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Voigtländischer Anzeiger. 34. Stück- Plauen, Sonnabends den 20. August 1831. Vaterländisches. Unterm 6- Aug. ist von der Regierung auf die Schädlichkeit des Mutterkorns wiederholt aufmerksam gemacht, dessen sorgfältige Ab- fWderung von dem Getreide anempfohlen, auch den Obrigkeiten anbefohlen worden, da mit zu sehr verunreinigtes Getreide auf die Märkte und in die Mühlen, so wie dessen Ver kauf im Hause, zu verhindern und zwar unter Androhung der Konfiskazion und einer Geld buße von 20 Thlrn. oder anderer nachdrück licher Strafe. — Die Regierung hat, um den Seidenbau zu befördern, bekannt machen lassen, daß an zuverlässige Personen zu dem Ende cinigeJahre lang cineQuantität Maulbeerbaumpflänzlinge unentgeldlich ver- theilt werden, wozu sich längstens bis Mitte Septembers gemeldet werden soll. — Ein Ehrenmann, der Herz. Sachs. Goth, geheime Rath Julius Wilhelm von Oppel hat in seinem Geburtsorte Krebs in derParochie Dohna nicht nur ein schönes Schulhaus neu erbauen und mit allem Röthigen wohl ver sehen lassen, sondern auch zu dessen Erhal tung und zur Besoldung des Lehrers 12000 Thaler gestiftet. Zum dankbaren Andenken an seine Mutter hat er dieser Schule den Na men Sophien-Schule gegeben, und sie ist auch an der Verewigten Geburtstage feierlich »ingeweihet worden. Der Hr. Sup. 0. Ti scher zu Pirna hat in der Einweihungsrcde dieFrage aufgeworfen: „Obwohl dasZuviel- wiffcn ungehorsame Unterthanen mache?" welche er mit nein beantwortet, wenn vom ächten Wissen die Rede ist, weil dies dem Begriffe selbst, der heiligen Pflicht und der gesammten Erfahrung widerspreche; mit ja aber, wenn es einem unächten Wis sen gilt, d. h. dem bloßen Halbwissen, Gedächtnißwissen und Verstandes- Wissen ohne Vernunft und Religion. Am Schlüsse sprach der geisicsgewandte Redner zu dem wahrhaft adeligen d. h. edlen Stifter: „Warum ich das gesagt habe? Weil ich damit Ihre Ueberzeugung aus spreche, ehrwürdiger Wohlthäter! Weil eS jenen gilt, denen dies gesagt werden muß und die vielleicht auch Ihr schönes Werk mißdeu ten. Jede gute That, sagte schon ein alter Weiser, ist vielen andern ein Räthscl. Selbst nicht fähig, Edles zu vollbringen, glauben sie nicht an edles Thun. Hören sie davon, so arbeitet und schneidet man daran, bis et was von seinem Werthe herunter ist, wie ge wisse Leute von den Goldmünzen. So leich ten Kaufes, denkt man, soll der Edle die Ehre nicht haben." — Die neuen Kopfe r- pfennige haben ein sehr nettes Gepräge und ein so niedliches Ansehen, daß man sie fast für leichter, als die alten halten sollte; aber sie sind von ganz gleicher Schwere. — Auf dem Gränzgebirge bei Johanngeorgen stadt war in der Nacht vom 26- zum 27. Jul. bei einem starken Gewitter ein Wolkenbruch nitdergegangcn, welcher, sowohl nach Sach sen, als nach Böhmen zu, ungeheuere Ver wüstungen anrichtete. — Die italien. Oper in Dresden hört mit Ostern 18S1 auf, und auch den Kastratensängern ist gekündigt. (Viel erspart!)