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Dresdner Nachrichten : 01.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188811014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18881101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18881101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-11
- Tag 1888-11-01
-
Monat
1888-11
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.11.1888
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§>vesSrior McriPikrcyren befried iacndster Weise gelnrigen und man darf von ihm Me», dag es ledige... feine Meister lobt. Freilich »lichte an den Hauptplätzcri der Stadt ans's Angestrengteste gearbeitet und buchstäblich die Nacht znm Tage umgewandell iverden. was selbstverständlich nicht olme erheb liche Opier möglich war: da die gewöhnlichen Arbeitskräfte nicht ansreichtcn. mutzte schlietzlich auch noch Militär rranirirt werden, und trotz alledem ward auch heute Vormittag noch gehörig an dem Werke der Ausschmückung geschafft. In der Hauptsache aber ge lang cs denn auch, glücklich mit der Riesenarbeit fertig zu werden und so prttsentirte sich beute Leipzig den beiden Herrschern und den übrigen auswärtigen Festgästen in seinem herrlichsten Feicrkleide. Auch bis in die engsten Gätzchcn und die entlegensten Stadtlheile ist an Fahnenschmuck nicht gcisart worden. Nnmcrrtlich aber haben an der Ausschmückung auch der Staat mit feinem Dresdner Bahn hof. seiner Universität, seinem Amts- und Reichsgericht ,c.. sowie das Reich mit der Hauptpost, der Rcicbsbank und dem Platz für das neue Reichsgericht re. ihren hochverdienstlichen Anthcil. lieber den, Perron des Dresdner Bahnhofs gewahren wir vor der Vor halle des Königszimmers ein givtzeskZeltdach. unter welchem zur Rechten wie zur Linken dichte Frcktenauirlanden angebracht sind. Die Vorhalle selbst >var zu einem Pavillon in orientalischem Ge schmack hergerichtet, unten Teppiche, oben die Wände roth aus- stafsirt. mit vergoldeten Borten, die Deck« mit Guirlanden um zogen, an den Seiten goldgeränderte und goldaekreuzte Schilde mtt rothem. schwarz übermaltem Untergründe. Die geschmackvolle Draperie, die wie die deS ganzen Bahnhofs von der Firma Gustav Habnicke besangt ist. machte einen gar traulichen Eindruck. Lurch das anstotzende KönigSzrmmer. daS im Wesentlichen sich in seiner bisherigen Gestalt darbot. gelangt man durch das Portal, das recht« und links mit teppichartigen Gardinen geschmückt und auch, soweit der Raum eS zulreß, mit Zicrbäumen besetzt war. auf einen Atzn Platz, dessen nördlich« und östliche Sette Fahnenmasten be. — Die Ortsgruppe '».resoc» oes Allgemeinen DcntIchenI Echulvereins zur Erhaltung deö Deutschkhuiiis im Auslände veranstaltet am 2i. November Abends 8 Uhr irr den neuacichmückten Räumen der Gai»bri»u»-Säle »zum Trranon" (Ostra-Allee) einen deutschen Abend (Jestkueive). Einer der hervorragendsten Führer der Deutschen in Oesterreich hat für diesen Abend einen Vortra zugrsagt. — Dem Dresdner Hauptvereinc der Gustav-Adolf Stiftung sind in dem zu Ende gehende» Vcremsjahre L>0 Mk. von einer ungenannten hiesigen Dame für die Diaspora in Ober- schlesie», 300 Mark und l5i) Gulden 30 Kr. österr. W. von der in, Geben rineunüdlichcn Freund»! des Gustav Adols-WerkeS, der Frau venv. Assessor Schuster hier für arme Gemeinden in Galizien und >u Böhmen als Geschenk zugegangen, auch ist ein Legat des am 17. Mai d. I. verstorbenen Fräulein Sidoure Auguste Walther im Betrage von 200 Thatern von deren Erben ausgezahlt worden. - Tic Unlerrichlskurse des Gemeinnützigen Vereins für H a » d > er t r gk c i t habe» sich schnell gelullt, und auch in der Neustadt findet der Belchlutz des Vereins, daselbst dielen Unterricht vom I. Novbr. ab durch Herrn Lehrer Melier erthcileu zu lasse», Anhang und Entgegenkommen: es konnten zwei Unterrichtskurse tür Erwachsene (meisl Lehrer) und zwei sür Schüler von 10-11 Jahre» gebildet worden. — Die freie Vereinigung der hiesigen Hand- rerligkeilsstcunde, über deren trübere Sitzungen wir berichtet habe», rvird beute Abend 8 Uhr rin Canzleihof wiederum eine Sitzung abhallrri. stir welche 5, Referate (Umschau, Lehrgang für Papp- arbeiten. Haudrertigkeil r» Waisenhäusern. Handtertigkeit in der eigenen HänSlichkerl und Bericht über den Münchener Eongretz) in Aussicht gcnviuiiieu worden sind. Auch Gäste sind willkommen. — Die heutige Nummer enthält die vollständige Gewinn- Listc der Loltcri e des Dresdner Kunstgewcrde - Ver - eins. Die Gewinne sind ab',»holen vorn 2. November bis mit 27. Novbr. 1888 von früh 9 bis Nachmittags 4 Uhr sauber Sonn tags) in der Kuiistgeiverbcballe zu Dresden. Pragerstrabc 19 (Ein gang zur Gewliin-Arlsgabe durch de» Garten). Ter Versandt der Gewinne nach auswärts wird gegen Vergütung der Packkosten vom 12. November d. I. ab nach der Reihenfolge des Eingangs der Gewmnlooie durch Adolph Hessel, Dresden, Altmarkl Nr. 10 I. Etg. vermittelt. — Anlätzlich des kürzlich gemeldeten Unfalls auf der Wasser- stratze schreibt man uns: Ich gehe mit grötzter Ruhe von der Augustusbrücke »ach der Schlotzttratze, aber ich gehe nur nitl Be- sorgnitz die Wasserstraße. Diese Stratze ist an ihren schmalen Stellen kaum 3 Meter breit. Dessenungeachtet ist sic seit Fertig stellung der Albertbrücke eine Lastenstratze. Es passiren Langholz-, Heu-, Mörtel , Ziegel- und Bier-Wagen an allen Stunden des Tages massenhaft die icdmale Stratze. da das schwere Fuhrwerk der Schillerstratze nach der Albertbrücke diesen abgekürzten Weg wühlt. Carambolagen sind unter solchen Umstanden jeden Augen blick zu befürchten. Vielleicht nimmt die WohlsahrtSpolizei Anlatz, hier im Interesse des Publikums eine Aenderung zu bewirken. — Seit Kurzem wird an der sächsisch-böhmischen Grenze das Ueberichreiten den Radfahrern durch strenge Matzregeln der österreichischen Zollbeamten recht erschwert. Dieselben gestatten von Deutschland kommenden Fahrern den Uebertritt nach Böhmen nur nach Deponirung von 30 bis 50 Mark (je nach der Gattung vdcr dem Wcrthe des Fahrrades), zum Mindesten ist jedoch die Beibringung einer völlig zweifellosen Legitimation nnertätzlich. Tie österreichischen Grciizbcamlen rehen nämlich in icdcm Radfahrer einen Velocipedichmuggler und es sind daher Auseinandersetzungen und Reibereien an der Tagesordnung. — Auch die Amlshanblmannichast Marienberg verbietet die öffentliche Veranstaltung hypnotischer Vorstellungen unter Androhung von Geldstrafe vis zu 150 Mark oder entivrechen- dcr Haststra'e. — Am Freirag wurde der Maurer Friedrich Rein hard Nestler ans Marbach im sogen. Hammerteich in Mancuberg ertrunken aufgcfunden. — Tie Bewohner des HauseS Ammonstraße 38 hatten schon seit einigen Tagen Brandgeruch wahrgenommen. und konnte man mcht ausfindig machen, woher der Genick stamme, bis endlich am Dienstag Nachmittag der Brand in der Aschengrube ausbrach. in welche man »»vorsichtigerweise glühende Asche eingewonen hatte. Die Feuerwehr trat in Thätigkeit und löschte den Brand. — Scheu gemacht durch eine aus dem Schlesischen Bahnhvie ans der Aittoiistratze hcranskommende Lokomotive, gmg gestern Morgen nach 8 Uhr das Pierv der Droschke Nr. 314 durch und brach beim Anprall an die dortigen Slratzenkegcl die beiden Deichseln der Gabel ad. zerritz die Strange und galoppirte mit seinem Anhänge ans dem Platze herum, bis cs endlich nach der Kaiserstratze cinlenkte, hinslürzlc und dadurch anfgehatlen wurde. Die Droschke hatte beim Anprall selbstverständlich auch Schaden genommen und mutzte zur Reparatur hinweggefahren werden, wäh rend der Droichkenkutichcr scheinbar glücklich davonaekommcn war, obgleich er einen hinkenden Gang zeigte. Es ist dies wieder ein Ereignitz. was an dieser Stelle sehr vst vorkommk, und da der Eisenbahnverkehr dort einmal sich bewegen mutz, so ist den Kut schern zu rathen, sich bei Aiiknnil an dieser Stelle über ihr Zeug bezüglich seiner Haltbarkeit tüchtig zu versichern und ihr Pferd richtig znsammenzniiehmen. Gestern Morgen war ja wenig Per sonenverkehr nm diese Zeit auf dem Platze: zu anderen Zetten ist es aber dort sehr lebhaft und es kann durch ein solch' ratendes Pferd grotzcs Unglück angerichtet werden. — Bezüglich der C a r b o n - N a t r o n -H c i z n n g erlätzt das Berliner Königl. Polizeipräsidium folgende warnende Bekanntmach ung: .Unter der Bezeichnung Carbon-Natron-Oefen sind in den letzten Jahren Heizeinrichtrmgcn auf den Markt gebracht und mit dein Hinweis darauf empfohlen worden, datz dieselben ohne Erzeug ung von Rauch und Geruch Wärme liefern und daher für Räume ohne Scbornstcinanlage zu verwenden seien. Sviem es sich nm Wvlurräumc handle, würden die Octen mit einer überall icbr leicht anzubringenden Abzngsvorrichtnng behufs Abführung etwa sich ent wickelnder schädlicher Gase zu versehen sein. Während des ver flossenen Winters sind dessenungeachtet in hicsiacr Stadt ein Fall and m Wiesbaden zwei Falle von KohlcnoAid-Vergitlnng in Folge Ausstellung jener Carbon-Natron Oeien herbeigeführt worden: durch cinichlägige Prüfungen im hiesigen hngicnischen Institut ist scstgc- stellt worden, daß der gedachte Ofen als eine gefährliche, unter Um ständen todtbringcnde Hcizvorrichtnng zu bezeichnen ist. Diese Thaiiachcn bringe ich hierdurch zur öffentlichen Kenntnitz und warne das Publikum vor der Verwendung der Carbon-Natron-Oefen zur Beheizung von geschlossenen Räumen, welche znm dauernden Aufent halt von Menschen dienen, insbesondere von Schlafzimmern." — Andererseits hat indeß die langjährige Erfahrung gelehrt, datz bei sorgfältiger Behandlung dieser sehr bcancmcn Hcizvorrichtnng eine Geiahr als ausgeschlossen zu erachten ist; es hictze daher das Kind init dem Bade ausschüttcn, wenn man den Earbon-Natron-Oien ganz und gar verbannen wollte. Leipzig. 31. Lkt. Trotz des Regens, der sich namentlich grenzte». die Fahnen i» den deutschen, rachtttche» und Stadtfarbcn, an der Mitte der Matten aber waren Schilde »ach Art der bereits beschriebenen vder blau weihe Sterne angebracht. Gegenüber dem Portal aber prangte das deutsche Reichsbanner, darunter von Tannrngewiiiden uinkrünzt, ein grotze» schwarzes U und et» grünes beide Buchstaben aus weitzein Grund. Rechts vom Portal hin gegen, nach der Stadl zu waren eine Anzahl kleinerer Fahnen stange», mit deutsche», sächsische» und Stadt-Fahne» und grogen vergoldeten Kuppeln ansgrhflaiizt. Kurz vor dem Bahnhof »ach der Promenade zu präsentnen sich zwei grobe Obelisken. Dir Spitzen derselben ziere» kleine Fähnchen. Der obere gröbere Theil der Obelisken ist mit Tanneiiarnn bedeckt, der untere Theil giebt sich in de» verschiedenste» Farven. Bon hier aus bis zum Grini- maischen Thvr sind an den Seite» des Fahrwegs riesige Flaggen masten auigepslanzt, welche miteinander wieder durch doppelte Fichte,igewinde verbnnden sind. Vo» ösfenllichcn Bauten am dem Angnsluövlatz selbst ist am spärlichsten das Museum, sowie das Theater bedacht. Beide haben ans den Dächer» de» üblichen Fahnenschmuck. Im klebrigen aber sind auf der Freitreppe des Museums nur eine Anzahl Oleander ausgestellt, welche durch Fichtenguirlanden miteinander verbunden sink», wahrend das Theater nur seinen säulengctrageiien Vorbau und die Säulen selber mit solchen Guirlanden geschmückt hat. Reich dagegen ist der Schmuck des llniversitätSgedäiides zu nennen, vor dessen Portal lO mächtige, kunstvoll gearbeitete Fahnenmasten ausgestellt waren, während aus dem Giebel ein ganzer kleiner Fahneirwald zu sehen war. Die Fenster und die dazwischen liegenden Wandscloer des Hauses waren grün-weitz drapirt. Den Glanzpunkt des ganzen Platzes aber bildete der Ehrenbvgen ans der mittleren Fahrstratze, nahe dem ehemaligen Äriinmaischen Tlivre A» jeder Seite dieses im römi schen Geschmack sich gebenden Prachtbaues befindet sich, nmgcbeii vvn je einer vivletttarbenen Säule, je eine allegoriiche Frauen gestalt, jede mit einem Kinde. Was dieselben freilich Vörstetten sollte», daS wntzte selbst der Herr, der den Ban gestern überwachte, nicht zu lagen. An und für sich ist der Triunivhboge» aber wirklich ein kleines Prachlwerk. lieber dem Bogen brsriidet sich nach der Post zu aus blauem Felde i» silbernen Buchstaben die Jiiichriil „Heil dem Kaiser! Heil dem Könige!" Ans dem kleinen, gleichfalls sänlennetragcncn Aushau gewahrt »in» eine mächtige vergoldete Kaiserkrone, zu beiden Seiten in jeder Nische wieder je eine allego rische Fraucngcstalt. Auch die Rückseite der Ehrenpforte ist ent sprechend schön ausgestattet, auch die Wappen des Reichs, des Königreichs Sachsen und der Stadt Leipzig schien nicht, ebenst' wenig oben ans der Pforte das Grün der Fichte. In der Grim- maiichenstrntze thnt sich durch eigenartige Dekoration besonders das Manriciannin liervor. In ent'vrechcnvcn Zwischenräumen waren an demselben längliche blaue Felder mit goldenen ancr übereinander liegenden Stäben und daran reicher Älättersthmuck angebracht, oben grotze Blumenkörbe mit Mackartbouanetö, dazwvche» viirpnr sarbcne Stoffe mit Goldbrokat, weiter nach oben zu deutsche und sächsische Fahnen abwechselnd. Das Rathbaus aus dem Marktvlat hat in den letzten Stunden »och reichen Schmuck angelegt. Nacl der Grimmaisckciislratze zu weht aus demselben die riesige Stadl sahne herab. Oberbalb der Kaufhallen an beiden Seite» des Rath hauSportalS gewahrte ma» Oleailderbänine in ausreichender Zahl. Auch an Trapericen ist nicht gespart. Das Siegesdenkmal ist mit dem schon in früheren Berichten erwähnten, durch Guirlanden vcc buiidenen Fahnenmasten im grotze» Halbrund umgebe». Auch die Privalhänser am Markt, wie übrigens auch alle übrigen Feilstratzeil und Feslvlätze, sind schön i»id reich geschmückt, sowohl das Aentzere als auch die Schanläden: wenn uns auch nicht gerade besonders eigenartige AliSichmücknnaen in die Augen gefallen sind. Die Grimmalschestratze haben ihre Bewohner mit einer ganzen An zahl über die Sttatze reichender Guirlanden geschmückt, wie den» „»ch sonst die^stiiiimaiicheslratze und die nun folgende Peterstratzc sich durch die Schmückung ihrer Häuser vor allen anderen hcrvor- Ikrtt. 'Am Petcrslhore. an dessen einer Seite die Rcichsdank durch besonders reichen Fichlenichmnck angenehm aufsallt, bis zum Fcstplatz, niniml wieder e»ie lange Reihe Fahnenmasten, nur durch die verschiedenen Obelisken unterbrochen, ihren Aniang. An den Fenstern des auch mit Fichkentanb geschmückten Amtsgerichtsge- bäudcs hängen Teppiche herunter, die des Erdgeschosses in deut schen. die des ersten Stocks in sächsischen, die des zweiten Stocks in städtische» Farben, eine Dekoration, welche in ihrer einfachen «chönbctt alle Vorübergehenden icsselt. An den Ecken des Landgerichts sind in goldenen Lettern ans blauem Grunde die Worte .Milde. Ersahrung" und .Milde. Gerechtigkeit" zu sehen. Schilde, Fahneiidraperieeii. Teppiche, Fichtengnirlanden re. tragen noch dazu bei. dem Gebäude ei» überaus sicundlichcs Ansehen zu geben. An beide» Enden der Carolabrücke aber befindet sich rechts und links wieder ein stattlicher Obelisk, mit Schiffsschnäbeln ver sehe». Rechts und links vom Weg stehen zwischen je 2 grötzeren noch ic 1 kleinere Obelisken, welche nach oben i» je einen Vlnmen- bchälter auSlausen. Ter Schmuck des Evnccrtlinnses wurde bereits früher erwähnt. Ans dem Festplatze selber ist gleich hinter dem Grundstem das grotze purpurfarbene, goldvcrbrämtc Kaiierzelt aut- gebaut, zu dessen beiden Seilen sich Tribünen befinde». Neben dem Grundstein befindet sich die Kanzel, rechts und links davon ein Podium, ein weiteres davor lpezietl tür die Mitglieder des Reichsgerichts und vor diesem Podium noch eins sür die Sänger. Zwei gewaltige Pforten, welche rechts und links von dem letzt erwähnten Podium anigebant sind, tragen oben je einen Adler, der mit weitgeössneten Flügeln aus den Grundstein hecnicderblickt. — Ein gefährlicher H c i r a l h s c a nd i da t treibt sich seil vergangener Woche in der LeiSniger Gegend herum. Derselbe iiicht wohlhabende Wiltwen aui und veispricht ihnen, indem er sich sür den ebenfalls .warm sitzenden" Wirthschastsbesitzer Uhlcmann ans Gröba bei Wurzen auSgiebt, die Ehe. Der Schwindler geht aber nur daraus aus, sich ein Nachtquartier zu verschaffen, weiches er benützt, »m während des Schlummers der Hausbewohner mög lichst viel zusammen zu stehlen, woraus er »och vor Anbruch des Tages verschwindet. — Jni Marienbade in Neiisckst'ncfcld wurde am vergangenen Sonntag eine Baptistcntan > e vollzogen. Zu dieser Hand lung war eigens ein Prediger der Baptisten aus Halle hcrübcrge- kommen, welcher den Täufling, der im langen weitzcn Taufge- wandc sich befand, »ach einer Ansprache im Bassin kräftig unter- tauchte. Damit mar der Täufling in de» Bund der Baptisten ausgenommen. Ter eigenartigen Feier wohnten verschiedene An hänger der bezeichneten Gemeinde bei. — Seitens einer VorortSgeineiildc Leipzigs waren anlätzlich der letzten R ci cb s t a gs w a h l einigen Mitgliedern des Gemcmde- ansichusscS für die von ihnen als Beisitzer während des Wahlaktes »»'gewendete Zeit E n t i ch ä d i g u n ge n aus der Gcmcindekassc gewährt worden. Hierüber hatte man sich Beschwerde rührend an die Amtshauptmannschast gewendet und diese hat nn» kürzlich ver fügt, datz sömmtliche gezahlten Enlschädignngsbcträge wieder an die Gemrindckassc znrückzuzahlen sind, weil nach dem Gesetz das Amt eines Beisitzers beide» Wahlen zum Reichstage unent geltlich ausznübcn ist und hieran selbstredend ein entgegengesetzter Gemciiiderathsbeschllitz nichts ändern kann. — Am Sonntag trüb wurde der Leichnam eines in Pinko- w : tz beschäftigten Arbeiters aut dem Wege dahin gesunden. Als Todesursache wurde Scblaaansall scstgcstcnt und sind die Gerüchte von Todschlag ». s. iv. völlig erfunden. — Am 29. v. M. ist der Tienstknecht Georg Srhecrbaum ans der Stratze nach We > tzenborn vom Wagen gefallen und so unglücklich zu liegen gekommen, datz ihm das Rad über den Kops gegangen ist, waS seinen aliacnbticktichen Tod herdeisührtc. — Tic städtischen Eollegien in Schwarzenberg haben den bisherigen Bürgermeister Garcis ans Lebenszeit gewählt. — In Gauernitz ist in der Nacht znm Lonntng dir dortige Brauerei zum Theil iilevergcbrannt. Die im tiefen Schlaf liegen den Braiierbulschcn konnten sich nur mit grotzer Mühe retten. <>» — A mtsgericd t. Einen trüben 'Anblick bietet cs, wenn Eheleute, gerichtlich grichiedrn. ans der Anklagebank Platz nehmen müssen, um sich wegen gemeinschaftlicher Vergeben zu verantworten. In diesem Falle befand sich der Brichbiridermcistcr Albert August Otto Äebolz, 34 Jcilnc nlt, aus Magdeburg gebürtig, und seine von ihm geschiedene Frau Minna Natalie aeb. Till» in gleichem Alter stehend, aus Zaschendorf b. Pillnitz. Der Mann ist beschul digt. die Frau, welche immer noch in seiner Behausung wohnte, am 4. 'April mit einem Stocke geschlagen zu haben. Bcholz giebt zu seiner Vertheidignng an, sich nur abwchrcnd gegen eine von der Frau ihm zugeschleuderte Petroleumlampe verhalten zu haben, wozu er sich des Stockes bediente. Einige Monate später schlrndertc die Frau dem Manne einen thönenren Tops an den Kopf» nachdem Iittlpliiiariirscbast. erhob der Möbelhändler Georg Karl Heinrich ,'w.ckc. in Denherr wohnhaft» Eimpriich. Der Beklagte ist bc- schuldjgt, ohne im Besitz eines Gewerbescheines zu sein, auf der MvsczulSkvstratze ein svaenannles Waiiderlager ctablirt zu haben, wodurch sich derselbe durch den Verkant von Mobilien der Steuer Hinterziehung von 50, Mk. schuldig machte. Dieser Uinstaird ist dadurch erklärlich, datz der Beschuldigte rn Derilien sein Domicil arttgcschliigr» hat. Die Arraodr des Beklagte», von dieser» Gesetz kerne Kenntnis! besessen zu haben, kann vor dem Gerichtshof keinen Glaiihen stirden, mtthi» verbleibt es bei der erst ariSgeworsenen Geldstrase. — Durch zwei kleine Knahe» will der l7jäl>rige Gold- schlägerlehrlinn Theodor Albrecht Barthel gereizt worden lern, und. um diese ingendlichen Mitmenschen von weiteren Neckereien abzu halten. bückre er fick und hob einen Stein ans, welchen er denselben durch einen geschickten Wurf zujchleudcrte, wodurch dem kleine» Sohn des Turirdirrktors Biec eine 'Verletzung ain Kopse zngesügl wurde. Da der eLteinivnrs keine nachhaltige» Folgen verursachte und der Angeklagte sich noch in jugendlichem Atter befindet, wird eine 5tägige Gejä»a»itzstraie als genügende Sühne auSaeworsen. — Wegen Widerstands arge» die Staatsgewalt »nitzten sich die vier Handarbeiter Friedrich August Sperling, Johann Georg Wagner. Friedlich August Schäler und Karl Nitzsch vor dem Schösfenaerichl verantworte». ES wird denselben beigeinesse», aeleaenttich eines am 30. August in Grnna stattgesilndene» Kinderfestes sich ungebührlich auigrsiihkt zn habe». Der ganze Fall mutz vom Gerichtshof nm milderem Auge betiachtct iverden; da die Genannte» bisher noch aus eine straflose Vergangenheit blicken und sich an genannte». Tage in begreiflicher Erregung befanden, werden Sperling und Wagner nrit >e 30 Mk. Geldstrafe belegt. Von der Mitschuld der übrige» zwei Angeklagten vermag sich der Gerichtshof nicht zu übcr- zcrigc», weshalb ihre kostenlose Freisprechung erfolgte. TaneSktschichtk. stra ne Ahndung ausgeworsen. Ist das daS geschiedene Ehepaar auf dir füngnitz beziehen. — Gegen eine ase von 50 Mk. als angemessene Geld nicht cinzutrcibcn. mm Dauer von 10 Tagen das Gefängnis . Strafverfügung von 100 Mk, auSgrworsrn von der Königl. Amts- DerrkscheS tticrcki. I» »»lcrrichtete» Kreisen voir^ Berlin wird behauptet, der Kaiser sei durch Mntznahme» der Stadl m Sache» der Friedrlch-Stistnn.z und des Fricdrrchs-Teiitmals schwei verletzt. Tie städtische» Eollegien von Berlin haben nämlich nichl. wie sich'S gehört, de» .Kaiser vo» dieser Stillung in Kenntnitz g> jetzt, 'viidern ihn übergangen und Alles mit der verwittweten Kai serm Friedrich abgemacht, gleichsam, als ob »och sie und iiiätt Kaiser Wilhelm ll. regiere, lieber die Stellungnahme der srci- siniiigc'ii Presse in der Macleiizie'sche» 'Angelegenheit >oll er, nach offiziösen Stimmen, diewr Tage seinem 'Abscheu Ansdruck gegeben haben. In Berlin ist in der Nacht znm Sonntag ei» grotzer Posl- diebstaht in dem Hariptvottaiitt in der Spandaner'lratze verübt worden. Nach Eingang des vvn Köln kommenden Abendkonrier- zuaes, der die gesummte englische, französische re. Post bringt, vcr- mitzte man im Hanplpostanite eincn grotzen, etwa einen Meter hoben und enliprechend dicken Sack, in welchem sich nutzer zahl reichen gewöhnlichen Briefen auch ein ganzes Paket Eiuschreib Sendungen, sowie mehrere an das Auswärtige Amt gerichtete Briefschaften befanden, welche derart wichtige Mittheilnngen cm hielten, datz man die Briese von Paris ans per Feldjäger nach Köln hatte hringec. !. ssen. Es wurde nun sofort »ach allen Windrich tuiigcn hin rccherchrrt und depeschirt, die Beamten der Kriminal Polizei entwickelten eine fieberhafte Thätigkeit. Das Resultat der Erniittelnnge» war schlietzlich folgendes: All den 'Wagen, der vom Bahn»,» un Hole des HanptvvstanitS nngekomme», war ein Manu in der Uniiorm der Postbeamte» herangetreten und hatte »ach ocn EllOchrrwieirdnngen gefragt. Dieselben vctanden sich in zwei grotzca Säcken, von denen der eine dem Fremden übergeben wurde, während ein anderer Pojtbediensteter den zweiten Sack auf der Schüller die Treppe hinaus nach den Briesvertheiliingshiircauö trug. Bon beiden Säcken ist nur der letztere an seinem Bcjtimmnngsvrt angelangi, der andere ist jedenialts von einem Pseudo Postbeamten — der trüber thatsächl ich bei der Hauptpost beichästigl und daher von dem Geschäftsgänge daselbst genau nnlcrrichtct gewesen sein soll — nach einem vo» langer Hand vorbereiteten Plane gesloblen und seinen in der Kleinen Pvslstratze tränenden Eomplizen durch das Fenster der ersten Etage hliiabaewvrsen worden. Tiefer vermisste Bricssack ist durch euren glücklichen Zufall un Schisfiahrtskanalc ansgeslinden worden. Die erwähnten, für das 'Auswärtige Amt bestimmten Briesschattcn fanden sich unverletzt vor, ebenso die gewöhnlichen Briete. Der grösste Theil der Ein schreibebriefe indetz ist geöffnet und seines Inhalts beianbt worden. Es ist schwce scstznstcllcn» wie hoch sich die descandirte Summc belaufen mag. Man war mit dem Sortiren und Trocknen dcr völlig durchnässten Briefschaften beschäftigt. Aut den Tuchen lagen Hunderte von nasse» Briefen und Drnckiachcn. welche wohl — zur Verwunderung dcr Adrcssalen — r» gedörrtem Zustande zur Ve slellnng gelangen dürsten. Ob die Verhastnng des »inlhmasstichcn ThüierS bereits gelungen ist. darüber vermochten wir nähere Er mittelungen noch nicht crnzuziehcn. Zu dcr Mittheilnrig, datz demnächst bei dcr deutschen Marnn eine Garde eingerichtet werde» solle, erhält der »Hamb. Kon" Vvn „vesliiuormirter Seite" folgende „Richligslclliiiig": »Es handelt sich darum, sür die »Hohenzollern" einen letten Stamm von Leuten zu bilden. Dieselben solle», wenn die --acht sich nicht im Dienst befindet, am Lande in einem Verbände zusammenbleiben und unlc> Führung eines der Offiziere der »Hohenzollern" gewisserliiatzcn eüu Kompagnie bilden. Alte Marinelheile sotten an der Besatzung der -)acht thcilnchmcn. so datz also auch Maltosen-Artillerie und Sec loldaten an Bord kommen. Was sonst über Abzeichen gesäbelt wird, ist Erfindung. Tie ganze Sache ist »och Entwurf, und es wird voraussichtlich noch längere Zeit daner», bis derselbe alle In stanzen passirt hat und schlietzlich die Allerhöchste Genehmigung erhält." Den telegraphisch gemeldeten Einzelheiten über das Brand- »iiglüc! in Hünield sei »och Folgendes nachgelrage». Man wird wohl das Richtige trcsfcn, wenn man annimnit. das; 150—18u Wohnhäuser ein Raub der Flammen wurde». Die Zahl dcr Ob dachlvsen wird lOOO noch üheillcigcn. Ter Brandschaden wird am Millionen Mark geschätzt. An dcr Versicherung partizipiren zahl reiche Gesellschaften, lieber die EntstehungSuriächc des FeucrS ist Zuverlässiges nicht bekannt: die Einen behaupten, cs liege Unvoi- sichtigkctt zu Grunde, die Anderen glauben an Brandstiftung. Das Feuer konnte sich namentlich deshalb so antzervrdcnllich schnell verbreiten, weil eine Scheune an die andere grenzte und dreic Scheunen säinnttlich mit den Erträgnissen der heurigen Ernte gc füllt waren. Als ein weiteres Verhreitungsmittcl des Brandes müssen die Strohpuppen bezeichnet werden, welche hier zu Lande noch unter den Dachziegeln liegen. Wer dttse Tachrrngsart kennt, wird wissen, datz rin Funke genügt, das Tack in Brand zu letzen, und hat letzteres erst Feuer gefangen, dann ist das ganze Haus, da die Gebäude üdcrwieaend ans Farbwerk bestehen, so gut wie ver loren. Verluste an Menschenleben sind nicht zn beklagen, dagegen hat manches Stück Vieh in den Flammen den Tod gesunde». Zahlreiche Mobilien sind gerettet worden und liegen zerstreut in den Gürten. In den vier verbliebene» Wirthschasteil wimmelte cs von Menschen; Feuerwehr, Militär und Bürger wogten bunt durch einander. In den Gastzimmern lagen die Menschen ans Tischen, Stühlen und auf dem 'Boden und schliefen: die Wartciälc am Bahnhof zeigten dasselbe Bild. Die Ausregung im Orte ist natürlich eine ungeheure; man fragt sich tamendnial. waö aus de» obdachlosen Meirichen werden soll, namentlich du der Winter vor der Thüce steht, dcr das Bauen unmöglich macht. I» jedem noch unversehrt dastehenden Hanse brannte die ganze -lacht Licht und hielt wenigstens Einer Wache. Man befürchtete, und nicht mit Unrecht, das Fcucr würde noch weiter um sich greisen. Die Feuer wehr war die ganze -lacht ans dem Brandplatz und die Spritzen arbeiteten an einzelnen Stellen unaushörlich. Während dcr ganzen Nacht stürzten Hauserrcste krachend zusammen. DaS Bild, welches Hünield Nachts bot, war ein grauenerregendes: das Unglück ist so gratz, datz cs jeder Beschreibung spottet. Man mutz eS gesehen haben, um eS vollständig »affe» zu könne». An Wasser hat cs, wie man vielfach nnznnehmen scheint, nicht gefehlt. Zwar sollen einzelne Sputzcn nicht haben bedient werden können, indetz mutz demgegenüber bemerkt werde», datz so viel Spritzen zur Stelle waren, datz sie gar nicht alle in Aktion treten konnten. Das Unglück ist so groß, datz sich die Nächsten- und Menschenliebe regen mutz, wenn dem Elend nur ciniqcrmatzcn gesteuert werden soll. Ter bayrischen iistaatSrcglcruiig wurde die Note deS Vatikans zuqestellt, in welcher der Papst Lev XIII. erklärt, datz durch den Besuch des deutschen Kaisers in Rom die römische Frage als nicht berührt erachtet werden könne. Dcr heilige Batcr werde nie aui- hören, wie zuvor, gegen die mißliche Lage des heiligen Stuhles zu protestiren und an alle Katholiken die Bitte zu richten, unaufhör lich dahin zu wirken, daß die römische Frage gelöst werde. Uebrigcns hatte der Papst vor einigen Tagen eure Unterredung mit einem englischen Journalisten in Nom, einem Mitarbeiter veS »Daily Telegraph", bezüglich des KaiserbesnchS im Vatikan. Nach einer Versicherung in der »Köln. Ztg." ist kein Grund vorhanden, an der
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