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KatholicismuS wieder einzuführen. Man wäre mir weit lieber gefolgt, wenn ich die Fahne der Protestanten aufgrpflanzt hätte. Im Staatsrathe, wo es mir mit großer Mühe gelang, die Annahme des Konkordates mit dem Papste z» bewirken, sagten Mehrere zu einander: „Wohlan! wir wollen Protestanten werden, so geht uns das Konkordat nichts mehr an!^ Sicher ist es, daß in der Unord nung, auf welche ich folgte, unter den Ruinen, auf die ich mich gestellt fand, ich zwischen dem Katholieismus und dem Protestantismus wählen konnte; und es ist eben so wahr, daß die Stimmung des Augenblicks für den Pro testantismus durchaus günstig war." „Die Accidenzien der Geistlichen sind unpas send. Es liegt eine Unanständigkeit darin, mit heiligen Dingen Handel zu treiben, und man muß dies durchweg abschaffen. Dadurch, daß die Handlungen der Religion unentgeldlich verrichtet werden, wird deren Würde, Wohl- thätigkeit und Barmherzigkeit erhöht. Nichts ist natürlicher und einfacher, als diese fatalen Sporteln durch eine gesetzmäßige Abgabe zu ersetzen, oder, besser noch, sie in der Masse der allgemeinen Abgaben mit zu begreifen." — „Mögen die Diener der erhabensten der Reli gionen, die den vom Unglücke zerrissenen See len die Worte des Friedens und Trostes brin gen sollen, die sanften Regungen derHerzens- ergießungen kennen! Möge ihn der Nektar keuscher Liebe die Größe der Liebe des Urhebers unsers Lebens kennen gelehrt haben! Dann wird er des öffentlichen Zutrauens wahrhaft würdig, der Mann der Natur und der Dol metscher ihrer Gefühlt seyu. Er wähle sich eine Lebensgefährtin. Dieser Tag wird der Triumph der Moral seyn und von den Freun den der Tugend herzinniglich gefeiert wer den." (Wie wahr und schön gesagt! Aber warum brachte er es nicht in Ausführung? Er, der fast Allmächtige, hätte es doch viel leicht vermocht, und würde dafür noch von der spätesten Nachwelt gesegnet worden seyn.) Zeitungsberichte. Preußen. Nach Graudenz ist die Cho lera durch einen Pudel, welchen die Witwe eines daran verstorbenen Schiffers an einen dortigen Kaufmann verkauft hatte, gebucht worden. Von 16 am 24. Jul. Erkrankten starben — 1Z. (!) Das Uebel verbreitet sich immer weiter und war schon bis gegen Frank furt a. d. O. gerückt. Belgien. Der König, sagt man, mußte sich auf seiner Rundreise wunderlich fügen, um die Gunst der verschiedenen Provinzen zu erlangen; hier müsse er den Mönchen, dort den Soldaten Schmeichelhaftes sagen, hier schlechtes, dort gutes Französisch sprechen, hier Wein, dort Dier trinken u. dgl. Dem strengkatholischen Frlir v. Merode soll er an vertraut haben, daß er sich nur mit einet kathol. Prinzessin vermählen und alle seine Kinder katholisch erziehen lassen wolle. (Ei!) -- Nach Eingang des holländ. Ultimatums, zu dessen Annahme nur ein 6tägiger Termin bewilligt worden, ist der König sogleich zur Armee an der holl. Gränze abgereist. Doch hoffte man, daß die lond. Konferenz den Frie densbruch nicht zugeben würde. — Der belg. Monitör sagt unter heftigen Schmähungen, daß die Holländer den Waffenstillstand, den sie ohnehin nicht hätten für sich allein auf heben können, sogar ohne förmliche Aufkün digung gebrochen hätten und auf das belg. Gebiet vorgedrungen wären. Er äußert da bei: „Es ist, als ob bis zur letzten Entwicke lung unsers rrvvluzionären Dramas die Ver nunft und das Recht auf unserer Seite bleiben müßte; wir haben Alles für uns, was das Recht unter den Menschen ausmacht." (?) — Der Kriegsminister hat streng befohlen, den Kapidal-Damm und die Schleußt Verlaae den Holländern wieder abzuuehmen. Ans dem Innern eilen die Truppen nach der Grar.zr gegen den Feind, selbst aus Lnremburg sind die Truppen weggezogen worden. — Der Prinz von Lranien hat bei seinem Einrücken in Belgien bekannt gemacht, daß der Krieg bloß