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Voigtländi scher Anzeiger. Plauen, Sonnabend- den 30. July 1831. 31. Stück. Vaterländisches. Im zjähr. Zeiträume vom 31. Okt. 1830 bis 31- Mörz 1831 betrugen die Feuerver- sicherungsentschädigungen i) an Gebäuden: 113,371 Thlr. 2 gr. 4 pf. 2) an Verlust und Entschädigung von Feuerlbschgeräthen 4,613 Thlr. 15 gr. 1 pf. 3) an unumgänglich noth- wendig gewesenem Aufwand 3,167 Thlr. 2gr. Da nun der Hauptversicherungsbetrag in 91,215,258 Thl. besteht, mithin die Beiträge davon, nach 1 Pfennig von 25 Thl., 12,668 Thl. 18 gr. 10 pf. betragen, so ist, um den in 121,151 Thl. 19 gr. 5 pf. bestehenden Auf wand und die in Zurechnung kommenden Ein- nahmrgrbühren, Botenlöhne und unvermeid lichen Reste zu decken, auch den zu allmäh- liger Bildung eines zu vorschußwciscr Ver gütung entstandener Brandschäden bereit zu haltenden baarem Bestand von 30,000 Thl. erfüllen zu können, ein Beitrag von 4 Gr. auf 100 Thl. erforderlich. — Der Ob. Hof- gerichtsrath v. Fr. Hcldr. Karl Siegmann, gewesener Bürgermeister in Leipzig, feierte am 5. Jul. sein akadem. Ina ugurazions- jubiläum. Der 2 Jahr und einige Monate altere Jubilarlehrer und Senior der Universi- tät, Hofrath und KomthurO. Beck, wünschte ihm in einer klassischen Epistel Glück, und am 14. Jul. feierte auch der Schöppenstuhl das Doktorjubiläum jenes seines ältesten Bei sitzers. — Zu sofortiger Entscheidung in Leipzig verkommender zweIfelhafterCen- surfragen ist daselbst ein eigenes Censur- rollegium -u errichten für gut befunden worden. Das Mutterkorn (8ecsle cornutum «. OIsvus) ist eine Krank heit des Roggens, welche wahrscheinlich durch zu feuchte Witterung in der Blüh- und ersten Kornbildungs-Periode entsteht. Wie es ein Fäulniß-Erzeugniß ist, erzeugt und fördert es auch selbst wieder die Fäulniß bei andern Sub stanzen. So vermengte z. B. derChemikcr Bon- Voisin Kalbfleisch und Mutterkorn, wozu er noch etwas Wasser setzte, und in 10 Stunden entwickelte sich schon die Fäulniß mit unaus stehlichem Gerüche, und nach 48 Stunden hatte das Fleisch schon allen Zusammenhang ver loren. Weizenmehl, mit Mutterkorn und Wasser vermengt, ging sogleich in eine faule und nicht erst in eine saure Gährung über. Hieraus ergibt sich, und ist auch schon oft durch die Erfahrung bewiesen, daß viel Mut terkorn, unter dein Roggen mit vermahlen und verbacken, ein höchst ungesundes Brod gibt. Besonders erzeugt es die furchtbare Kriebelkrankheit oder jenes Nervenübel, wo nach einem starken Schweiße kleine Blat tern über dem ganzen Leibe aufschießen und ein heftiges Jucken verursachen, wobei der Kranke ein Kriebeln in den Fingerspitzen und oft in der ganzen Hand empfindet. Zuweilen er scheinen durch den Genuß vielen Mutterkorn- sogar auch heftige Krämpfe mit einem »väs- serigen Erbrechen und Durchfalle, also cho leraähnlichen Symptomen. Da nun in dem heurigen Jahre im Roggen viel Mutterkorn bemerkt wird, so hat sich der Rath zu Leipzig für verpflichtet gehalten, darauf aufmerksam zu machen und anzurathen, daß man derglei chen Roggen zuvörderst recht reif werden lasse, weil