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Belgien. Nachdem der Minister des Auswärtigen, Lebeau, Ponsonbys Schreiben in der Kammer verlesen hatte, worin als Hauptpunkte des Beschlusses der 5 Mächte erschienen: daß Holland sein durch Traktate festgesetztes Gebiet behalten müsse, Belgien sich dem europ. Systeme anschließcn und die bestehenden Verträge anerkennen solle, daß es jeden passenden Souverän wählen könne, daß aber der ohnehin gewünschte Prinz Leopold der genehmste seyn würde, daß dieser aber nur die Krone annehmen werde, wenn er es mit Ehren könne, und dann aber auch die Beendigung der Luxemburgischen Angelegen heit auf sich nehmen werde; daß man sich also nicht in Schwierigkeiten stürzen möge, welche sogar das Verlöschen des belgischen Namens hcrbciführcn könnten rc. verließ er die Tribune schweigend, und der Kongreß war außer Fassung und schwieg ebenfalls; nur Jottrand ließ einige Worte über die heiligen Rechte der Insurrekzion fallen, aber verstummte dann auch. Die Bcrathung wurde auf den Zo. Mai ausgesetzt. Der Beschluß des Nazional-Kvn- grcsscs bestimmt Folgendes: 1) die Wahl des Staatsoberhaupts wird für null und nichtig erklärt, wenn es das Abtreten Luxemburgs oder eines Theils von Limburg zur Bedingung seiner Annahme macht; 2) der Konferenz und dem Könige Wilhelm ist vorzuschlagen, mittelst pekuniärer Opfer alle Gränzstrcitig- keiten zu schlichten ; 3) Matstricht soll einst weilen eine gemischte oder auch fremde Garnison erhalten; 4) die Ausgleichung wird dem Kongresse zur Genehmigung vorgelegt und der Bericht über den Beschluß muß jeden falls bis zum 20- Jun. erfolgt seyn. Die Aufregung war groß und Viele verlangten so gleich den Anfang des Kriegs. — In der. Kongreßsitzung am 4. Jun. ist von 196 Mit-' gliedern der Prinz Leopold von Koburg mit 152 Stimmen zum Könige gewählt worden. Sämmtlichc geistliche (kathol.) Mitglieder, nur mit Ausnahme des Abbe' de Haerne, haben für ihn gestimmt. Der Regent Surlet de Chokicr hatttc 44 Stimmen, und io Stim men waren gegen den Prinzen, dem nun aber durch eine Deputazion die Krone, unter ge wissen Bedingungen, angetragen werden soll. Die vernünftige und gemäßigte Partei hat demnach gesiegt. Der eigentliche Volkshaufen hat wenig Freude über diese Wahl gezeigt, aber mehr die bessere Bürgerklasse, die sich nach Ruhe sehnt. Frankreich. Durch königl. Ordonnanz vom 31. Mai ist die Deputirten-Kammer au^ gelöst; die Wahlkollegien sind zum 5. Jul. be rufen und beide Kammern werden am 9-Aug. eröffnet. — In Straßburg hatten unruhige Auftritte stattgefunden und man hörte oft den bittern Ausruf: Vivs Is Misere! Es lebe das Elend! Die unbedeutenden Kriegs- rüstungen'daselbst sind beendigt. — Bei der Fremdenlegion in Bar-le-Duc fanden häu fige Deserzionen statt. — Zu Tarascon im Departement der Rhonemündungen hat eine republikanische Volksassociazion, zu welcher sich selbst das Militär hinneigte, Freihcits- bäume errichtet, die königl. Autoritäten ver höhnt und die als Karlisten Verdächtigen ge- mißhandelt. Groß-Britannien. Der König hat dem Minister Grey den Hosenbandorden ver liehen und zwar ihm eigenhändig die von ihm selbst getragenen Insignien desselben über reicht. Portugal. Don Miguel hat die ih» von der franz. Regierung gegebenen 24 StuW den Bedenkzeit zu Leistung der verlangten Genngthuung verstreichen lassen, und in des sen Folge haben die im Tajo liegenden franz. Kriegsschiffe nicht nur eine von Terceira kom mende portugiesische Korvette weggenommen, sondern es ist auch ein Theil der franz. Es« kadrc nach Terceira abgesegclt, um die dort kreuzenden Port. Schiffe zu nehmen. Algier. Nach der Ebene Mitibjah und dem Atlas ist wieder ein Streifzug unter nommen worden, um die noch feindseligen Stämme zu züchtigen und zu zähmen, wobei mehrere Dörfer niedcrgrbrannt und viele Fruchtbäume umgehauea wurden. — Biele teutsche