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— 162 — Waarm-Vorräthe bergen. — Don Berlin und Leipzig auS gehen bedeutende Transporte von Mundvorräthen nach Hamburg ab. Die Ruhe kehrt nach und nach wieder, die Geschäfte fangen an mit Ordnung wieder zu beginnen, und man befürchtet durchaus nichts von Stockungen oder Fallimenten eines ordentlichen Hauses. Der Schaden der städtischen Feuercasse an Gebäuden beträgt ungefähr 43 Mill. Mark Courant. Die Anzahl der Umgekommenen läßt sich dermalen noch nicht völlig übersehen, ist aber größer, als man an fangs vermuthete. Unter dem gesprengten Gasthofe der Alten Stadt London hat man allein 22 Leichen ge funden, von denen 17 bis 18 sehr verdächtigen Perso nen angehörten. Ausland. Frankreich. Am Namenstage des Königs wurde eine Verschwörung entdeckt, in Folge deren viele Verhaf tungen vorgenommen worden sind. — Das seither in Tajo stationirt gewesene französische Geschwader ist vor dem marokkanischen Hafen in Tanger erschienen. Es soll zugleich von der Land - und Seeseite eine Demon stration gegen Marokko vorgenommen werden. Am 8. Mai ereignete sich auf der Paris-Versailler Eisenbahn ein schreckliches Unglück. Zwischen Bellevue und Meudon blieb plötzlich die erste Lokomotive des aus drei Lokomotiven bestehenden Zugs, welche wegen zu raschen Fahrens aus dem Gleise gekommen war, stehen. Die zweite Lokomotive stieß auf dieselbe, zertrümmerte sie und erdrückte den Heizer. Im Augenblicke entstand ein furchtbarer Brand, der die obere Decke der vor Kur zem neu angestrichenen Waggons ergriff. Die in den Waggons befindlichen Passagiere konnten sich nicht flüch ten, da die Wagen verschlossen und die Schlüssel im Besitze der Conducteure sich befanden, und waren in einigen Augenblicken eine Beute der Flammen. WMzstens 50 bis 60, nach andern Nachrichten sogar 90 bis 100 Personen sollen dabei umgekommen fein. Warum die 3 Schaffner, welche die Schlüssel zu den Waggons in den Händen hatten, diese nicht öffneten, erklärt sich da durch, daß zwei davon völlig verbrannt sind und der dritte schwer verletzt ist. Italien. Bei der Vermählung des Kronprinzen von Sardinien war der Luftschiffer in Turin mit seinem Ballon aufgestiegen. Bei dem Herablassen des Ballons in der Nähe einer savoyischen Besatzung, wurde der Luftschiffer von den Soldaten tüchtig ausgeprügelt und der Ballon, im Werth von 18,000 Frcs. in Stücke zerrissen. Der König von Sardinien hat daS ganze Re giment für solidarisch haftbar erklärt. Griechenland. Am 24. März Morgens 8 Uhr siel in der Gegend von Tripolizza ein Regen von einer röthlichen Flüssigkeit, dessen Masse einer ziemlich dicken Milch gleich kam. Alle diejenigen Familien, aus deren Mitte im Frei heitskriege Männer als Helden sich ausgezeichnet haben, sind vom König mit Ländereien beschenkt worden. Nordamerika. Zwischen Marokko und dem dor tigen Generalkonsul der vereinigten Staaten ist dadurch eine ernste Differenz ausgebrochen, daß dem Generalkon sul, der von seiner Regierung zurückberufen worden war, durch den Untergouverneur von Tanger die Abreise unter sagt wurde, da hierzu die Genehmigung des Kaisers noch nicht erfolgt sei. Der Kaiser billigte auf eine hierüber. vom Generalkonsul geführte Beschwerde das Be nehmen des Untergouverneurs, gab jedoch dabei zugleich noch nachträglich seine Einwilligung und befahl, er könne, nun abreisen, mit sich nehmend das Gute und Schlimme, was er empfangen habe. Die Amerikaner fordern nun dafür Gewährung einer Satisfaction, und es sollen sich, um solche da nöthig zu erzwingen, die Schiffe der ameri kanischen und mittelländischen Station bereits in den Gewässern von Gibraltar gesammelt haben. China. Die Engländer haben neuerdings 3 im Kreise Ningpo gelegene Städte weggenommen, und Sir Henry Pottinger concentrirte im Monat Februar seine Streitkräfte, um auf Pecking loszumarschiren und dem Kaiser selbst einen Besuch abzustatten. Jagden in Qesterreich. Den zahlreichen Jagdliebhabern, welche dieses Blatt lesen, wird es gewiß nicht unangenehm sein, hierdurch eine in der Augsburg. Allgem. Zeit, mitgetheilte Be schreibung der österreichischen Jagden wiederzugeben, welche jedem einen ziemlich richtigen Begriff von den unglaub lichen Wildreichthume beibringen wird, mit dem diese Monarchie wie kein anderes Land gesegnet ist. Wir abstrahiren hier, wie billig, von den ungewöhnlichen Er scheinungen wie Luchse, Bären, Wölfe rc., die vereinzelt wohl noch in einigen Provinzen vorkommen mögen; wir reden nicht vom Ellen, dem Steinbock, die ganz ver loren gegangen sind. Den letzten Steinbock schoß, so viel bekannt, der französische Marschall Marmont bei der feindlichen Invasion im Jahr 1805 in Illyrien.