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D ei t ag e zum Voigtlän-Lschen Anzeiger. Redigirlvon Ldvoeat C. Wieprecht. Druck und Verlag von C. Wieprecht- seel. Wittwe. — 7^ . . ii 30« Plauen, den 27. Juli 18Ä2« Politische und andere Merkwürdigkeiten. Inland. Plauen. Wie das gegenwärtige Jahr 1842 in vielfacher Beziehung durch höchst merkwürdige Unglücks fälle sich auszeichnet, so macht sich dasselbe auch vorzüg lich durch die fortwährend anhaltende Trockenheit einen berüchtigten Namen. Sah mau auch zuweilen den Ho rizont mit Wolken sich umziehen und erwartete man hoff nungsvoll einen erquickenden Regen, so wurden doch immer diese Hoffnungen getäuscht. Schnell und unerwartet zerstreute sich das Gewölks und brennender thronte die das Jahr beherrschende Sonne wieder an dem wolken leeren Himmel. Die Saaten, welche im Anfänge des Frühjahrs ein gesegnetes Jahr versprachen, lassen derma len diese schönen Verheißungen als weit übertrieben er scheinen. Namentlich hat die nunmehr vollendete Heuernte dies bestätigt, und es läßt der dadurch sich herausstellende Mangel sich nicht anders ersetzen, als durch eine verhält- nißmüßige Verringerung des Viehstandes, was auf längere Jahre sehr betrübende Folgen haben wird. Gesegneter^ als sich bei der radikalen Dürre erwarten ließe, scheint zwar die Getreideernte, namentlich in der Winterfrucht, zu werden, erwartungsvoll sind dagegen unsere Blicke auf die Kartoffeln gerichtet, da selbst bei einem noch so ergiebigen Getreideerbau unvermeidlicher Mangel in un serem Voigtlande eintreten müßte, wenn, wie bei den dermaligen Aussichten zu befürchten steht, der Kartoffel bau in Mißwachs gerathen sollte. Zwar sind in dieser Beziehung unsere Hoffnungen auf den Monat August gesetzt, es ist aber noch sehr zu bezweifeln, ob die bis jetzt anhaltend fortdauernde Witterung eine nur einigermaßen genügende Aenderung vor dem Eintritt des Herbstes er leiden werde. Vorzüglich fühlbar ist die konstante Trocken heit an dem Wassermangel in den Flüssen und Bächen. Sämmtliche Mühlen an dem sonst lange nachhaltenden Elsterflusse stehen fast gänzlich still. DaS Flußbette ist der gestalt ausgetrocknet, daß oberhalb der Reichmann'schen Mühle mitten in demselben an verschiedenen Stellen eine ziemliche Anzahl von Kornähren stehen, wovon sich jeder durch Augenschein überzeugen kann. Ob nun schon zur möglichsten Abhülfe von auswärts Mehl herbeigeschafft wird, und obgleich man in mehrer» Mühlen, wie z. B. in Bergen und Trieb, die Mühlsteine durch einfache me chanische Vorrichtungen, jeden durch 4 Menschen in Be wegung setzt, so daß dadurch stündlich auf jedem Gange ein Viertel Korn vermahlen werden kann, so sind dies doch bloße Palliativmittel, wobei durch den da mit verbundenen Mehraufwand, namentlich der ärmeren Klasse, eine bedeutende Last auferlegt wird. Wäre es daher bei so traurigen Erfahrungen, welche sich in ver schiedenen Nüancen wiederholen können, nicht wünschens- werth, wenn, abgesehen von iiner Dampfwalzmühle, we nigstens mehrere Windmühlen angelegt würden? Wiefern sich dies realisiren läßt, vermag Schreiber dieses, als Laie in diesem Fache, nicht zu beurtheilen, glaubt aber zuversichtlich, daß hierzu hinlänglich Gelegenheit geboten sein dürste. Ausland. Paris, 18. Juli. Die Herzogin von Orleans sieht täglich den protestantischen Geistlichen, welcher ihre Ehe eingesegnet; er weilt einen großen Theil des Tages hindurch bei ihr, um ihr Trost zu spenden. Das Krämerhaus, worin der Herzog von Orleans verschieden, ist gestern von der Civilliste für einen Preis von 110,000 Frcs. gekauft worden. König Louis Philipp fährt jeden Tag mehre Stun den mit seinen Ministern zu arbeiten fort, und diese Beschäftigung scheint ihm Erleichterung in seinem Schmerze zu gewähren. Von Zeit zu Zeit wird er von seinem Gefühle übermannt, weiß sich aber immer rasch wieder