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halb einer Verdächtigung und Anschuldigung nicht unterliegen könne, der ich, freilich auch nicht nach Mancher Geschmack, so oft und stark gegen das ewige, gewöhnlich nur zu oft grundlose Ta deln höherer und niederer Behörden mich geäußert; nach jenen unruhigen Tagen im letzten Vier tel des vorigen Jahres mich sogar verpflichtet gehalten, am 17. Sonntage nach Trinitati« 1830 selbst an heiliger Statte das verdiente Lob über das gesetzliche Rechtverhalten der hiesigen braven Bürgerschaft freudig auszusprechou, wie Manchen, wenigstens durch Hörensagen, bekannt gewor ben seyn wird*), und endlich auch in Nr. 11. d.Dl. bei der Anzeige von dcrJnstallirung der hiesigen Kommun-Repräsentanten von diesem und für diesen Verein gewiß mit der gebührenden Achtung gesprochen habe. Mich aber nun, auf bloßen Verdacht hin, der entgegengesetzten Gesinnung an- klagen, das heißt: mich entweder der Charakterschwäche, oder der Heuchelei, oder des boshaften Uebrlwollcns beschuldigen, und ein Solche« habe ich gewiß eben so wenig auf irgend eine Weise je verwirkt, al« ich es für mein vierzigjähriges Wirken in und für Plauen verdient zu haben glaube. Wenn aber auf diese Art der auf mich geworfene Verdacht schon moralisch geschwächt ist, so erscheint er auch faktisch als völlig unbegründet; denn ich kann auf das Heiligste ver sichern, daß ich 1) von de» Verhandlungen der geehrten Kommun-Repräscntantschast nie auf anderem Wege das Geringste zu erfahren gesucht, oder wirklich erfahren habe, als durch die Protokoll-Auszüge in „den Blättern aus dem Voigtlande"**); - 2) daß ich namentlich von dem Beschlusse wegen der besprochenen und nicht für nöthig und gut gehaltenen Adresse nicht eher Kenntniß erhalten habe, als bis mir die Anzeige und Rechtfertigung davon in Nr. 19 d. Bl. zu Gesichte kam; 3) daß aber endlich auch nur ein Gedanke, geschweige denn eine Tendenz gegen den erwähn ten Beschluß eine reine Unmöglichkeit war, indem am 26. April, wo die HH. K. R. über den Gegenstand, vielleicht erst Abends, dcbaltirten, das Manaseript zu Nr. 18 d. Bl. schon des Morgens in die Buchdruckerei, wie man dort bezeugen kann und wird, abgcholk, die angefochtene Stelle aber schon einige Tage früher nicdergeschricben worden war. Demnach war bloß ein unglückliches Zusammentreffen und ein leidiger Jrrthnm die Ursache jener Aufregung und jener Anklage gegen mich, und nur daSEine nimmt mich Wunder, wie nicht wenigstens die in jener Versammlung sitzenden Herren Juristen die Sache erst reiflicher und ruhiger erwogen haben, da Sie ja das Trüglichc des Schlusses: kostkoc, ergo xrozrter Iioc. (Nach diesem, also wegen dieses) kennen, und von Ihnen der Grundsatz des Rechtes, ja der Menschlichkeit: HrliHbet praesumitnr danus, ckonec xrobstur contrarium (Jeder ist für gut salso auch für unschuldig kj zu halten, bis das Gegenthcil erwiesen ist) immer beachtet wird. Hätten die geehrten HH. K. R. es nicht unter ihrer Würde gehalten, mir davon Anzeige zu thun, daß die fragliche Bemerkung von Einigen (denn gewiß nur Einigen) als eine mißbilligende ja beleidigende Aeußerung über ihren gefaßten Beschluß gedeutet worden, so würde ich es für Pflicht gehalten haben, diese falsche Meinung durch die obigen drei Gründe sogleich zu berichtigen, und dabei zugleich erklärt haben, daß ich es mir nie erlaubt haben,***) ja selbst nie verzeihen würde, gegen die Maßregeln von Männern, die eine so gemeinnützige Bestimmung haben, so rühmliche» Eifer beweisen und dem Allgemeinen so große, freilich nicht Allen bekannte und von Allen erkannte, Opfer bringen, selbst dann, wenn ich ihrer Ansicht nicht wäre, auch nur den leisesten Tadel aus zusprechen und ihnen dadurch ihren ohnehin so mühevollen Beruf noch mehr zu erschweren. Da indeß die Sache einmal öffentlich geworden ist, und ich alles bisher Gesagte als reine Wahrheit auf Gewissen und Ehre bclhcnern kann, so war ich zuvörderst diese Verchei- ') Der Inhalt der Predigt war folgender: «Daß Eurem, auch in dieser Zeit der Aufregung and Ver lockung behaupteten edlen Bürgersinne ein edler Bürgerstolz wohl zustehe, und zwar weil Ihr inur nach dem guleu Rechte für das Gemeinwohl verlangt und dabeia) mit Würde und Ruhe gehandelt habt." **) Welche Zeitschrift auch ich, ihres ernsten Inhalt« und ihrer gemäßigten Sprache «ege», sehr schätze und ihr eine immer weitere Verbreitung wünsche. *-) Und hätte ich e« mir erlaubt, so würde e« gewiß mit der schuldigen Klugheit und Zartheit geschehe» se»«.