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95 Türkei. In Folge der entdeckten Ver schwörungen haben mehrere Hinrichtungen stattgcfunden, und auch derViceadmiral Tahir Pascha ist erdrosselt worden. — In Syrien, Babylon und Bagdad lodert, wie in Albanien, die Flamme des Aufruhrs. — Der Pascha von Skutari soll mit 40000 Mann gegen Bitoglia ziehen und in einer Proklamazion erklärt haben, daß er die alte Ordnung wie- derhcrstellcn wolle, aber auch strenge Manns zucht halten werde. — Auch in Bosnien ist der Aufstand ausgebrochen, und die Plane gehen dahin, die alte Ordnung der Dinge, oder vielmehr absolute Anarchie der Demago gen wieder einzuführen und das neue Erecicr- reglcment und die Recrutirung der Truppen nebst den anbefohlnen Abgaben einznstellen re. Die Rebellen sollen dem Sultan einen jähr lichen Tribut'von 4000 Beuteln oder 2 Mill. Piaster unter der Bedingung angeboren haben, nicht mehr unter einem Vezier zu stehen, sondern eine republikanische Verfassung zu haben. Der Aufstand soll durch cingeschlichene Fremdlinge veranlaßt worden seyn. Rußland. Die Insurgenten in Litthaucn werden hier und da in einzelnen Haufen ge schlagen und zerstreut, und immer mehr Trup pen rücken gegen sic an. Einige Jnsurgenten- anführcr sollen von ihren eigenen Leuten aus Mißtrauen (oder Unmuth?) erschossen wor den seyn; andere sind flüchtig geworden. — Nach ruff. Berichte soll in dem für den poln. Gen. Sierawski so unglücklichen Gefechte dessen Streitkraft aus 14 Bat. Infanterie, 4 Reg. Kavallerie und to Kanonen, die ruff. aber nur aus 6 Bataillons und 12 Eskadrons bestanden haben. — Der Kaiser soll auf unbedingter Unterwerfung Polens und dessen Einverleibung mit dem russ. Reiche bestehen und mit dem beßten Willen schwerlich Nach sicht üben können, ohne die Volksliebe zu ver scherzen. Dem FM. Diebitsch soll eine Re servearmee von t.50000Mann zugeführt wer den. — In Litthauen sind mehrere Aufwieg ler und auch unter ihnen ergriffene Edelleute hingcrichtet worden, worauf die Insurgenten in der Nachbarschaft aus einander liefen. — Bei Mariampol haben 800. Mann Infanterie mit 150 Kosaken und einigen Kanonen einen Jnsurgcntenhaufen von 8000 Mann geschla gen, wovon 2500 auf dem Platze geblieben und 2000 gefangen worden seyn sollen. — Die Truppen in der Walachei haben Befehl erhalten, über den Pruth zu gehen und sich nach Podolien, Volhynien und Litthauen zu ziehen. — Als Grund, warum die ruff. Hauptarmec sich wieder von Minsk bis hinter Siedlcc zurückgezogen habe, wird der Mangel an Subsistenzmitteln in der ganz erschöpften Gegend angegeben. Nach erhaltenen Ver- pflegungsmittcln soll das Vorrücken wieder stattfinden und die Polen sollen dann zu einer Schlacht gezwungen werden, die das Schick sal ihres Landes entscheiden werde. Pole n. Der General Skrzynezki hat in einem Tagsbefehl aus Jerdozciow vom 18. April der Armee angekündigt, daß die bis herigen glücklichen Erfolge nur erst Anfänge gewesen, sodann aber sie ermahnt, auch dann, wenn die polnische Armee eine rückgängige Bewegung machen müßte, alle Ausdauer zu beweisen, indem noch viele Kämpfe und Müh seligkeiten ihrer warteten. In diesem Tags- befehl wird übrigens angegeben, daß die Russen in diesem Kampfe bereits 50000 Mann verloren hätten, worunter 16000 Gefangene, und 11 Fahnen oder Standarden, 30 Kano nen, 20000 Waffenstückt und eine Menge Pulverkaften, Munizionswagen und Bagage erobert worden wären. — Nach ruff. Be richte war das Gefecht zwischen dem rnff. Gen. Creutz und dem poln. Gen. Sierawski am ganzen" 17. April mörderisch, aber die Niederlage der Polen auch total. In wilder Flucht eilten sic dcr Weichsel zu, über welche, da cs an Fahrzeugen fehlte, die meisten zu schwimmen versuchten, aber in den. Flutben umkamen. Die Russen nahmen 4 Officier/ höher» und 52 Officicre niedcrn Ranges nebst' 2000 Gemeinen gefangen nnd erbeuteten Z bis 4000 Gewehre und viele Bagage. NaA Aussage dcr Gefangenen soll der poln. Ver-