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Seit dietzr Zeit ist dem Schreiber dieser Zeilen nicht be kannt geworden, daß einer irgendwo in Oesterreich an getroffen wurde. Auch wollen wir uns hier nur auf den eigentlichen Kern der Jagden im Centrum der Mo narchie, d. i. auf Oesterreich, Mähren und Böhmen beschränken, weil uns nur aus diesen bestimmte und un widerlegbare Documente zur Einsicht vorliegen, und wollen weder von Ungarn mit semen Myriaden Wasseroögeln, noch von den Wachteljagden des Banats rc. Erwähnung thun. Wohl aber müssen wir der steyer'schen und ober österreichischen Alpen gedenken, auf deren sonnenbeglänzten Eisfeldern die bereits selten gewordenen Gemsen jetzt wieder in Heerden ziehen und niederschauen in den blauen Spiegel der Seen, die zu ihren Füßen fluthen. Der Erzherzog Johann, ein berühmter Gebirgsjäger und, wie alle Prinzen des Hauses, ein vortrefflicher Schütze, hat auf seinen Revieren allein einen Gemsenstand von mehr als dreitausend Stücken, von denen an dreihundert all jährlich abgeschossen werden. Wildschweine werden in den deutschen Erbstaaten der Monarchie nur in geschloffe nen Gehegen, dort aber in Menge gehalten; das Hoch wild aber ist größtentheils im Freien, und vorzüglich sind es die weiten dichtbewachsenen Auen der Donau, March, Taja, in Böhmen die freien großen Gebirgsforsten, die damit besetzt sind. Wenn aber gerade in jenen Provinzen, wo die Agri kultur in höchster Blüthe steht, solche zahlreiche Wildstände bestehen, oWe die Unterthanen zu Klagen zu veran lassen, so ergibt sich dadurch der Beweis, wie wenig be gründet der Schaden überhaupt ist, den das Wild auf Feldern macht, sobald nur irgend durch Fütterung Vor sorge getroffen wird. Natürlich geschieht es hier, wie überall, daß zuweilen solcher Schaden wirklich angerichtet wird., dann aber entschädigen die österreich-L. en Jagdbe sitzer die Beschädigten augenblicklich nach dem vollen Werth des gehabten Verlustes und man hört niemals von Processen. Die Rente, die der Wildertrag abwirft, erlaubt diese Entschädigungen ohne Knickerei zu leisten, und der Ertrag bleibt noch immer bedeutend genug, selbst das Vergnügen der Jagd für nichts gerechnet. Das Jagdvergnügen ist hier mehr als irgendwo ein eigentlich nationales. Kaum gibt es einen passionirten Jäger, selbst aus niedrigem Stande, der, wenn er nur sonst ein braver Mann ist, nicht hinlänglich Gelegenheit hätte, seiner Liebhaberei Genüge zu thun, besäße er auch nicht ein Joch Eigenthum. Die großen Besitzer sind nicht im Stande, alle ihre Reviere allein oder nur mit ihren Freunden abzujagen; die Ausdehnung der hiesigen Jagden, vorzüg ¬ lich der Hasenjagden im Winter, macht oft hundert und mehr Schützen nöthig, und so werden nicht selten neben den vornehmen Gästen fast alle Honoratioren der Um gegend, Pfarrer, Arzt, Chirurg, Krämer, Postmeister, Gastwirth, kurz jeder anständige ächte Jäger gern willkommen geheißen. Wie im Soldatenleben adelt hier der Stand des Jägers jeden, -er dazu gehört, und man macht sich kaum einen Begriff, von welcher Liebenswürdigkeit die Repräsentanten des adeligsten Blutes in Oesterreich sich in solchen Fällen zeigen, und welche allgemeine Fröhlich keit jeden Unterschied des Ranges verwischt, ohne daß deshalb der Platz irgend verkannt würde, den jeder sonst im Leben und in der Welt auszufüllen berufen ist. So wird die Jagdlust in Oesterreich eine allgemeine und wie ich schon bemerkte eine wirklich nationale. Dabei wird nichts vernachlässigt, was zur Vermehrung und Erhaltung des Wildes außer der Jagvzeit nur irgend erforderlich ist, und alles Schädliche wird in dem Grade ausgerottet, daß z. B. die Zahl sämmtlicher ausgerotteter schädlicher Thiere auf den vier Hofrevieren um Wien, Prater, Auhof, Wölkersdorf und Laxenburg (nicht etwa auf sämmtlichen Staats - und Familiengütern), sich, nach dem vor uns liegenden Ausweis im Jahr 1841, folgendermaßen stellt: Füchse 1181; Marder 1187; Wiesel 4689; Iltisse 4321; Igel 1283; Katzen 5583; Hunde 3319; Adler 35; große Geier 4902; kleine Geier 4917; Nachteulen 1725; Krähen und Elstern 26,491. Zu sammen 59,633 Stücke, die geschossen und gefangen wurden. Nur bei einer solchen umfassenden Ausrottung aller feindlichen Influenzen einerseits und der möglichsten Förderung der Äkinterbestände und der Brut andrerseits ist es erklärlich, daß jedes Jahr solche Massen von Wild geschossen werden, und daß das nächste Jahr sie immer ersetzt findet. In Bezug auf Wildreichthum möchte zuerst Böhmen, dann Mähren, dann Niederösterreich im Range zählen und dann erst die andern Provinzen folgen, obgleich die Wild - und Jagdcultur in den drei ersten wohl ziemlich die gleiche sein mag. Um sich einigermaßen einen Be griff von diesen Wildbeständen zu machen, mögen fol gende Notizen dienen. Laut den Schußlisten, die uns zufällig von den Jahren 1836, 1840 und 1841 von den obenbenannten vier kaiserlichen Hofrevieren, Prater, Auhof, Wölkersdorf und Laxenburg vorliegen, wurden im Jahr WZ6 geschossen: an Hochwild 784 Stück; Tann- wild 60; Schwarzwild 709; Rehe 109; Hasen 12,680; wilde Kaninchen 215; Dachse 6; Fasanen 4731; Reb hühner 6805; Schnepfen 327; verschiedenes 27; Summa