Volltext Seite (XML)
170 Zeitungsbericht,. Oesterreich. Zu Rohrau, 8 Stunden von Wien, haben sich einige Cholerafälle ge zeigt, weshalb der Ort gesperrt worden ist. Seit dem 1Z. Juni waren in Ungarn 35,842 an der Cholera erkrankt, davon 6078 genesen, 16,887 gestorben und 12,377 noch in der Hei lung verblieben. — Mehrere Fabrikhcrren haben den braven Entschluß gefaßt, ihre Ar beiter, obgleich ohne Aussicht auf Absatz, fort zu beschäftigen. (Brav!) — In Ungarn sind bedenkliche Bauernunruhen ausgcbrvchen. Preußen. In Küstrin ereignete» sich einige plötzliche Erkrankung^- und Todes fälle; die Äerztc meinten, daß sic vielleicht der sporadischen, aber nicht der ansteckenden asiat. Cholera zuzuschreibcn seyn durften. — Der verdienstvolle Feldmarschall Graf von Gneiscnau ist zu Posen nach kurzer Krankheit an einem Nervenschlage verstorben. Baden. Die erste Kammcr ist einstini- mig der Adresse der zweiten für Aufhebung der Censur und Herstellung vollkommncr Preßfreiheit bcigctretcn; besonders kräftig sprach sich dcr Fürst von Fürstenberg, Schwa ger dcsGroßhcrzogs, dafür aus. Doch wur de zugleich vorgeschlagcn, daß die Namen- lossgkeit unterbleiben und jeder persönlich An gegriffene mit seinem Namen und nicht durch bloße Buchstaben bezeichnet werden solle, dann die Vorlage eines Preßgesetzes, die Beschlag nahme strafbarer Druckschriften, mäßige Kau- zionen fürZeitungcn, und Geschwornengericht^ für Preßvergehcn. Schweiz. Zwischen der Stadt Basel und der Landschaft ist wieder Krieg. In Liestal jagte man hie Beamten fort und pflanzte Freiheitsbäume; 7 — 800 M. Trup pen wurden mit Kleingewehrfeuer empfangen und mußten das Städtchen mit Sturm ein nehmen, aber auch bald mit Verlust von 20 Verwundeten und 2Todtcn, wieder verlassen. In Basel steht Alles unter den Waffen. Holland. Die Armee wird mit 4000 Mann verstärkt und alle junge Männcr aus der Altersklasse von 1831 werden der mobili- sirten Schuttery zugetheilt; es soll ssch die ganze Armee auf 120000 M. und die Kosten der Kriegsrüstungen auf ioo Mill. Fl. brlau- fen. (Schade um das schöne Geld I) Belgien. Dcr belg. Moniteur schwatzt wieder vicl von dcr bcwiescncn Bravour der bclg. Truppcn und behauptet, daß die Hol länder, trotz ihrer Uebermacht, nur aus Furcht die Kapitulazion von Löwen angenom men hätten. Dagegen versichern franz. Blät ter, daß die Belgier sich unendlich feig ge zeigt hätten und daß ohne des Gen. Belliard Dazwischenkunft Löwen mit Sturm und der König Leopold gefangen genommen worden wäre. — Der König hat in einem Tagsbc- fehle der Artillerie und Kavallerie, der In fanterie nur zum Theil seine Zufriedenheit be zeigen lassen. — Wegen der zwischen den, durch die Franzosen wieder muthig geworde nen, Belgiern und Holländern herrschenden großen Erbitterung, sollen sich die franz. Truppen zwischen beiden aufstellcn. — Ehe der Prinz von Oranien seinen Rückzug antrat, hat er noch beim franz. Gen. Gerard gespeist. Bei Wavre war cs aus Mißvrrsiändniß doch zu cinrm klcinrn Gefcchtc zwischen den Hol ländern und Franzosen gekommen. — Nach dem Gefechte bei Löwen soll sich ein Blusen- träger(Blaukittel),cin Buchdruckergehülfe, in einem Kartoffelfeld in der Absicht versteckt gehabt haben, dcm Prinzen von Oranien auf- zulauern und ihn zu erschießen; er ist er griffen worden. — Der Prinz von Oranien hat an die Armee eine sehr belobende Prokla- mazion erlassen, worin zugleich bemerkt wird, daß dcr beabsichtigte Zweck dieses Feldzugs völlig erreicht worden sey. (?) — Die holl. Truppen sind nun auf ihr Gebict zurückge kehrt, sollen sich aber auf dcm Rückmärsche nicht zum Beßten betragen haben. (Kein Wunder, wen» sich ein siegreiches Korps von fremden übermüthigcn Truppcn zurückcskor- tircn lassen muß!) Frankreich. An der bclg. Granze wur den bereits aus Furcht vor der Cholera alle Briefe durch Essig gezogen. Ein Journal yieint,