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123 tcutsche Auswanderer, welche sich von Havre nach Nordamerika einschiffen wollten, wurden durch Schilderung der in Algier zu erwarten den Vortheile bewogen, dahin abzugehen. Italien. Der König von Sardinien hat den Generalsiab und die königl. Garden, die jährlich 6 Mill. Lire kosteten, aufgehoben, auch im Hofstaate bedeutende Reformen vor- genommen. Einen Officier, welcher einen jun gen Mann, der aus Versehen an ihn stieß, mit flachen Säbelhieben mißhandelte, hat er eigenhändig aus der Rangliste ausgestrichen und ihn auf 6 Monate nach einer Festung ge schickt. Als ihm derPoliceiminifter eine lange Liste von Karbonari und andern angeblichen Staatsverräthern übcnrcichte, zerriß er sie mit den Worten: Sie haben mich zum Beß ren ! und wandte ihm den Rücken zu. Auch hat er sich bei der Armee durch ein liberaleres Beförderungssystem sehr beliebt gemacht. — In Modena sind die Häupter der letztem Re- voluzion, Cico Menotti und der Adv. Borclli gehenkt worden. Auch die Gräfin Cangorci ist zum Tode verurtheilt, aber die Hinrich tung noch verschoben worden. Griechenland. Die zu Hydra niederge setzte Kommission, worunter sich auch Miau- liS, Tombasi und Kondurivtis befinden, hat vom Präsidenten im Namen der Nazion die Nichtigkeitserklärung aller Handlungen des vom Präs, und nicht von der Nazion gewähl ten Kongresses, eine Konstituzion, die Preß freiheit und Revision der Rechnungen ver langt. Der Präs, legte bei seiner Rückkehr nach Napoli di Romania dem Senate die Frage vor: Ob Griechenland in der Lage scy, von der Preßfreiheit Gebrauch zu machen? welche aber verneinend entschieden wurde. Rußland. Jn Volhynien und Podoh'cn ist es zu mehrern Gefechten mit den Insur genten gekommen. Bei Gerodta griff Gen. Roth 5000 der letztem an, 560 blieben und ihre 4Kanoncn wurden erobert; beiDaschewo erneuerte sich der Kampf; die Insurgenten warfen sich auf die ruff. Kanonen, wurden aber umzingelt und großenthells medergr- macht. Das Gefecht dauerte 6 Stunden, gegen <200 Todte und Verwundete bedeckten das Schlachtfeld, alles Geschütz und Gepäck wurde erbeutet, gefangen aber wurden nur etwa <00, weil wenig Pardon gegeben wurde. Die Aufrührer sollen sich größtentheils in die Wälder zerstreut haben, aber da von Solda ten und Bauern aufgesucht und gefangen werden. Dagegen melden poln. Bl-, daß in einem Kampfe der Insurgenten bei Human in Podolien die Russen total geschlagen wor den wären und <200 Todte auf dem Platze gelassen hätten. — England soll bei dem russ. Kabinet sehr nachdrücklich für die politische Existenz Polens gesprochen haben und in dessen Folge von Petersburg eine provisorische polnische Regierung abgegangen scyn, welche vorläufig in Bialysiock ihren Sitz nehmen soll. 'Polen. Der Generaliffimüs Skrzynezki ist wegen seines kluge» und tapfern Beneh mens in der Schlacht am 26. Mai von der Regierung belobt worden, der Gen. Uminski dagegen, dem derVcrlust jener Schlacht allein zugeschrieben wird, hat seinen Abschied be kommen. — Warschau und die Umgegend wurden fortwährend verschanzt.— In einem Aufrufe der Regierung vom <Z. Mai an die Bewohner von Litthauen, Vvlhynien, Podo lien imd der Ukräne, heißt es u. a. „Brüder, bietet diesmal alle eure Kräfte auf! Gemein- sam verbunden, nachdem wir mit dem Feinde furchtbare Kampfe gefochten haben werden, wollen wir Europas Reiche als unsere Richter auffordern. Vor diesem-Richtersiuhlc werden wir bluttricfend erscheinen, werden ihm die Bücher unserer Geschichte und Europas Län- dercharte vorlegen und sprechen: Seht hier Euere und unsere Sache! Die gegen Polen ausgcübten Ungerechtigkeiten sind Euch be kannt. Ihr sehet dessen Berzweifelung. Fra get seine Feinde um seine Tapferkeit, um sinnen Edelmuth. Brüder, hoffen wir zu Gott, daß er die Herzen un serer Richter leiten, und daß diese, von Gerechtigkeit beseelt, aus- fprechen werden: „Polen lebe auf, frei und onabhängig." — Der Guthsbesitzer Eichozki, o»r