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199 womit ein Jahrgehalt von 100000 Rubel verbunden ist. Belgien. Die Geldnoth ist groß; es sollen 30 Mill. Gulden geborgt werden. Die Bürgergardcn sollten einstweilen von den Gemeinden ausgerüstet werden und sollen ihre Auslagen nach 6 Monaten bezahlt erhal ten. Viele Bat. Bürgcrgarden muffen eilends nach der holländ. Gränze ziehen. Die Sitzun- gr« des Senats kennen nicht immer gehalten werden, weil selten 26 Mitglieder desselben zusammenkommen. — In Antwerpen hat man die zurückkehrenden Holland. Kriegsge fangenen mit Steinen geworfen und sonst be droht, so daß die sie eskortieende Bürger garde drohen mußte, Feuer auf das Volk zu geben. Auch sonst wurden drohende Briefe und Anschläge verbreitet, so daß viele Ein wohner die Stadt verlassen mußten. — Von jedem Nach Frankreich zurückkehrenden franz. Regimente sollen bald nachher 5—600 Mann, in Blusen gekleidet und sich für Belgier aus den südl. Provinzen ausgehend, zurückkehren, um das bclg. Heer zu verstärken. — Am 29- Sept, ist der König in Antwerpen cinge- troffen und bald nachher langten auch der Prinz von Oranien und der Prinz Friedrich in der Citadelle an. — Ungeachtet der KriegS- minister erklärt hatte, daß er ohne Vorschüsse von den Gemeinden unmöglich für die Beklei dung der Bürgergarden sorgen könne, so hat der Senat diesen Antrag dennoch verworfen. Frankreich. In Straßburg ist von Seiten der Regierung angekündigt worden, daß die Eingangsgebühr für ausländisches Vieh die alte bleibe. Natürlich konnte die Abänderung eines Gesetzes nur von den Kam mern ausgehen. Uebrigens waren die Fleisch preist, auch nach der vom.Prüfekten vorläufig bewilligten Ermäßigung auf die Hälfte, doch die altcn geblieben. Zwar wollte die niedere Bolksklasse in Verbindung mit umwohnenden Bauern wieder Tumult anfangen, und die Zollhäuser Niederreissen, aber ehe eS noch tagte, waren die Thore mit Infanterie und Kavallerie besetzt. Der Maire Hat einen Auf ruf erlassen, worin er die Bürger vor wei- term Aufruhr warnt. Der Präfekt ist wegen seiner Nachgiebigkeit entsetzt und das Militär daselbst vermehrt worden. Die Lebensmittel steigen im Preise, obgleich der Markt damit überfüllt ist. In einer Bittschrift aus Straß burg an die Dep. Kammer, um die Minister wegen ihres Verraths gegen Polen und ihrer Nachgiebigkeit gegen England in Anklage stand zu setzen, heißt es: „Man schämt sich beinahe, Franzose zu seyn, so feig hat man sich gegen England benommen; es scheint fast, als schichte man all unser Geld nach London, um sich die Allianz des herrschsüch- tigsien oller Völker, um sich die Freundschaft der Briten zu erkaufen." — Es circuliren bronzene Medaillen, auf deren einer Seite der Herzog v. Bordeaur mit der Ueberschrift: Henri vieullonne abgebtldet ist, auf der andern aber ein Anker, Herz und Kreuz mit der Umschrift: „Gott und König" stehen. — Der König mit Familie hat das Schloß der Tuilerien bezogen, weil, wie es heißt, das Palais Royal für den Fall des Ausbruchs der Cholera (welcher?) nicht zuträglich wäre. — DaS span. Kabinet hat eröffnen lassen, daß, wenn auf franz. Schiffen eine Erpedizion gegen Don Miguel zu Gunsten der D. Maria gegen Lissabon segeln sollte, die span. Trup pen augenblicklich in Portugal cinrüchfn wür den; im Fall dies aber von Don Pedro ge schähe, man an dem Streite der Brüder nicht Theil nehmen würde. Griechenland. Die Insurgenten auf Hydra sollen dem, die Insel blokirenden russ. Adm. Ricord das Anerbieten gemacht haben, ihm die Köpfe von Miaulis und Kolokotroni und deren Anhänger auszullefern, dies aber mit Verachtung zurückgewiesen worden seyn. Maurokordato soll vom Volke gesteinigel worden seyn. Türkei. Nachdem zu Konstantinopel wieder mehrmals Frueranlegungen gestiftet, aber verhindert worden waren, brach doch am 2- Sept, wieder eine große Feuersbrunst auS, welche in 24 Stunden mehrere Quart,erc in Asche