Tätigkeit im Bauhauptgewerbe stark ge hemmt sei und hierunter auch auch die Bauncben- gewcrbe zu leiden hätten. Eine rückläufige Bewegung macht sich im Bekleidungsgewerbe und in allen holzverarbei tenden Gruppe» wie auch bei den Gewerbezweigen geltend, die besonders von der Industrie abhängen. Die Verwinde- rnng der Arbeitslosigkeit hat nur in gesteigertem Mähe zu einer gesteigerten Nachfrage geführt. Die Landbezirkc berichten weiterhin über schlechten GcschästSgang. Von weittragender Bedeutung für die Entwicklung des Hand werks werden die Auswirkungen der neuen Arbeitszeit- Notverordnung bezeichnet, über deren Bestimmungen starte Erregung herrscht, vor allem wegen der für das Hand werk nicht tragbaren Belastung durch die Ueberstunden- zusch lüge. Ein besonderes Merkmal für die Lage des Handwerks in den letzten Wochen ist die sich stark bemerkbar machende Geidverknappnng und Erschwerung der Krcdit» bcschassung infolge Erhöhung des Rcichsbankdiskonto. Ter Arbcitömarkt hat sich erheblich gebessert. Vor allem im Bau gewerbe war die Nachfrage nach Arbeitskräften groh und stellenweise ist bereits Mangel a» Facharbeitern eingctretcn. Die Lohnsätze haben zum Teil eine weitere Steige rung erfahre». Vereinzelt wird über Knappheit von Bau materialien, insbesondere von Ziegeln und Holz, geklagt. Die Preise weisen eine steigende Tendenz aus. Oberscblesien verzichtet aufKoftlenprelserböhunq Berlin, 4. Juli. Heute hat der oberschlesische Bergbau seinen Preiserhöhunasantrag beim Ncichskohienrate schrift lich zurückgezogen. Tie Forderungen der übrigen Re- viere bleiben bestehen. Das Urteil im Marichner-Prozetz. Berlin, 4. Juli. Nach mehr als dreieinhalbstllndiger Be ratung wurde heute abend in dem Bcleidigungsprozeh Marsch- ner in der Berufungsinstanz das Urteil verkündet. Die Strafkammer hat auf die Berufung der Angeklagten die Geldstrafen für Redakteur Nuppel von 3N0N aus 2000 Mk., für Dr. Kempner von 500 auf 250 Mk. herabgesetzt. Das Urteil der ersten Instanz gegen Rechtsanwalt Themal wurde aufgehoben und dieser auf Kosten der Staatskasse freigesprochen. Dr. Marschner war seinerzeit der Vorwurf gemacht worden, i» einem Mci neidsprozeh daß Ergebnis der Abstimmung im BeratungSzimmer nicht richtig wieder gegeben zu haben. Marx un- Wirth auf -em Zentrums- Reichspartei-Ausschuh. Berlin, 4. Juli. Ucber die gestrige Tagung des Reichs- parteiausschusscö der deutschen Zentrumspartci erführt T.-U. noch folgende Einzelheiten: Die Tagung, die unter dem Vorsitz des Reichskanzlers Marx stattfand, erhielt ihr besonderes Gepräge dnrch ein Rededuell zwischen Dr. Marx und Dr. Wirth. Beide Redner legten ihren beiderseitigen Standpunkt eingehend klar. Die Aussprache hat offenbar auch eine An näherung der beiden Standpunkte herbeigcführt, was daraus hervorgcht. daß die am Schluß der Tagung vorgeschlagene Resolution einstimmig, also auch mit der Stimme Dr. WirthS, angenommen worden ist. Di« Tagung war austcrordcntlich stark aus allen Teilen dcS Reiches besucht. Auster den Zcntrumsministcrn des Reiches und Preußens waren auch die hervorragendsten Mit glieder der Reichstags- und der preußischen Landtagssraktion erschienen. Im Mittelpunkte der groß angelegten Rede des Reichskanzlers Marx standen die politischen Aufgaben der Gegenwart und die besondere Rolle des Zentrums au der gegenwärtigen Koalition. An der Aussprache beteiligten sich die Abgeordneten Stcgerwald, Guörard, Herold und Kaas. Dabei wurden auch alle schwebenden Probleme der innere» Politik behandelt, wie Zoll-, Sozial-, Wirtschaftsfragen, Reichsschulgesetz und Fragen der auswärtigen Politik. AneK-oten um Kuno Fischer. Zum Lt). Todestage des Philosophen am 8. Jnli. Lange Jahrzehnte durch ivar Kuno Frscher der deutsche Philosoph. Seine „Geschichte der neueren Philosophie" galt als ein Standardwerk der deutschen Wissenschaft überhaupt, und in philosophisch-historischen Fragen ivar seine Autorität über ein Menschcnaltcr hindurch unbestritten. Seit er von Jena 1872 nach Heidelberg berufen worden war, galt er alS der Führer der deutschen Philosophen, nnd erst in den acht- ziger Jahren, als man ansing, an Kan» wieder anzuknüpscn, begann die Jugend ganz vorsichtig an seiner Unfehlbarkeit zu zweifeln. Schon in den letzten Jahren seines Lebens — erst ein Jahr vor seinem Tc>de legte er sein Amt nieder — war er zur historischen Merkwürdigkeit geworden. Aber niemand, er sei denn ein Goethe, ist ungestraft vierzig Jahre lang der erste auf seinem Gebiete. Kuno Fischers Selbstetnschätzung nahm mit den Jahren Dimensionen an, die ihn in der letzten Zeit seines Lebens positiv zur komischen Figur machten. Er, dem die Gabe des Humors so ganz fehlte, hat an unfreiwilliger Komik sozusagen Un vergängliches geleistet, und von Generation zu Generation erbten sich in der Gclcbrtenwclt und unter den Studenten die heiteren Anekdoten fort, die KunoS Bonmots zum Gegenstand hatten. Man kann, ohne ihm zu nahe zu treten, behaupten, daß diese Anekdoten länger lebendig waren als sein« sämt- lichen Werke. Einige von ihnen verdienen der Nachwelt aus- bewahrt zu werden. Will man diese kleinen Gcschichichen richtig genießen, so mutz man missen, daß Kuno, ein Mann von riesiger Statur und äußerst würdigem Aussehen, eine Eigenschaft hatte, die viel zur Komik seiner Ncußerungc» beitrug: er befand sich so zusagen sein Leben lang im Stimmwechsel. Während der erste Teil seiner Sätze im tiefsten würdigsten Baß vorgctragen wurde, kipple ihm, vor allem wenn er erregt wurde, im zweilen Teil regelmäßig die Stimme um und er sprach in einem Diskant, den man füglich als Fistel bezeichnen konnte. Will man an den in folgendem erzählten Gcschichichen daS richtige Vergnügen haben, dann lese man sie sich strena nach diesem Modus vor. Eines schönen Sommcriages las Knno im Auditorium maximum zu Heidelberg lein weltberühmtes Kolleg über die Geschichte der Philosophie. Totenstille in dem riesigen Saale, nur das Kratzen der Federn war hörbar. — Da — welches Sakrileg! — gackerte vor dem Fenster eine Henne. Kuno unterbrach sich ärgerlich und liest das Fenster schließen. Hier durch ermutigt, gackerte das Hnhn ctivaS lauter weiter. „Rusen Sie den Pedellen" ivandic sich Knno an seinen Famulus. AlS dieser Beamte erschienen war, sagte Kuno: -*-edcll. töten Sie daS Huhn." „Verzcikung, Herr Grheimrat Die Entschließung des Neichsanöschusies des Zentrums bietet für Auslegungen einen weiten Spielraum und wird denn auch von den Blättern je »ach deren Parteirichtung verschieden interpretiert. Die „Deutsche Tagesztg." betont, daß der nachdrücklichen Billigung der Zcntrumspolitik im Reiche, also doch der Koalttivnspvlitik mit der Rechten, eine ausdrückliche Billigung der entgegengesetzten Koalitions- Politik in Preußen nicht gcgenübersteyc. Znm mindesten müßte man also wohl aunchmen, daß der Ncichsparteiausschuß des Zentrums sich gegen eine Dnrchkreuzung der Politik der RcichStagsfraktion ausgesprochen habe. — Die „Tägliche Rundschau", die die gleiche Feststellung macht, sieht einen möglichen Grund hierfür in der Zuständigkeit des ReichS- parteivorstandcs, die sich wohl nur auf die Reichsiagssrakiivn erstrecke. Das Blatt sagt dann weiter: Der Beschluß läßt sich viel eher gegen D r. Wirth auslegen, der mit allem Eifer die Linkskonliiion will und die gegenwärtige Bindung des Zentrums an eine bürgerliche Koalition verdamme. Die „D. A. Z." teilt <im Gegensatz zur T.-U.s mit, daß sich Dr. Wirth an der Abstimmung über die Entschließung nicht beteiligt habe, und sie hebt ferner hervor, daß vom Ncichsparteiausschuß keinerlei Maßnahmen gegen Dr. Wirth wegen seiner Disziplinlosigkeiten imternommen worden seien. In der „D. A. Z." und im „B. T." wird die in der Ent schließung betonte Unabhängigkeit der ZcntnimSpolitik in Verbindung gebracht mit dein kommenden Wahlkampf, für den man sich nicht festlegcn wolle. — das kann ich nicht. DaS Huhn gehört nicht unS, sondern unserem Nachbarn." „Pedell," sagte Kuno drohend, „töten Sic das Huhn — oder thvchstcr Diskants ich nehme meinen Nus nach Leipzig an." Seine Stellung zu den Kollegen mar nichts weniger als kollegial. Er pflegte mit seinen Gegnern nicht eben glimpflich, manch« sagten sogar ziemlich ruppig, umzugchen. Sein Kolleg zur Geschichte der Philosophie schloß regelmäßig mit einem langen Vortrag über sich selbst. Diesem bängte er, wenn die Stundcnklingcl bereits tönte, gern folgende Sätze an: „Nach mir sind »och andere Philosophen ausgetreten meine Gegner, die Widersacher der menschlichen Vernunft. So ein Professor Faulscn lgemeint ist Paulseni in Berlin und ein Professor Flachingcr lVaihingerj in Halle." Gegen Paulsen, dem Berliner Ordinarius für Philosophie, mit dem er einmal in scharfer Fehde gelegen hatte, hatte er überhaupt eine unüberwindliche Abneigung. Folgende Ge schichte, so unglaublich sie klingt, ist verbürgt. Ein Sttrdcnt der Philosophie, jetzt Professor an einer mitteldeutschen Uni versität, kam als junges Füchslcin mit den besten Empfehlun gen versehe», z» ihm. Knno war gut aufgelegt und fragte: „Was lesen Sie augenblicklich, junger Mann?" In Unkennt nis der Sachlage antwortete der Student: „Die Einleitung in die Philosophie von Friedrich Paulsen." Kuno strich sich mit der Hand über das Kinn und meinte: „Paulsen — Paulsen — kein dummer Mensch! DaS ist — höchster Diskant — ein dummes Vieh!" Allerhöchsten Wert legte er aus sein Prädikat Exzellenz. Eine Sehenswürdigkeit war sein Koffer. Auf ihm stand in schönster schwarzer Tusche: „K. F., Exzellenz." Redete ihn ein Kollege mit Herr Geheimrat an, so antwortete er Herr Professor, sagte der Kollege aber Exzellenz zu ihm, so nannte er ihn gütig Kollege. Ein Kandidat, der bei ihm ins Examen sollte, kannte diese Schwäche KnnoS und nutzte bet seinem Examenbcsuche die Situation reichlich a»s. Er sprach ungefähr so zu Knno: .„Ich bitte Exzellenz gchorsamst, mich Exzellenz vorstellcn zu dürfen und möchte Exzellenz gleichzeitig fragen, ob Exzellenz meine Arbeit zugesagt hat." Worauf Kuno wiederum seine berühmte Bewegung über daS Kinn mgchic und gütig lächelnd sprach: .Hunger Mann, nicht so oft Exzellenz — nur hie »nd da." Kunst und Wissenschaft. Burathealer-Gastspiel im Schauspielhaus Das Ensemblegastspicl dcS Wiener Burgthcatcrs hat am Montag begonnen. Unter Leitung von Hosrat Professor Albert Heine, dem Ehrenmitglied und früheren Direktor des BurgtheatcrS, spielten die Wiener zuerst das Fragment Nr. Z10 Seite Z Alllz über -ie Melt-NoUii1ssoroant.a:ivii. Gens, 4. Juli. Der Präsident der Konscrenz zur Schaffung des Wel t-N v t h i l s S u e r b a » d e s Reichs- minister a. D. Tr. Külz, hat der Genfer Presse ein Expos- für die Eröffnungssitzung der Konferenz zur Verfügung ge stellt, in dem es u. a. heißt: Es liegt in dem Ausgabenkreis des Völkerbundes, die Organisalionen zur Milderung der Leiden in der Wett aus internationaler Grundlage z» fördern und zu begünstigen. Eine inlernattonalc Hilfeleistung durch Einzelpersonen, Organisationen und Staaten ist bei Kata strophe» auch schon früher zu verzeichnen gewesen. T.r neue Organismus des WelthilsSverbandes toll jedock» dnrch I u - I a m m e n f a I! u n g der oft allzu »ehr verstrcnien und schlecht organisicrie» Bemühungen die Bermattnngönnlostcn oer gegenseitige., internationalen Hilfe welenlttch vermindern, ihren Nutzeffekt erheblich steigern, neue Hilfsquellen vcr- sügbar machen und die bisherigen Büttel bester ausnntzcii. Seiner Organisation nach soll der Wellhilisverband ein Staatenbund sei». In diesem Bund ist jedes bettrcicnde Land durch einen Repräsentanten vertreten nnd zivar nach seinem Beliebe» durch seine Negierung oder durch seine natio nale Rote-Krcuz-Geicllschast. Die endgültige Gründung gilt als vollzogen, wenn mindestens zwölf Slnaicn das Statut ratifiziert haben und die Organe des Verbandes ein gesetzt sind, als welche ei» Generalrat nnd neben einem Sach- oerständigen-Ausschuß ein Exekutirkomttec in Frage kommen. Das Komitee tagt mindestens zweimal in» Jahre und ist Be vollmächtigter »nd Treuhänder des WelthilsSverbandes, der ieinerieits die Eigenschast einer juristischen Persönlichkcil hat. Die zentrale und lausende Arbeit wird durch das internatio nale Rote Kreuz ans dessen Koste» ansgesnhri. Tie materiellen Hilfst» »eilen des Verbandes sin- einmalige Stammeinlagcn der beteiligten Staaten und freiwillige Aufwendungen sowohl der Staaten als auch der privaten Wohltätigkeit. Der Gründungsbeitrag besteht in Anteilen von je 700 Schweizer Franken, von denen jeder Staat so viel Anteile z» übernehmen hat. wie er dein Jahres etat des Völkerbundes Einheiten bezahlt bzw. bezahlen würde, wenn er ihm angehören würde. In der Eröffnungssitzung des Weltnoihilsc-Nongresscs. die vom Vorsitzenden Dr. K ü l z in deutscher Sprache geleitet wurde, machten die Vertreter Englands nnd Hollands Be denke» gegen die Gründung eines Wclinoihilsc-BerbandeS geltend. Dagegen sprachen sich die Vertreter von Frankreich, Polen, Rumänien nnd Italien s ü r die Schassnng eines solchen Verbandes aus. Der denttche Vertreter, Legativnsrat Scheller, gab sodann den Standpunkt der deutschen Negie rung bekannt. Die Rclchsrcgierung sei bereit, an der Schas- sung des Verbandes mit allen Kräften mitzuwirkcn. Sie billige den vorliegenden Konveittionöcntmurs »nd schlage vor, ihn als Basis für die weiteren Verhandlungen anznnehincn. Aus Antrag des deutsche» Rcgierungsvcrtrcters ivnrde der von dein vorbereitenden Komitee gebilligte Statttten- entwurs für die später zu schassende internationale Vereini gung als Grundlage für die weitere Diskussion angenommen. Versammlung -es Aingverbandes der Ausländsdeutschen. Berlin, 4. Juli. Der Ningverband geschädigter Aus- laiidsdcutschcr und Verdrängter hielt gestern eine stark besuchte Versammlung ab, in der der Vorsitzende EnderS sDreSdenj den Kampf der Ausländsdeutschen um ihre Rechte schilderte. An dem Ausgang des Kampfes seien nicht etwa nur die Millionen Ausländsdeutschen interessiert, sondern das gesamte deutsche Volk. Angemessene Zahlungen wür den die deutschen Pioniere befähigen, ihre zerstörte Existenz wieder aufznbauen, dadurch gleichzeitig den Export stärken und zur Verminderung der Arbeitslosigkeit beilragen. Anwalt Dr. Uth legte dar, daß es sich hier um eine privatrecht liche, keine völkerrechtliche Forderung handele. NcchtSanwalt Dr. Full begründete die Forderungen der Ausländsdeutschen vom m i r t s ch a s t l i ch c n Standpunkt. Es wurde eine Ent schließung angenommen, in der die Forderungen der Aus ländsdeutschen dargelegt werden. Die Entschließung wird dem Reichstag unterbreitet werden. Die Arbeitsgemeinschaft für den Ersatz von Kriegs- und Verdrängungsschäden hat folgendes Telegramm an den Reichskanzler und den Reichssin an-minist er gerichtet: Mit größter Bestürzung ersehen wir aus Presse meldungen, daß das Entschädigungsgcsctz vor der Sommer pause dem Reichstag nicht mehr zugehcn soll. Not und soziale Lage der Geschädigten und drohende Rückschläge im Wieder aufbau des deutschen Außenhandels erfordern dringend die sofortige Verabschiedung dieses Gesetzes. König Fua- in London. London, 4. Juli. König Fuad von Aegypten ist heute nachmittag auf dein Viktoria-Bahnhof in London eingcirvffcn. Der Prinz von Wales ivar ihn, bis Dover entgegengcfahren. Der König von England, Baldivin und Chambcrlain, sowie andere Würdenträger begrüßten den Gast aus dem Bahnhof. „Esther" von Grillparzer und zeigten hier im Klassischen stets die gute Tradition des großen SprcchdramaS in Grill parzers wohllautender und gedankenreicher Sprache. Die Esther von Else Wvhlgemuih gewann hier durch Schön heit der Erscheinung und Hoheit des Spiels. Albert Heine charakterisierte den Haman mit drastischen Mitteln,- Paul Hart mann hatte Größe als König. Im Orientali schen bleibt auch die Komödie von Adolf Paul: „Die Sprache der Vögel." König Salomo hält Gericht über Abisag und ihren schwächlichen Gatten Sabud mit der Weis heit des Menschenkenners. Von Freundschaft nnd Liebe, Frauenlist und -ncugier, Frauenverachtung und Herrenrecht handelt das in der Art einer orientalische» Märchen- ei-ahlung anögespvnneiie Stück. Es erhält in der Dar stellung der Wiener Gäste einen Ton von ironischem Komödienhnmvr, den die Dichtung an sich nicht hat. Dadurch und durch das sehr farbenreiche Spiel Else Wohlgcmuths alö Abisag und die überlegene Darstellung des Salomo dnrch Heine ergab sich eine frische und lebendige Stimmung, die über das Gedankliche des verwickelten Geflechts der Dichtung unterhaltsam hinwcghalf. Besonders naci, dem zmcttcn Akt, in dem Else Wohlgemut!» viel verführerische Anmut entfalten konnte, war der Beifall sehr stark, so daß sich Adolf Paul, der anwcsendc schwedische Dichter, hier bereits dem Publikum zeigen und sich bedanken konnte. Das Haus ivar gut besucht und sichtlich in bester Laune, die Wiener Gäste in Dresden freudig zu begrüßen. I-'. 2. -s- Dresdner Thcater-Spielplan für heute: Opernhaus: Geschlossen,- Schauspielhaus: „Esther", „Die Sprache der Vögel" Albcrt-Theatcr: Geschlossen,- Reside n z- Theater: „Das Absteigequartier" Die Komödie: „Der gefällige Thierry" <^8); Central-Thcater: „Familie Raffke" l8). s Albert-Theatrr. Olga Fuchs, die von ihrer früheren Tätig keit am Staatlichen Schanspielhausc her »och ln bester (trinncriing Ist, wurde von Fra» Körner und Herrn Philipp sllr die neue Spielzeit an da« Albert-Theator verpflichtet. -j- „Käthchen von Heilbronn" mit Webcrschcr Musik. Die Ausführung des „Käthchen von .Heilbronn" bei den diesjähri- gen Heidelberger Festspielen wird Musik von Karl Maria v. Weber begleiten. Die Aufführung des Spiels im Schloß- Hof bedarf stärkster Mitwirkung der Musik, um den Märchcn- charaktcr zu steigern. Bei Karl Maria v. Weber, dem größ ten Nomanttkcr der deutschen Bühne, dem Zeitgenosse» Kleists, ist beim Sttidinm der alte» Musik die innigste Ver bundenheit seiner Kunst mit dem Spiel gefunden worden. Mit der Ausgabe, die Musik aus Webers Werk ansznwählen, dem dramatischen Geschehen anznpassen »nd z» eine» Einheit zu gestalten, ist Emil Alfred Herrman» betraut worden.
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