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worden, weil eS lcicht^zu Mißverständnissen öder gar Mißhelligkeiten Anlaß geben könnte. — Da die seit lange geführten Klagen der rechtlichen und ruhigen Einwohner War schaus, daß kein Gesetz der zügellosen Frech heit der Presse und deren Verleumdungen steure, ohne Wirkung geblieben sind, s^ hat sich ein zahlreicher Strafvcrcin gebildet, wel cher gegen die Journalisten, wenn sie kcine Ehrenerklärung und Satisfakzion geben, und die Regierung den guten Ruf der Bür ger nicht beschütze, sich persönlich Genug- thuung verschaffen will. — Die Bessern im Volk und auch in der Armee beklagen den Tod des russ. FM. Diebitsch, weil er immer mög lichst mit Menschlichkeit gehandelt habe. — Gen. Skrzynezki hat den Pvln. Verlust in der Schlacht von Ostrolenka also angegeben: Todt 2 Generale, 9 höhereOfficiere, 39Sub- alternoffie. und 1768 Gemeine; verwundet 15höhereOffic., 87Subalternoffic. und gegen 2000 Gemeine; einige 100 Soldaten geric- then in Gefangenschaft odcr waren in die Wälder zerstreut. — Die Gen. Gielgud und Chlapowski haben sich durch die Insurgenten schon in Verbindung gesetzt und beide haben einige russ. Korps geschlagen und dabei auch Kanonen erobert. Gielguds Macht soll sich durch Schamaiten und Litthaucr bereits auf 40000 vermehrt haben, wovon die eine Hälfte nach Polangen, die andere nach Wilna abge schickt worden. In der Gegend von Rofficnna sollen 20000 uniformirtc und ziemlich gut be waffnete Samogiticr stehen. — Die Polen und Insurgenten sollen allenthalben die Be amten und angesehenen Bürger zwingen, mit, ihnen in den Kampf zu ziehen. — Die Ein nahme von Bvbruysk soll durch eine Kriegslist erfolgt scyn- Der Gouverneur habe nehmlich befohlen, daß in kürzester Zeit 1000 Fuhren mit Lebensmitteln geliefert werden sollten; die Insurgenten aber hätten sich darauf, als Landleute verkleidet, mit versteckten Waf- fm, dahin begeben und so sich der Festung ohne einen Schuß bemächtigt. — Podlachien war fast gänzlich von den Russen befreit, Gen. irr — Rybinski besetzte ohne Hinderniß Siedler und Micndzyrzcez. —' Am 20. Jun war das russ. Hauptquartier in Plozk und wahrschein lich Zog sich in Folge dessen Gen. Skrzynezki wieder nach Warschau zurück, wo gegen ihn Unzufriedenheit cingetrcten und wo man wegen der neuen Operazionen der russ. Haupt macht in Besorgniß versetzt sehn soll. Rußland. In Riga waren vom An fänge des Ausbruchs dcr Cholera bis Ende Mai 2134 erkrankt, 1109 gestorben und 537 genesen. Die Krankheit wurde schwächer, und Handel und Wandcl gingen ungestört fort. — Die Cholera hat sich auch in Petrikau gezeigt. — Der Oberbefehlshaber Feldmarschall Die bitsch-Sabalkanski war nach dem neusten russischen Berichte bei dcr anhaltend schlech ten Witterung kränklich geworden; ein Ader laß crleichtcrtc ihn; am 10. war er ganz wohl, und Mittags schon todt. Nach VerichL des preuß. Bat. Arztes Koch aus Pultusk hat die Sekzion erwiesen, daß er wirklich an der Cholera gestorben scy. Seine Stelle ward durch den Gcn. Toll, dcr zu allen Siegen, auch zu dem übcr Napoleon, so viel beitrug, tüchtig ersetzt. Doch ist der neue Oberfeldherr der russ. Armee in Polen, FM. Paskcwitsch- Eriwanski, am 21. Jun. in Memel cingc- trvffcn. Brasilien. Auch in Bahia ist am 4- April eine Revoluzion ausgcbrochcn. Die Brasilianer griffen in bcdeutendcr Anzahl zu den Waffen und die Truppen vereinigten sich mit ihnen; die Absetzung des Präsidenten und allen in Aemtern stehenden Portugiesen mußte erfolgen; Weiße, Mulatten und Schwarze nahmen Besitz von der Stadt, zogen 3 Tage lang durch die Straßen, feuerten nach allen Richtungen und tödeten alle ihnen begegnen den Portugiesen auf das Grausamste. Dor Pöbcl setzte hierauf seine brasil. Freunde in die crstenStaatsämter ein, und darauf herrschte, wenigstens scheinbar, wieder Ruhe. — Als Hauptbcschwerdepunktc über die abgcsetzte Regierung werden angegeben: die Unfähig keit der Minister; die Anleihe in England und deren