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Redigirtvon Advocat C. Wieprecht. Druck und Verlag von S. Wieprecht« seel. Witwe. zum Voigtländischen Anzeiger. 21. Plauen, den 2kl. Mai 18^2. Mannichfaltiges. Eine 63 Jahr alte Frau, in Pesth wohnhaft, welche in Folge eines heftigen Unterleibsleidens an der Wasser sucht krank danieder lag, kroch auf das Anrathen einer s. g. Wunderkuren-Sibylle in einen Sack mit Mehl ge füllt, und verweilte in demselben mehrere Tage. Schon am ersten Tage verminderte sich die Geschwulst, und in wenigen Wochen verließ die Patientin, ohne irgend ein Mittel nebenbei gebraucht zu haben, vollkommen hergestellt den Mehlsack, und genießt jetzt einer ungetrüb ten Gesundheit. Die Herren von Hoof, Vater und Sohn, Uhrmacher zu Antwerpen, haben ein Uhrwerk verfertigt, das in jeder Hinsicht merkwürdig genannt werden kann. Außer einem Stunden-und Minutenzeiger hat dasselbe noch 4' andere, welche Wochentage, das Datum, die Monate, die ge wöhnlichen und die Schaltjahre anzeigen. Die Zusam menstellung dieses Werkes ist von der Art, daß es ein volles Jahrhundert laufen kann. Der Tagzeiger voll bringt regelmäßig seinen täglichen Lauf, und geht um Mitternacht zum folgenden Lag über; jener für die Be zeichnung des Datums wirkt eben so pünktlich und regel mäßig, ungeachtet der Verschiedenheit der Zahl der Mo natstage; ergeht, durch eine vollständig berechnete Einrich tung, mit Einenmale vom 28. Februar zum 1. März über, wie auch der Monatszeiger. Dasselbe geschieht bei den Monaten von 30 Tagen; der Zeiger bleibt nie bei dem folgenden Datum stehen, wenn er weiter gehen muß. In den Schaltjahren, wenn der Februar 29 Tage hat, wird die Uebereinstimmung dieses schönen Kunstwerks mit dem Kalender eben so wenig gestört; denn um Mit ternacht des 29. Februar hat der Uebergang auf den 1. März eben so richtig Statt, als er, wie oben gesagt, in den gewöhnlichen Jahren am 28. Februar um Mit ternacht vollbracht wird. Der Ofsicier eines vor Kanton stationirten englischen Kriegsschiffes hatte bei einem eingebornen Schneider ein Dutzend Nankinhosen für das Schiffsvolk bestellt. Der chinesische Handwerksmann verlangte ein Muster; man schickte ihm eine Hose, welche zufällig am Knie geflickt war. Zur festgesetzten Zeit wurden die zwölf Beinkleider pünktlich abgeliefert: sie waren fein und schön gearbeitet; aber jedes hatte auf dem Knie den verhängnißvollen Fleckloppen, Stich für Stich mit einer Genauigkeit nach geahmt, welche der Kunstfertigkeit des Meisters Ehre machte. Für die Ausführung dieser schwierigen Arbeit war^auf der Rechnung ein besonderer Posten aufgesetzt. Die Königin der Owas auf Madagaskar hat in Paris große Bestellungen von Prachtanzügen für sich und ihren Hof gemacht. Dieselben sind jetzt zur Ansicht ausgestellt. Die Kleider der Königin sind von rothem Sammt oder der feinsten rothen Wolle, mit Seide in derselben Farbe gefüttert, und sämmtlich mit kostbaren Goldstickereien nach Zeichnungen bedeckt, die aus Tana- narivo, der Hauptstadt der Königin, zu diesem Zwecke gesendet wurden. Die Schuhe sind ebenfalls roth und mit Gold gestickt, wie die Strümpfe und die Handschuhe von der feinsten Seide. Die Kleidungsstücke für die hohen Würdenträger am Hofe von Tananarivo übertreffen an Reichthum Alles, was man bisher in dieser Art ge sehen hat. Auch Möbeln hat die Königin sich in Paris fertigen lassen, unter andern einen Sessel, der ihr als Thron dienen soll, und einen Palankin, in welchem sie sich an festlichen Tagen und bei religiösen Zermonien in den Straßen ihrer Hauptstadt umhertragen lassen will. Der Sonnenschirm, der ihr Schatten geben soll, wenn